Neuer James Bond-Bösewicht: Voller Körpereinsatz gegen 007
Schauspieler Mathieu Amalric ist einer der bekanntesten Darsteller des französischen Autorenkinos. Und demnächst als Bond-Widersacher auf der Leinwand zu sehen.
athieu Amalric hat keine Angst vor Körpereinsatz. In seinen Rollen vollführt der französische Schauspieler immer wieder akrobatische Kunststücke. Mal schlägt er aus dem Stand der Länge nach hin und landet mit der Stirn auf dem Asphalt. Mal kann er, nachdem die von ihm verkörperte Figur einen Schlaganfall erlitten hat, nur mehr mit einem Auge blinzeln. Obwohl er sich nicht bewegt, hat sein Spiel weit mehr Nuancen als üblich, wenn Schauspieler Schwerbehinderte verkörpern. Dann wieder springt, zuckt und windet er sich in einer Breakdancenummer. Oder er steigt in einen Sarg, wobei ihm der Deckel aus der Hand rutscht und zuschlägt. Als der Bestattungsunternehmer am nächsten Morgen den Sarg öffnet, steigt Amalric mit Stoneface-Miene aus seinem makabren Lager.
Mathieu Amalric, am 25. Oktober 1965 in Neuilly-sur-Seine in eine Journalistenfamilie hineingeboren, hat einige Filme als Regisseur gedreht. Bekannt aber ist er vor allem als ausgesprochen talentierter Schauspieler. Immer wieder verkörpert er Männer in der Krise, Nervensägen, Kindsköpfe und Antihelden, die weder eindeutig gut noch eindeutig böse sind. Im neuen James-Bond-Film, Marc Forsters "Ein Quantum Trost", ist das anders: Dort gibt Amalric Bonds Gegenspieler Dominic Greene und ist damit eindeutig als Schurke ausgewiesen. Körpereinsatz legt er freilich auch diesmal an den Tag. Im Showdown prügelt er sich mit Bond durch die Gänge eines Designerhotels im bolivianischen Hochland, eindrucksvoll bedroht von Flammen und Explosionen.
In Frankreich sind Amalrics markante Gesichtszüge, seine Katzenaugen, seine hohen Wangenknochen und seine sanfte Stimme von der Kinoleinwand nicht wegzudenken. Er dreht mit wichtigen Autorenfilmern wie Nicolas Klotz, Olivier Assayas oder Bertrand Bonello und vor allem mit Arnaud Desplechin, in dessen jüngsten Filmen "Rois et reine" (2004) und "Un conte de Noël" (2008) er Hauptrollen innehat. Jenseits von Frankreich ist Amalric bekannt, seit er in Julian Schnabels "Schmetterling und Taucherglocke" (2007) die Figur eines am Locked-in-Syndrom leidenden Modejournalisten so überzeugend verkörperte.
In diesem Jahr wurde er beim Filmfestival von Cannes gefragt, was seine Rolle in "Ein Quantum Trost" von seiner Arbeit mit Desplechin unterscheide. "Es gibt viele Gemeinsamkeiten", sagte Amalric, der Unterschied liege im "Maßstab". Bei Bond gebe es "ein Filmteam von 400 Leuten, jeden Tag tauchen neue Gesichter am Set auf, man weiß nicht, was deren Job ist." Suspense und Action aber finden sich beim französischen Autorenfilmer genauso wie im Bond-Spektakel.
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