Neue Initiative gegründet: Kultur für Harburg
Das Areal des ehemaligen Freizeitzentrums Nöldekestraße kulturell nutzen möchte eine neue Initiative. Im Garten feiern durfte sie jetzt immerhin schon mal.
Eine Stadtentwicklung von unten wird nun auch im Hamburger Süden gefordert: In Harburg hat sich die Initiative "Ja zur Nö" gegründet. Darin haben sich KünstlerInnen, Kulturschaffende und AnwohnerInnen zusammen getan. Das gemeinsame Ziel: das seit einem Jahr leer stehende ehemalige Freizeitzentrums in der Nöldekestraße kulturell nutzen zu können.
Mit dem Festival "keine Knete trotzdem Fete" hatte die Initiative am vergangenen Wochenende auf den Leerstand des Gebäudes aufmerksam machen wollen. Die Veranstaltung wurde aber kurzfristig abgesagt, nachdem die städtische Immobilienverwaltungsfirma Sprinkenhof der Leerstandsparty eine Absage erteilt hatte. Aus Protest wich die Initiative in den Garten des Hauses aus, wo dann unter anderem auch der Filmemacher Peter Sempel einen Film zeigte.
"Öffentliche Veranstaltungen erlauben wir in solchen Gebäuden grundsätzlich nicht", sagt Henning Tants von der Sprinkenhof AG zur Begründung. Aus Gründen der Deeskalation habe man sich dann aber dafür entschieden, die Feier im Garten zu dulden. Vermutlich habe das Leerstands-Motto der Veranstaltung die Eigentümerin verschreckt, sagt dagegen Lara Linnemann, eine der InitiatorInnen von "Ja zur Nö". Dabei seien die Räume ideal für Kunst und Ausstellungen.
Inzwischen seien neben lokalen KünstlerInnen auch welche aus dem Gängeviertel zur Initiative gestoßen, sagt Linnemann, selbst Künstlerin. "Wir wären bereit, das Haus sofort kulturell zu nutzen." Es mangele in Harburg an selbstverwalteten Kulturräumen, sagt sie. "Wir sind es leid, uns als Kulturschaffende mit den Behörden rumzuschlagen, bis man irgendetwas auf die Beine stellt."
Mit ihrer Forderung will die Initiative ausdrücklich auch an die Geschichte des Freizeitzentrums Nöldekestraße anknüpfen, das seit den 1970er Jahren als Zentrum für Stadtteilkultur mit offener Kinder- und Jugendarbeit in dem Gebäude ansässig war - bis zu seinem Umzug im vergangenen Jahr. "Als selbst verwaltetes soziokulturelles Zentrum war das Freizeitzentrum anfangs sehr politisch geprägt", sagt Angelika Kubasik, Leiterin des Mopsbergs in der Baererstraße, wo der Verein Nöldekestraße heute im Bürgerzentrum Feuervogel ansässig ist. Dieses politische Motiv sei über die Zeit aber immer weiter in den Hintergrund geraten.
Unglücklich über den Umzug sei der Verein aber nicht: Die Lage in der Nöldekestraße sei heute allerdings ziemlich trostlos, sagt die Sozialpädagogin. Für ein Freizeitzentrum fehle ringsherum das Wohngebiet, auch die benachbarte Polizeiwache stehe seit inzwischen zwei Jahren leer.
Anders als die Initiative erwartet der Bezirk Harburg im Falle einer Nutzung des Areals einen erheblichen Instandhaltungsaufwand. Die Stadtplanungsabteilung denke darüber nach, was mit dem Gebäude und der Polizeiwache passieren könnte, sagt Holger Stuhlmann vom Bezirksamt. Konkrete Pläne gebe es aber keine. Nur soviel sei klar: Wohnen ist dort ausgeschlossen.
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