Neue Protestform gegen Atommülllager: Dauerblockade "Gorleben365"
Vom Chorkonzert bis zur Sitzblockade, die Aktionen sollen vielfältig sein. Ziel ist die dauerhafte Störung des Baustellenverkehrs vor dem Atommüllager Gorleben.
GÖTTINGEN taz | Der Plan klingt verwegen. Für ein Jahr wollen AtomkraftgegnerInnen an möglichst vielen Tagen den Verkehr zum Gorlebener Endlagerbergwerk behindern. Jedes Mal soll eine andere Gruppe die Blockade gestalten.
Die Kampagne "Gorleben365" startet am Sonntag, den 14. August, im Anschluss an ein mehrtägiges Protestfestival. Hinter der Idee stecken die Initiative X-tausendmal quer, die schon häufig Sitzblockaden bei Castortransporten und an Atomkraftwerksstandorten organisiert hat, sowie die Kurve Wustrow, eine im Wendland ansässige Bildungsstätte.
"Wir stellen uns die Aktionen bunt und vielfältig vor", sagte Kampagnensprecherin Steffi Barisch. Chöre könnten auf der Zufahrt Konzerte geben, Landwirte ihre Produkte vor dem Eingangstor abladen, Reiter mit ihren Pferden oder Radfahrer auf der Straße Rast machen - so lauten die Vorschläge. Gesetze und Vorschriften, die den Betrieb im Endlagerbergwerk gewährleisten, müssten dabei nicht zwingend eingehalten werden, sagte Barisch.
Die Blockierer kündigten an, dass sie die Zufahrt nicht freiwillig verlassen werden, "gewaltfrei und entschlossen" auftreten, Polizisten und Bergwerks-Angestellte "als Menschen achten".
Die Resonanz auf den Aufruf ist bislang mäßig. Im Kalender der Kampagne sind für 2012 erst 15 Termine fest belegt. So hat sich für den 29. August das Leipziger Bündnis gegen Atomkraft zu einer Blockade angemeldet. Eine Woche früher hat Anti-AKW-Veteran Jochen Stay eine "Geburtstagsblockade" vormerken lassen.
Er will mit möglichst vielen Gästen "als Sand im Getriebe des Endlagerprojekts in Gorleben" feiern. "Und zwar gerade jetzt, da die Bundesregierung ein Gorleben-Durchsetzungsgesetz plant". Initiativen aus Pinneberg, Kassel und der Prignitz haben sich ebenfalls Blockadetermin gesichert. Für den 4. September ist auch eine "Abgeordnetenblockade" angekündigt.
Andere Gruppen hätten ebenfalls ihre Bereitschaft zum Blockieren signalisiert, heißt es im Kampagnenbüro in Dannenberg. Wegen der Urlaubszeit würden sich viele Initiativen aber im Moment nicht regelmäßig treffen. Deshalb hätten sie auch noch keinen festen Tag genannt. In der Anti-AKW-Bewegung sei jedenfalls Konsens, dass die Endlagerfrage nun wieder verstärkt in den Fokus gerückt werden müsse.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!