Netzgemeinde warnte vor Katastrophe: "ich seh schon tote"

Duisburg hätte gewarnt sein können. Schon Tage vor der Loveparade sahen Ortskundige in Blogs und in Onlinekommentaren die Gefahr einer Massenpanik.

"Liebe Veranstalter, Könnt ihr damit was anfangen"? - Mit dieser Frage versehen macht diese Grafik heute im Netz die Runde. Bild: screenshot twitter.com

BERLIN dpa/taz | Im Netz hatten Nutzer Wochen und Tage vor einer möglichen Katastrophe bei der Duisburger Loveparade gewarnt - teils sehr detailliert. Auf lokalen Seiten wurden sowohl ein zu kleines Partygelände als auch der potenziell gefährliche Zugang über die von Brücken überspannte Straße kritisiert. Besonders klar geht das aus der Nachricht eines Nutzers namens "klotsche" hervor, der sich in einem Kommentar auf der Seite "DerWesten.de" äußerte.

Bereits am 7. Juni schreibt er mit Blick auf das Partykonzept: "sehe ich das richtig, dass die versuchen 1 million menschen über die 1-spurige! TUNNELSTRAßE! Karl-Lehr-Straße mit zwischendurch 2 kleinen trampelpfaden hoch zum veranstaltungsgelände zu führen? also in meinen augen is das ne falle. das kann doch nie und nimmer gut gehen. wer in essen und dortmund dabei war weiß, wie groß das gedränge schon auf recht weitläufigen zugangswegen war. das war ne katastrophe und die wollen ernsthaft den zugang über nen einspurigen TUNNEL leiten? ich fass es nicht!!!! ich seh schon tote wenn nach der abschlußkundgebung alle auf einmal über diese mickrige straße das gelände verlassen wollen."

Diese Nachricht - wiederholt am Donnerstag, 22. Juli - beschreibt im Nachhinein genau das Szenario vom Sonnabend, als tausende Menschen von Mauern eingekeilt waren und weder vor noch zurück konnten.

Die drangvolle, ausweglose Enge in der Sommerhitze ist auf zahlreichen, mit Handy-Kameras innerhalb und außerhalb des Tunnel gedrehten Filmen zu sehen - in allen Details. Zwar war das Funknetz total überlastet, dennoch verbreitete sich mit den Bildern nach und nach der Schrecken - gleichfalls via Internet. Zu sehen ist etwa, wie Menschen Böschungen hochklettern, bluten, weinen, schreien, Gitter überklettern, einander helfen. Schnell greifen viele Fernsehsender auf das Material zurück.

Ebenfalls am Donnerstag (22.7./16.25 Uhr) und auch bei "DerWesten.de" schrieb Nutzer "Duisburger": "Es wird das größte Chaos geben. Die Stadt wäre besser beraten gewesen die Loveparade abzusagen. Dann wäre ein paar Tage negative Presse über Duisburg in den Nachrichten zu hören-aber über diese Loveparade wird man noch lange reden-leider nur in negativer Form."

Beide Beiträge - sie waren auch am Sonntag online - stammen offensichtlich von Ortskundigen, ebenso wie die Meinung von "Skydiver60": (Originalzitat:) "400000 - 500000 passen auf das Gelände. 1-1,5 Millionen werden erwartet. Bei Überkapazität werden die Raver nicht mehr auffs Gelände gelassen. Leute, das geht inne Buchse, definitiv. (...) Auf das alles irgendwie gut geht. Glück Auf".

Besonders der frühe Kommentar von "klotsche" hat sich derweil im Netz weit verbreitet. Manche Daheimgebliebene danken ihm, andere sehen darin ein Menetekel, viele leiten daraus Vorwürfe an die Stadt Duisburg ab, andere verbreiteten den Link kommentarlos an ihre Freunde. "masamedia" twittert: "klotsche, Duisburger, Vasa49, Lover__P - man hätte auf Euch hören sollen."

Heftig kritisiert wird im Web jetzt Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland, der "keinen Fehler im Sicherheitskonzept" sehen will. "Tschuldigung Herr Sauerland, Sie sind ein Arschloch" gehört noch zu den nettesten Kommentarn.

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