Neuer Sendeplatz, gleiches Wetter: Kachelmann goes Youtube
Schlonziger Freizeitlook, dicker Ehering und selbstgemalte Wetterkarten: Dank Internet ist Wetterexperte Jörg Kachelmann jetzt auch ohne ARD wieder auf Sendung.
Hat er das Internet als seine neue Heimat entdeckt? Seit seinem Freispruch vom Vorwurfs der Vergewaltigung - nach 132 Tagen Untersuchungshaft - twittert der ehemalige ARD-Wettermann Jörg Kachelmann unablässig. Gerade erfahren seine bereits 9500 Follower: "Später heute und morgen zwischendurch Regenschauer, Mo und Di am besten, So auch schon etwas besser."
Doch der Schweizer, der wohl nicht mehr mit einer Rückkehr ins ARD-Prgramm rechnet, gibt seine Prognosen neuerdings auch über andere Kanäle zum Besten: über Youtube, wetterkachelmann.wordpress.com oder kachelmannwetter.de.
Die schlechte Nachricht: Kein Sommer in Sicht. Soviel ist dem Filzstiftgekrizel auf Papier zu entnehmen, das der 53-jährige Schweizer mit dem eigenwilligen Kleidungsstil - am Montag moderierte er launig im Hirsch-Shirt, am Mittwoch im Ringel-Schlabber-Look - in die Kamera hält. Das Ganze sieht ein bißchen irre und auch ein bißchen traurig aus.
Noch trauriger der Inhalt seiner Text- und Videobotschaften: "Deutschlandwetter Freitag/Samstag/Sonntag: Es bleibt kühl und am Anfang muss man sich auch die Lausitzer Neiße samt Zuflüsse ansehen, aber zumindest am Samstag gibt auch Regionen mit mehr Sonnenschein und am Sonntag lohnt sich womöglich die Nähe zur dänischen Grenze nach heutigem Stand."
Die gute Nachricht: Nach dem ersten Schreck und wüsten Assoziationen mit einem Konstantin Neven Dumont außer Rand und Band und einem verwahrlosten Charlie Sheen sind diese low-budget Wettervideos eigentlich ganz witzig und durchaus kompetent. Dressed-down war Kachelmann schließlich schon immer.
Die mit dickem Ehering am Finger in die Kamera gehaltenen, selbstgemalten Wetterkarten mit "Schifft immer noch"-Gekrakel darauf sind derzeit noch der Testphase zuzuschreiben, die, so heißt es auf Kachelmanns Website, voraussichtlich erst Ende August enden wird. Warum eigentlich? Schließlich wird man auch daraus schlau - wer braucht schon Wetterkarten, solange man das gesprochene Wort versteht: Regen, Regen, Regen.
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