Neuer Präsident bei Bioland: Machtkampf im Ökoverband beendet
Thomas Dosch, Deutschlands bekanntester Lobbyist für Ökolandbau, hatte den Kontakt zur Basis verloren. Sein Nachfolger will "Frieden in den Verband bringen".
BERLIN taz | Der Machtkampf in Deutschlands größtem Ökobauernverband Bioland ist entschieden. Die Bundesdelegierten-Versammlung hat am Montagabend in Fulda Jan Plagge zum Präsidenten gewählt, wie die Organisation am Dienstag mitteilte. Plagge setzte sich bereits im ersten Wahlgang mit 65 Prozent der abgegebenen Stimmen durch gegen den bisherigen Amtsinhaber Thomas Dosch und den Geschäftsführer des Branchendachverbandes BÖLW, Alexander Gerber.
Dosch hatte Bioland fast zwölf Jahre lang geführt und avancierte in dieser Funktion zu Deutschlands bekanntestem Lobbyisten für den Ökolandbau, bei dem umweltschädliche Pestizide und Mineraldünger verboten sind. Doch der hauptamtliche Funktionär verlor offenbar den Kontakt zur Basis; nur 21 Prozent der Delegierten stimmten für ihn. Seine Gegner warfen Dosch vor, die Demokratie in der Organisation zu untergaben. Es war sogar von einer drohenden Spaltung des Verbands die Rede. Der Konflikt wurde offenbar, als die taz Mitte November darüber berichtete.
"Ich will nun Frieden in den Verband bringen", sagt der neue Chef Plagge. Seine Unterstützer bescheinigen dem 40-Jährigen "eine gute Gesprächskultur". Auf der politischen Bühne will Plagge nach eigenen Worten vor allem die Reform der EU-Agrarsubventionen beeinflussen. Auch "die Marktversorgung mit heimischen, deutschen Bioland-Waren" wolle er sicherstellen. Deshalb werde er dafür kämpfen, dass der Staat seine Beihilfen speziell für Ökobauern aufrechterhält.
Plagges politische Erfahrung hält sich allerdings in Grenzen. Vor Jahren war er agrarpolitischer Sprecher eines Bündnisses von Anbauverbänden in Brandenburg. Sein großes Plus war für viele Delegierten aber, dass er in Kontakt zu vielen Bauern steht und aus dem Verband kommt.
Zwar ist Plagge kein aktiver Landwirt - seinen Hof in Niedersachsen hat er verpachtet. Aber vielen der 5.400 Bioland-Bauern war er schon vor seiner Wahl bekannt, weil er jahrelang Landwirte beraten hat, wie sie auf Öko umstellen und besser wirtschaften können. Zuletzt leitete der Agraringenieur die Bioland Beratung GmbH.
Offen ist noch die Zukunft des amtierenden Vizepräsidenten Josef Wetzstein, den die Dosch-Gegner ebenfalls vehement kritisiert hatten. Diese Personalie wird aber nicht von der Delegiertenversammlung, sondern von den Mitgliedern des Präsidiums entschieden.
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