: Neonazis schlagen wieder zu
■ Verfassungsschutz in Niedersachsen sieht ernste Alarmzeichen
Langenhagen Nur gut eine Woche nach gewalttätigen Zwischenfällen am Himmelfahrtstag haben Neonazis in Langenhagen bei Hannover auch am Pfingstwochenende wieder zugeschlagen. Nach Angaben der Polizei wurde ein 27- jähriger Deutsch beim Schützenfest von einem vermutlich zur rechten Szene gehörender Mann mit einem Bierkrug am Kopf verletzt. Dann sollen sechs Neonazis auf den Mann eingetreten haben.
Zwei von ihnen sollen schon bei den Vorfällen an Himmelfahrt dabei gewesen sein. An diesem Tag hatten Neonazis herumgepöbelt und einen Italiener und seine beiden deutschen Begleiterinnen bis zu ihrem Haus verfolgt. Ein Polizeibeamter war ebenfalls verletzt worden.
Der Regierungsdirektor des Landesamt für Verfassungsschutz, Hartmut Böhme, bezeichnete diese Angriffe als „Alarmzeichen“. „Es ist in dieser Form zum ersten Mal in Niedersachsen passiert, dass Ausländer durch die Straßen gejagt wurden“, sagte Böhme zum Vorfall an Himmelfahrt. Dies sei eine neue Qualität rechtsextremer Gewalt im Land. Nach dem jüngsten Verfassungsschutz-Bericht stieg im Jahr 2000 die Zahl der rechtsextremistischen Delikte im Land drastisch um 81 Prozent auf 1.182.
Laut Böhme erhielten Skinhead-Gruppen und rechtsextreme Kameradschaften in Niedersachsen regen Zulauf. Von 1998 bis 2000 sei die Zahl der rechtsextremen Skinheads von 1.000 auf 1.250 gewachsen. In Kameradschaften hätten sich etwa 350 Neonazis zusammen gerottet. Auch immer mehr Internet-Seiten beinhalteten rechtsextreme Parolen. Deshalb müsse die politisch motivierte Kriminalität demnächst neu erfasst werden, kündigte Böhme an. dpa
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