Neue Software vorgestellt: Apple möbelt iPhone auf
Mit neuer Software soll das "Wunderhandy" von Apple der Konkurrenz weiter enteilen. Nutzer können sich über lange vermisste Funktionen und innovative neue Zusatzgeräte freuen.
Die Zahlen sehen schon mal gut aus: 17 Millionen iPhones hat Apple bis jetzt weltweit unter die Leute gemacht. Das "Wunderhandy" des Computerkonzerns konnte damit seinen weltweiten Marktanteil laut Zahlen des Marktforschungsunternehmens Gartner von 2007 auf 2008 um fast 250 Prozent steigern - 8,2 Prozent hielt Apple zum Ende des vergangenen Jahres. Beobachter glauben, dass damit in den nächsten Jahren die aktuellen Marktführer Nokia und Blackberry eingeholt werden könnten.
Damit es soweit kommt, muss der Computerkonzern seinen technischen Vorsprung bei leicht bedienbarer Mobilfunk-Software weiter ausbauen. Genau das tut Apple: Am Dienstag stellte der Konzern im kalifornischen Cupertino die neue Version seines Handy-Betriebssystems vor: iPhone 3.0. Das ergänzt eine ganze Reihe an Funktionen, die Nutzer bislang vermisst haben. Außerdem eröffnet die Software neue Möglichkeiten, aus dem iPhone mehr zu machen als nur ein Handy.
So können iPhones künftig untereinander direkt kommunizieren - der Nahbereichsfunk Bluetooth macht es möglich. Mit einem Wedeln des Gerätes lassen sich so Visitenkarten austauschen oder gemeinsame Spiele in einem Raum durchführen. Apple öffnet außerdem eine Schnittstelle nach außen: Zusatzgeräte können künftig breit über den Anschluss des iPhone angesteuert werden. In Cupertino wurde dazu ein Zuckermessgerät für Diabetiker präsentiert, das seine Daten direkt an das Apple-Handy funkte und damit eine ständige Kontrolle der aktuellen Werte ermöglichte. Eine neue Suchfunktion namens Spotlight erlaubt es, E-Mails, Musik und Anwendungen künftig mit der Eingabe von ein paar Buchstaben zu finden - dazu wird das Gerät komplett durchforstet.
Zu den wohl am längsten erwarteten iPhone-Features, die die neue Software bringt, zählt eine Zwischenablage: Künftig kann man Texte und Bilder beliebig zwischen Programmen kopieren. Dass die Behebung dieser peinlichen Auslassung so lange gedauert hat, begründet Apple mit der Lösung von Sicherheitslücken. Ebenfalls lange erwartet wurde die Möglichkeit für iPhone-Programme, Nutzer auch dann zu informieren, wenn sie eine andere Software aufgerufen haben. Diese so genannte Push Notification wird nun endgültig umgesetzt, so dass man beispielsweise informiert wird, wenn man eine neue IM-Botschaft erhalten hat oder das Lieblingssportteam spielt. Die Technik sei so gestaltet worden, dass sie nur wenig Batterieleistung koste, so Apple.
Neu ist auch, dass Softwareentwickler innerhalb von Anwendungen Zusatzinhalte verkaufen können. So ist etwa vorstellbar, dass der Programmierer eines Spiels weitere Level anbietet, die sich dann nachladen lassen. Die Abrechnung erfolgt wie schon das Bezahlen für Anwendungen heute direkt über Apple. Selbst an Abos hat der Computerkonzern gedacht. Die können monatsweise abgeschlossen werden.
Die Vorabvariante von iPhone 3.0 steht zunächst nur Entwicklern zur Verfügung. Erst im Sommer soll die neue Software kostenlos für aktuelle und frühere Geräte angeboten werden - sie lässt sich dann einfach aus dem Internet herunterladen und über iTunes installieren. Einige Funktionen, etwa MMS und die Übertragung von Musik an drahtlose Bluetooth-Kopfhörer, werden nur mit dem aktuellen iPhone 3G möglich sein, weil dem ersten iPhone hierzu die passende Hardware fehlt. Auch Besitzer des Musikspielers iPod touch, eine Art iPhone ohne Telefoniefunktion, den Apple bereits 13 Millionen Mal verkauft hat, sollen von dem Update profitieren - sie müssen dafür allerdings 9,95 Dollar zahlen (Euro-Preise stehen noch nicht fest), was Apple mit Buchhaltungsregeln begründet.
Neue Geräte gab es auf der iPhone 3.0-Veranstaltung in Cupertino hingegen nicht zu sehen. Die erwarten Beobachter frühestens im Sommer, auch wenn es in den letzten Wochen einmal mehr Gerüchte über ein billiges Netbook von Apple gab, dessen Produktion angeblich in China vorbereitet würde. Wie die nächste iPhone-Generation aussehen wird, weiß hingegen bislang niemand - allein mehr Speicher für Multimedia und Anwendungen sowie die Nachrüstung der bislang fehlenden Videotelefoniefunktion über UMTS scheinen vorhersehbar. Alles weitere wissen nur die Apple-Entwickler - und die hat der Konzern auf Geheimhaltung eingeschworen.
Wer am Dienstag ebenfalls fehlte, war Firmengründer Steve Jobs: Der nimmt noch bis zum Sommer eine krankheitsbedingte Auszeit. Stattdessen übernahmen Produktmarketing-Mann Greg Joswiak sowie iPhone-Softwarechef Scott Forstall die Präsentation. Zusätzlich kamen außerdem diverse Entwickler von Programmen für das Handy auf die Bühne, von Spieleproduzenten wie EA, die eine erste Version der populären "Sims"-Gamesreihe zeigte, bis hin zur trockenen Datenbankfirma Oracle, die Geschäftsinformationen per iPhone erreichbar machen will. Die wohl spektakulärste Demonstration kam aber von dem kleinen Softwareunternehmen Smule: Das macht mit seiner Anwendung "Leaf Trombone" eine virtuelle Posaune aus dem Mobiltelefon und demonstrierte das mit einem Duett.
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