Neue Vorsitzende der Kohlekommission: Energiewandel mit Barbara Praetorius
Als eine der vier Vorsitzenden der Kohlekommission soll sie Konzepte für den Kohleausstieg entwickeln. Fachlich ist sie den anderen Mitgliedern weit voraus.
Beim Thema Energie macht ihr niemand etwas vor. Barbara Praetorius ist Professorin an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, ihre Schwerpunkte sind Nachhaltigkeit, Umwelt- und Energieökonomie sowie Energiepolitik. Nun steht sie vor der Aufgabe, als eine von vier Vorsitzenden der Kohlekommission zusammen mit 24 weiteren Vertretern gesellschaftlicher Gruppen Konzepte für den deutschen Kohleausstieg zu entwickeln. Aus fachlicher Sicht ist Praetorius sicher das profilierteste Mitglied der Kommissionsspitze – was auch nicht allzu schwer ist neben den (Ex-)Politikern Matthias Platzeck (SPD), Stanislaw Tillich (CDU) und Ronald Pofalla (CDU).
Gerade mit dem Wandel von Energieversorgungssystemen kennt sich die 1964 geborene Volkswirtin und Politikwissenschaftlerin besonders gut aus: Sie war von 1992 bis 2008 am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin in der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt tätig. Dort leitete sie unter anderem ein Forschungsprojekt über die Transformation von Energiesystemen und promovierte zur Reform der Elektrizitätswirtschaft in Südafrika. Spätere Stationen ihres Berufslebens waren der Verband kommunaler Unternehmen und die Denkfabrik Agora Energiewende.
Dass Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) Praetorius irgendwann anrief, um zu fragen, ob sie den Vorsitz der Kommission übernehmen möchte, war also nur naheliegend. Denn Praetorius hat sich auch mit Beiträgen in zahlreichen Büchern rund um eine umweltgerechte Energieversorgung profiliert. Sie hält Vorträge zu Themen wie „Industriepolitik in Zeiten der Energiewende“, sie beschäftigt sich mit dem Emissionshandel – und der Rolle der Energiewende als „Innovationsmotor“.
Ihre eigene Rolle in der Kommission dürfte damit klar definiert sein. Sie wird einerseits für den Klimaschutz, also für einen zügigen Ausstieg aus der Kohleverbrennung in Deutschland eintreten. Sie wird gleichzeitig aber auch die Fahne der Wissenschaft hochhalten, immer dann, wenn zwischen den unterschiedlichen Lobbyvertretern der Runde – was zu erwarten ist – hart um die Details eines Kohleausstiegs gerungen wird.
Mit ihrer fachlichen Expertise kommt Praetorius eine besondere Position in dem bunt gemischten Gremium zu. Denn der Wert des Abschlussberichts hängt in hohem Maße davon ab, inwieweit er die nüchterne Sicht der Wissenschaft widerspiegelt: Welche Schritte erfordert der Klimaschutz, was verlangt die Energieversorgung, was brauchen die betroffenen Braunkohleregionen an Kompensation? Mit politischen Floskeln ist dabei niemandem gedient.
Jedes Kommissionsmitglied werde sich sehr viel Wissen aneignen müssen, sagte Praetorius jüngst in einem Interview. Damit hat die Kohlekommission auch einen gänzlich anderen Charakter als die Ethikkommission, die nach Fukushima den Atomausstieg diskutierte. Damals ging es darum, die atompolitischen Kapriolen im Nachgang zu rechtfertigen – diesmal ist ein Umbau der Energiewirtschaft erst noch zu erarbeiten.
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