Neue Gespräche über Zypern: Das Symbol der Teilung fällt
Der Präsident Griechisch-Zyperns und der Türkisch-Zyperns besprechen die Wiedervereinigung. Der berühmte Übergang Ledra-Straße in Nikosia wird geöffnet, die Befestigungen fallen.
Vor 44 Jahren, im Bürgerkrieg zwischen griechischen und türkischen Zyprioten, zog ein britischer Offizier mitten durch die Altstadt Nikosias mit einem grünen Stift eine dicke Linie. So markierte er die Einflusszonen der Volksgruppen. Es war der Beginn der Teilung Zyperns. Seit dem Einmarsch türkischer Truppen in Nordzypern im Sommer 1974 schlängelt sich eine UN-Pufferzone durch die Stadt und die gesamte Insel.
Geblieben ist die Bezeichnung "grüne Linie". An ihr enden alle von Süd nach Nord führenden Straßen zwischen Blechtonnen, Stacheldraht, Sandsäcken und Mauern. Auch die Ledra-Straße, die wichtigste Einkaufsmeile, gehört dazu.
Schon in der nächsten Woche sollen die Befestigungen fallen. Bei ihrem Treffen auf dem stillgelegten Flughafen von Nikosia - ebenfalls Teil der UN-Pufferzone - beschlossen die Anführer der griechischen und der türkischen Zyprioten gestern die Öffnung der Ledra-Straße. Vier Jahre dauerte das Gezerre um die Öffnung des sechsten Übergangs zwischen Süd- und Nordzypern. Nach der Wahl des linken Demetris Christofias zum neuen Präsidenten der südlichen Republik Zypern vor rund einem Monat ging alles ganz schnell. Die Öffnung der Ledra-Straße gilt als ein Symbol der Entspannung.
Christofias und der zyperntürkische Präsident Mehmet Ali Talat vereinbarten darüber hinaus den Beginn neuer Friedensgespräche. Ziel ist die Gründung eines gemeinsamen bizonalen Bundesstaats Zypern. Auch die türkischen Zyprioten sollen wie ihre griechischen Nachbarn in den Genuss einer EU-Mitgliedschaft kommen. "Dies ist eine neue Ära für die Lösung des Zypern-Problems", sagte der Sozialdemokrat Talat nach der dreistündigen Begegnung. "Wir werden unser Äußerstes tun, um zu einer einvernehmlichen Lösung im Interesse des zypriotischen Volks zu kommen", ergänzte der Postkommunist Christofias. Ihre Begegnung unter Teilnahme des UN-Sondergesandten Michael Möller verlief freundlich, ja fast freundschaftlich. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier nannte das Ergebnis ein "ermutigenden Zeichen".
In der kommenden Woche sollen zunächst gemischte Arbeitsgruppen gegründet werden, die die einzelnen Konfliktpunkte sondieren. Bisher liegen die Positionen beider Seiten in wichtigen Kernfragen noch weit auseinander. Spätestens in drei Monaten wollen sich Christofias und Talat wieder treffen, um über die Ergebnisse zu beraten. Auf der Tagesordnung steht auch die Öffnung weiterer Grenzübergänge, darunter mit Priorität der von Limnitis im Nordwesten der Insel.
Damit beginnt ein neuer und möglicherweise letzter Anlauf zur Lösung des Konflikts. Zuletzt war ein UN-Plan im April 2004 am Widerstand der griechischen Zyprioten gescheitert. Der damalige Präsident Papadopoulos beurteilte den Annan-Plan als zu türkenfreundlich. Nach einem flammenden Appell zur Ablehnung stimmten fast drei Viertel der Insel-Griechen im Referendum mit Nein, mehr als 60 Prozent der Türken befürworteten den Plan dagegen (s. unten). Dennoch wurde die Republik Zypern kurz darauf EU-Mitglied. Die international nicht anerkannte Türkische Republik Nordzypern bleib weitgehend isoliert.
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