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Neue DigitalwährungVenezuela führt Kryptogeld ein

Der Petro soll dem hochverschuldetem Land finanziellen Spielraum verschaffen. Der Verkauf startete mit 38,4 Millionen Petro, es sollen 100 Millionen werden.

Präsident Nicolás Maduro will mit dem Petro die Wirtschaft stabilisieren Foto: reuters

Caracas AFP | Venezuela hat mit der Einführung seiner neuen Digitalwährung Petro begonnen, mit der sich die Regierung von Staatschef Nicolás Maduro gegen eine „Finanzblockade“ der USA stemmen will. Wie die Behörden des hochverschuldeten südamerikanischen Landes am Dienstag mitteilten, wurde der Verkauf von zunächst 38,4 Millionen Petro gestartet. Insgesamt will die venezolanische Führung 100 Millionen virtuelle Münzen der Digitalwährung in Umlauf bringen.

Der Petro werde „Vertrauen und Sicherheit auf dem nationalen und internationalen Markt schaffen“, erklärte Vizepräsident Tareck El Aissami im Präsidentenpalast in Caracas. Der Preis eines Petro entspricht dem eines Barrels Öl und wurde zunächst auf 60 Dollar festgelegt, soll sich aber Schwankungen anpassen. Am 20. März sollen weitere 44 Millionen Petro in Umlauf gebracht werden. Abgesichert werden soll das virtuelle Geld durch ein Ölfeld in der Orinoco-Region.

Mit der Kryptowährung will sich Venezuela wieder mehr finanziellen Spielraum verschaffen. Das südamerikanische Land steckt in einer tiefen Krise und ist wegen eines schweren politischen Konflikts zwischen Regierung und Opposition mit Sanktionen belegt. Einige Ratingagenturen stuften Venezuela sowie seinen staatlichen Ölkonzern PDVSA bereits als teilweise zahlungsunfähig ein. Die Nationalwährung Bolívar verlor zuletzt massiv an Wert.

Maduro machte wiederholt US-Sanktionen für die Lage des Landes verantwortlich und kündigte Anfang Dezember an, der Petro werde die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes trotz der „Finanzblockade“ voranbringen.

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3 Kommentare

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  • Bei einem Ponzi-Scheme wird reich, wer die Anteilsscheine ausgibt, und arm, wer die Dinger kauft.

    Oder andersherum: Wenn eine Besicherung mit Erdöleinnahmen eine sichere Währung bedeuten würde, würde das für das für die Währung des erdölreichsten Landes dieser Erde bereits gelten.

  • 6G
    6028 (Profil gelöscht)

    Die Idee, den ehemaligen Gold-Standard in Form einer Erdöl-Deckung wieder einzuführen, klingt erstmal gar nicht schlecht: anstelle 60$ in Bolívar zu investieren (Erwartungswert nach einem Jahr 6$; bei tausend Prozent Inflation), könnte ein Investor 1 Krypto-Petro kaufen, der ja nach einem Jahr mindestens immer noch 1 Barrel Öl repräsentiert. Das Problem ist nur: wie kommt man, wenn der Petro warumauchimmer fällt, an sein Öl heran? Wahrscheinlich nur, indem man an den Orinoco fährt und sich auf das Ölfass setzt. Dann kann man sich ein, zwei Kanister abzapfen für den Golf Diesel zuhause. Irgendwie kein wirklich gutes Investment.

     

    Das mit dem' Krypto' ist vermutlich nur Marketing.

     

    Falls doch: warum sollten Bolivianer, die noch ein bisschen was besitzen (z.B. Schmuck oder auch ein paar Warao-Artefakte) diese nicht gegen Dollar versilbern, sondern sozusagen gegen Bolivar verölen?

     

    Natürlich: Schwarzgeld könnte in Petros getauscht werden.

    Aber die Rechtsunsicherheit ist vermutlich sogar der Mafia zu hoch.

     

    Vielleicht lässt Maduro einfach mal ein bisschen die Opposition an die Macht; die Mehrheit hat diese ja schon. Dies wird den Finanzmärkten besser schmecken.

  • Reicht es dem Busfahrer nicht mehr seine eigenen Landsleute zu beklauen.