Neuer SEC-Vorsitzender Paul Atkins: Ein Chef für Kryptofans
Der Jurist und Unternehmer Paul S. Atkins wird neuer Leiter der US-Finanzbehörde SEC. Anders als sein Vorgänger gilt er als Unterstützer der Kryptobranche.
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taz | Jemanden, der die „Zukunft nicht blockieren würde“, wünschte sich Donald Trump an der Spitze der US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission). Nun gab er seine Nominierung für den Posten bekannt: der Anwalt, Krypto-Fan und Unternehmer Paul S. Atkins. „Am ersten Tag werde ich Gary Gensler feuern“, sagte der damals noch nicht wiedergewählte Präsidentschaftskandidat Trump im Juli auf der Bitcoin.2024-Konferenz in Nashville, Tennessee. Gensler trat erst kürzlich von seinem Vorsitz der SEC zurück. Atkins soll die Behörde ab 2025 übernehmen.
Die SEC ist, vereinfacht gesagt, für die Überwachung der US-Finanzmärkte zuständig. Sie soll sicherstellen, dass Investitionen fair und transparent ablaufen. Zudem bestimmt die Behörde, welche Handelsplattformen ihre Dienste in den USA anbieten dürfen. All diese Entscheidungen wird Atkins künftig treffen. Anders als sein Vorgänger gilt der 67-Jährige als Unterstützer der Kryptobranche – und das nicht erst seit gestern.
Seit 2017 ist Atkins Co-Vorsitzender der Token Alliance, einer Lobbygruppe für die Kryptoindustrie. Trump und Atkins kennen sich schon lange: Im Dezember 2016 nahm Atkins an einem Wirtschaftsforum teil, das von Trump einberufen wurde. Es ist auch nicht der erste Berührungspunkt zwischen Aktins und der SEC. In seiner Karriere oszillierte er immer wieder zwischen Privatwirtschaft und Politik. In den 1990ern gehörte er zum Stab zweier Vorsitzender der SEC, war im Beratungsausschusses für Verbraucherangelegenheiten. Unter George W. Bush war er von 2002 bis 2008 Kommissar bei der US-Börsenaufsicht.
Nach seiner Amtszeit gründete der Republikaner aus North Carolina 2009 die Beratungsfirma Patomak. Diese berät unter anderem Kryptowährungsunternehmen und Finanzdienstleister, die von der SEC überwacht werden. Atkins schloss im Jahr 1983 sein Studium mit einem Doktor in Jura ab. Seine Karriere begann in einer Kanzlei in New York City. Danach war er in einem Pariser Büro derselben Kanzlei tätig. Schon seit Jahrzehnten interessiert der Anwalt sich für die Finanzbranche.
Trump unterstützt Bitcoins
Er befürwortet freie Finanzmärkte und hält wenig von starker Regulierung. Neben dem Kryptosektor dürften daher auch Finanzdienstleister und die Fintech-Branche durch seine Besetzung profitieren. Es war nicht die erste Personalentscheidung Trumps, die den Bitcoin-Kurs befeuerte. Vor einigen Wochen nominierte er den kryptofreundlichen Scott Bessent als Finanzminister.
Der Vorgänger von Atkins, Gensler, hatte gegen verschiedene Kryptofirmen geklagt, darunter FTX, einst die drittgrößte Kryptobörse, die sich als Betrug herausstellte, Kunden und Investoren verloren Milliarden von Dollar. Ebenso verklagte Gensler die Kryptounternehmen Coinbase und Kraken. Der noch amtierende US-Börsenaufsichtschef bezeichnete den Sektor als betrügerischen „Wilden Westen“. Der neue SEC-Vorsitzende Atkins wird wahrscheinlich versuchen, viele Bemühungen Genslers zurückzudrängen. Mit ihm könnten weitere Krypto-ETFs zugelassen und Klagen gegen Kryptobörsen fallen gelassen werden. ETFs fassen verschiedene Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen in einem Fonds zusammen.
Kryptobefürworter begrüßen die Nominierung. „Die letzten vier Jahre unter dem Vorsitz von Gensler waren ein ununterbrochener Kreuzzug gegen Krypto“, sagt Kristin Smith, CEO der Blockchain Association. Und der Bitcoin? Der knackte von Mittwoch auf Donnerstag erstmals die 100.000-US-Dollar-Marke.
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