Neue IInfo-Box: Ach, du dickes Ei!
Die Humboldt-Box ist eröffnet: Der Bauherr spricht von einem "neuen Wahrzeichen für Berlin". Dabei ist der Kloß ein echtes Ärgernis auf 25 mal 30 Metern.
Hat Berlin darauf wirklich die vergangenen zwei Jahre gewartet? Und haben sich die Nutzer des geplanten Stadtschlosses - die Außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen, die Humboldt-Universität und die Berliner Zentralbibliothek - mit der "Humboldt-Box" an diesem zentralen Standort wirklich einen Gefallen getan?
Wer durch die fünf Geschosse des blassblauen Kloßes am Schlossplatz spaziert, der am heutigen Donnerstag eröffnet, wird die Antwort schnell finden: Vom Terrassencafé mit Aussicht auf Schlosskeller und Museumsinsel steigt man in der Humboldt-Box hinunter in einen simplen Vortragssaal. Im dritten Obergeschoss tritt die Humboldt-Universität mit drei, vier Accessoires aus ihrer medizinischen Sammlung auf. Darunter stellt das Ethnologische Museum einen Haufen Porzellanteller aus China und kanadische Verwandlungsmasken des 19. Jahrhunderts aus.
Die letzte Treppe in den ersten Stock hinab könnte man sich ganz schenken: Dort präsentieren der Förderverein Berliner Schloss und sein Vorstand Wilhelm von Boddien ihr altbekanntes Berliner Schlossmodell samt barockem Fassadengerümpel. Der Raum ist Schaustelle für den Verein, der seiner Ankündigung, 80 Millionen Euro für das Schloss zu spenden, seit Jahren hinterherläuft.
Acht Jahre soll das vom privaten Investor Megaposter für fünf Millionen Euro errichtete "innovativste Ausstellungsbauwerk Berlins" stehen bleiben, wie Megaposter-Geschäftsführer Gerd Henrich sagte. Voraussetzung ist, dass 2013 die Schlossrekonstruktion startet - sonst könnten sich weitere Jahre anschließen. Angesichts der inneren Belanglosigkeit der Box wird man dabei fast zum Schlossfan: Je schneller das Schloss rekonstruiert wird, desto früher verschwindet die plumpe Kiste wieder.
Das eigentliche Ärgernis der Humboldt-Box besteht aber darin, dass sie eine echte Mogelpackung ist. Versprochen worden war, dass in dem von Beginn an umstrittenen temporären Gebäude über den geplanten Bau des Humboldtforums informiert werden soll. Die Humboldt-Box sei "das spannende Schaufenster auf das Humboldtforum im Berliner Schloss", wiederholte noch am Mittwoch Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesbauministerium, diesen Anspruch. Die Architekten und der Bauherr wurden nicht müde, an das große Vorbild zu erinnern - die knallrote Info-Box, die von 1996 bis 2001 auf dem Potsdamer Platz stand.
War diese noch eine leichte, moderne und funktionale Architektur auf hohen Stelzen, drückt die 30 mal 25 Meter dicke Raumskulptur aus Beton, viel Edelstahl und breiten Trägern sich förmlich in den Schlossplatz hinein. Während die rote Box über Architekten, Wettbewerbe, Neubauten, die Geschichte des Potsdamer Platzes und den neuen Städtebau vor Ort informierte, fehlt der Humboldt-Box jedes kuratorische Konzept, die Architekturdebatten für das Schloss, die Museumsplanungen und das Umfeld aufzunehmen.
Die Firma Megaposter will das wahrscheinlich gar nicht - die Box soll Geld und Touristen bringen, ihre Fassade als rentable Werbeflächen vermietet werden. Der Eintritt kostet zwischen 4 und 7 Euro, die Terrassen taugen für großkopferte Events und Firmenjubiläen. Die Sky-Lounge und der Veranstaltungsraum machen was her für Ackermänner und Stiftungsrunden. Dazwischen verlieren sich ein paar museale Stücke. Und im ersten Stock, beim "Humboldt-Shop", begegnet man von Boddien mit der Sammelbüchse. Auch darum ist der Klotz in der Stadtmitte so überflüssig wie ein Kropf.
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