Neuer Kölner Opernintendant: Kein analytischer Geist
Uwe Eric Laufenberg wird neuer Intendant der Kölner Oper. In jungen Jahren inszenierte er Stücke am Kölner Schauspiel - zuletzt war er Intendant des Potsdamer Hans Otto Theaters.
Die gute Nachricht zuerst: Georg Quander wird nicht Kölner Opernintendant. Aufgrund seiner leitenden Tätigkeit an der Deutschen Staatsoper Berlin unter Daniel Barenboim und angesichts seiner künstlerischen Vorleistungen in den 80er- und 90er-Jahren darf das Kölner Musiktheaterpublikum froh und dankbar sein, dass dieser Kelch an ihm vorüberging. Er bleibt allerdings bis auf Weiteres Kulturdezernent. Dafür, dass er dieses Amt künftig pflichtgemäß wahrnimmt, gibt es weiterhin keine günstige Sozialprognose.
Denn eben dieser Quander war es, der vor einem Jahr gegen seinen glücklosen Opernchef Dammann öffentlich zu stänkern begann (woraufhin sich dieser einen Job in Lissabon besorgte) und der weiterhin im Zentrum der Indiskretionen und Intrigen blieb. Das andere Epizentrum der übel riechenden Affäre ist die Feuilletonredaktion des Kölner Stadtanzeigers. Nach monatelangen Querelen, einer mit großen Ambitionen berufenen und wieder in die Wüste geschickten Findungskommission aus prominenten Köpfen der Branche, der öffentlichen Demontage höchst kompetenter Kandidaten tagte jetzt der Stadtrat. Die grauen Mäuse kreißten - und gebaren zwar keinen Berg, aber sie trafen eine Wahl, mit der sich die Voraussetzungen für einen Wiederaufstieg des Kölner Opernhauses in die zweite Liga eröffnen. Der in Köln geborene, gegenwärtig in Potsdam tätige Uwe Eric Laufenberg (47) soll von 2009 an Intendant am Offenbachplatz werden.
Bis dahin und auch danach noch stehen erhebliche Sanierungsvorhaben an - für das fällige Ausweichmanagement könnte Laufenberg eine vernünftige Wahl sein. Auch kennt er als Regisseur die Verhältnisse vor Ort. In jungen Jahren brachte er am Kölner Schauspiel unter anderem "Merlin" von Tankred Dorst als "Mythos zum Mitspielen" heraus und Maxim Gorkis "Wassa Schelesnowa". Danach stellte er an verschiedenen größeren Häusern gediegenes Handwerk unter Beweis: Zweimal inszenierte er "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss - in Brüssel und an der Komischen Oper Berlin. Mit Reinhard Keisers vergessener Oper "Der lächerliche Prinz Jodelet" tauchte Laufenberg noch tiefer in nostalgisch verklärte Vergangenheit. In Potsdam kredenzte er Mozarts "Così fan tutte" und "Titus".
Laufenberg ist kein analytischer Geist und zeichnet sich nicht durch markante, gar unverwechselbarer Handschrift als Regisseur aus. Für wirklich Neues hat er sich noch nie engagiert. Aber es wäre nicht auszuschließen, dass er es, gestützt auf andere jüngere Regisseure, dem zum Neuen von gestern und vorgestern inklinierenden GMD Markus Stenz dennoch abtrotzt. Vorausgesetzt, der Kölner OB Fritz Schramma schießt nicht noch einmal quer, unterschreibt den ausgehandelten Vertrag und hält ihn dann auch noch ein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!