piwik no script img

Archiv-Artikel

Neonazis jagen Friedenspreisträger

Weil Neonazis den Vorsitzenden der Abschiebegegner in Büren einschüchtern, ist Frank Gockel untergetaucht. Per Telefon bekommt er Morddrohungen. Und die „Nationale Offensive Schaumburg“ plakatiert gegen ihn in Paderborn

PADERBORN/DETMOLD taz ■ Frank Gockel, Träger des Aachener Friedenspreises, wird von Rechtsradikalen mit dem Tod bedroht. Der Vorsitzende des Vereins „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren“, der 2006 prämiert wurde, ist untergetaucht. „Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergehen soll“, so der Detmolder zur taz.

Die Morddrohungen kommen laut Gockel von der Nationalen Offensive Schaumburg: Eine rechtsradikale Vereinigung aus dem benachbarten Niedersachsen, die auch den bevorstehenden großen Erste-Mai-Aufmarsch in Dortmund mitorganisiert. Die Androhungen kamen zuerst per Telefon: „Er rief bei einem Freund an und sagte: Wir machen euch platt“, sagt Gockel. Auch bei einem Detmolder Kulturzentrum riefen die Rechten an: „Gockel ist nicht mehr am Leben – und mit Ihnen machen wir bald das Gleiche“.

In den vergangenen Wochen haben Rechte mehrmals vor seinem Haus gestanden. Zur Zeit plakatieren sie alle paar Tage in Paderborn gegen Gockel: „Sinnvolle Arbeit schaffen. Der Arbeitslosigkeit entgegentreten, Kapitalismus abschaffen und den „Antifaschistischen Gockel von der Strasse fegen“. Auf dem Plakat ist ein Straßenkehrer zu sehen, der einen Hahn wegfegt.

Der Flüchtlingshelfer ist schon lange im Fokus der Rechten. Nachdem er 2002 den Anmelder einer Nazi-Demo der Freien Kameradschaft Dortmund anzeigte, ist Gockel der rechten Szene bekannt: „Seitdem haben die mich im Blick“, sagt er. Seit dieser Zeit erhält er einzelne Drohanrufe.

Gockel ist im Moment krankgeschrieben: „Ich habe Schlafstörungen, kann mich nicht mehr konzentrieren“, sagt der 36-Jährige. Nach Hause will er erst einmal nicht zurück, er bleibt vorläufig in seinem Versteck. „Ich möchte aber bald wieder arbeiten gehen“, sagt er.NATALIE WIESMANN