Neue Grünen-Spitze im Ländle: Chefin ohne Stallgeruch
Thekla Walker ist erst seit drei Jahren Grünen-Mitglied. Jetzt ist die zum Realo-Flügel gehörende Naturpädagogin in Baden-Württemberg zur Landeschefin gewählt worden.
STUTTGART taz | Seit dem Jahr 2008 ist sie überhaupt erst Mitglied bei den Grünen, nun soll sie bereits den baden-württembergischen Landesverband führen: Thekla Walker ist am Wochenende auf dem Parteitag zur neuen Landeschefin neben Chris Kühn gewählt worden. Ohne eine Gegenstimme und mit einem Votum von knapp 75 Prozent der Stimmen tritt Walker die Nachfolge von Silke Krebs an. Dabei ist Walker ein völlig unbeschriebenes Blatt in der Partei.
Doch die Personaldecke bei den Grünen in Baden-Württemberg ist dünn. Durch den Erfolg bei der Landtagswahl im März waren viele entweder gleich in die Regierungs- oder zumindest in die Fraktionsreihen gerückt. Und ein Viertel der rund 8.700 Mitglieder ist schließlich erst seit höchstens zwei Jahren in der Südwest-Partei.
Gerade durch die Konzentration auf Regierung und Fraktion braucht die Partei allerdings eine starke Stimme. Ob das mit der 42-Jährigen gelingen wird, muss sich zeigen. Das Gewicht innerhalb der Partei wird sie sich jedoch genauso erst noch erarbeiten müssen wie ein gutes Netzwerk.
Doch bei den Grünen ist es keine Seltenheit, dass ein unbekanntes Gesicht auf die Kandidatenliste rückt - gerade wegen der Trennung von Amt und Mandat.
Das wirft zumindest die Frage auf, ob die Trennung, die eigentlich die Basis und die Kontrolle von Regierung und Fraktion stärken soll, nicht doch eher zu einer Schwächung dieser führt.
Walker jedenfalls ist mit dem Anspruch angetreten, eine "starke Stimme für die grüne Partei" zu sein und "den grünen Kompass auf Kurs" zu halten. Bei den Kommunalwahlen 2009 war die gelernte Naturpädagogin für die Grünen in den Stuttgarter Gemeinderat eingezogen. Diesen Sitz will sie auch künftig behalten.
Walker wird dem Realo-Flügel der Grünen zugeordnet. Sie selbst bezeichnet sich als pragmatisch. Gebürtig kommt sie aus Ostwestfalen, lebt aber seit mehr als 20 Jahren in Stuttgart.
Ihren Weg in die Politik fand sie über die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Nun wird ihre erste Herausforderung sein, Mitstreiter für die Volksabstimmung über das Bahnprojekt Stuttgart 21 zu mobilisieren.
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