Neuer Konzernchef Grube räumt auf: Vier Bahn-Vorstände gehen
Nach dem Datenskandal will die Deutsche Bahn ihr angeschlagenes Image mit einem Neuanfang verbessern. Der neue Konzernchef Grube trennte sich von vier Bahn-Managern.
BERLIN taz | Die Führungsebene der Deutschen Bahn steht vor einem Neuanfang. Nachdem der frühere Vorstandschef Hartmut Mehdorn Ende April wegen der Datenaffäre zurückgetreten ist, tauscht sein Nachfolger Rüdiger Grube nun einen Großteil der übrigen Vorstandsmitglieder aus: Neben Personalvorstand Margret Suckale, deren Wechsel zum Chemiekonzern BASF bereits vor einigen Tagen bestätigt wurde, verlassen auch Logistikvorstand Norbert Bensel, Politikvorstand Otto Wiesheu und Personalvorstand Norbert Hansen das Unternehmen zum Monatsende.
Zwar sei keinem Vorstandsmitglied ein "aktives, persönliches Fehlverhalten" vorzuwerfen, sagte der Vorsitzende des Bahn-Aufsichtsrats, Werner Müller. Suckale, Bensel und Wiesheu trügen aber Verantwortung für die Vorfälle auf den untergeordneten Ebenen. Sie müssten gehen, um einen "endgültigen Schlussstrich" unter die Affäre zu ziehen und einen "Neuanfang" glaubhaft zu machen, sagte Grube. Die Trennung von Personalvorstand Norbert Hansen erfolge unabhängig von der Affäre aufgrund einer dauerhaften Erkrankung.
Alle vier ausscheidenden Vorstände galten als enge Verbündete des früheren Bahnchefs Hartmut Mehdorn und Unterstützer seines Kurses. Norbert Bensel war von 2002 bis 2005 Personalvorstand. In diesen Zeitraum fällt ein großer Teil der illegalen Mitarbeiterüberwachungen. Seit 2005 war er im Vorstand der für den Börsengang vorgesehenen Bahnsparte für Transport und Logistik zuständig. Margret Suckale war dort als Personalvorstand für die Mitarbeiter verantwortlich. Zuvor hatte sie die Rechtsabteilung der Bahn geleitet, die bei der Überwachung eine zentrale Rolle spielte.
Der Politikvorstand Otto Wiesheu war früher Verkehrsminister in Bayern. In dieser Funktion stellte der CSU-Politiker die Weichen für einen Börsengang nach Mehdorns Vorstellungen. Mit Norbert Hansen machte Mehdorn den langjährigen Vorsitzenden der Bahn-Gewerkschaft Transnet zum Personalvorstand, was von vielen Beobachtern als Belohnung dafür interpretiert wurde, dass Hansen die Gewerkschaft gegen den Widerstand der Basis auf Privatisierungskurs gebracht hatte.
Über die Neubesetzung der Posten wird bis Ende Mai entschieden.
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