Neue Panne in Brunsbüttel: "N" wie normal
Die Elektronikkarte eines Transformators legte die Notstromversorgung des AKW lahm. Der Ausfall wurde als meldepflichtiger Störfall der Kategorie "N" für normal eingestuft.
HANNOVER taz Die Pannenserie im dem seit dem Sommer abgeschalteten AKW Brunsbüttel reißt nicht ab. Betroffen war in dem 30 Jahre alten Reaktor diesmal das Notstromsystem, das ohnehin seit langem als veraltet kritisiert wird. Wie der AKW-Betreiber Vattenfall selbst mitteilte, gab es am Mittwoch einen Defekt an einer Elektronikkarte eines Transformators, der normalerweise Strom in die Notversorgung einspeist.
Wegen des Defekts habe sich eine Notstromschiene automatisch abgeschaltet, erklärte Vattenfall. Die Schiene versorge normalerweise Hilfs- und Nebeneinrichtungen des Reaktorsicherheitssystems mit Strom. Insgesamt gebe es sechs dieser speziellen Notstromschienen.
Der Ausfall der Notstromschiene habe keine Auswirkungen auf den Reaktorbetrieb gehabt, hieß es vorsorglich. Die Elektronikkarte habe man umgehend ausgetauscht. Die Panne wurde als meldepflichtiger Störfall der Kategorie "N" für normal eingestuft.
Die Notstromversorgung des AKW Brunsbüttel gilt seit langem als veraltet und als ein Sicherheitsrisiko. Anders als bei moderneren Reaktoren gibt es in Brunsbüttel statt vier nur drei Notstrom-Dieselaggregate und statt vier nur zwei unabhängige Hochspannungsstromschienen, über die Notstromdiesel das Kraftwerk im Notfall mit Strom versorgen kann. Dieser Mangel wurde unter anderem auch Ende 2006 in einem Gutachten der Atomaufsicht des Landes Schleswig-Holstein kritisiert. Die zuständige Ministerin, Gitta Trauernicht (SPD), scheut sich allerdings bislang, die in dem Gutachten geforderten Konsequenzen zu ziehen: dem Betreiber Vattenfall einen grundlegenden Umbau der Notstromversorgung zu verordnen.
Die Deutsche Umwelthilfe hatte erst vor drei Wochen vergeblich vom Kieler Sozialministeriums gefordert, Vattenfall eine entsprechende Nachrüstung des AKWs zur Auflage zu machen.
Im schwedischen Vattelfall-Atomkraftwerk Forsmark 1 hatten Störungen in der Notstromversorgung im Sommer 2006 zu einem Beinahe-GAU geführt. Nach Angaben des Betreibers legte der defekte Trafo am Mittwoch allerdings keine der Hauptverbindungen zu den Notstromdieseln, sondern eine von sechs untergeordneten Stromschienen lahm.
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