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Neonazikonzerte in ThemarRechtsrockkonzert überfordert Polizei

Bei der Veranstaltung im Juli mit 6.000 Neonazis stand die Polizei dem Treiben hilflos gegenüber. Für Samstag ist dort das nächste Konzert angekündigt.

Themar, Südthüringen: Für Neonazis ging dort beim letzten großen Konzert fast alles Foto: Michael Trammer

Berlin taz | Die Bilder gingen durch die Medien: Rund 6.000 Neonazis waren im Juli in der südthüringischen Kleinstadt Themar zum größten Rechtsrockkonzert zusammengekommen, das je in der Bundesrepublik stattgefunden hat. Bands wie Sleipnir oder Stahlgewitter spielten, mehrere Szenegrößen traten als Redner auf. Nun wird in Antworten des Thüringer Innenministeriums auf sechs Kleine Anfragen der Linkspartei-Abgeordneten Katharina König-Preuss deutlich: Die Polizei stand dem Spielen indizierter Songs und dem Zeigen des Hitlergrußes während der Veranstaltung hilflos gegenüber.

So wurden zum Beispiel die elf Beiträge von Rednern wie Axel Schlimper von den Holocaustleugnern der Europäischen Aktion oder Denis Nikitin von „White Rex“ inhaltlich gar nicht erst erfasst oder mitgeschnitten, zwei Redner sind nicht einmal identifiziert. Auch Ermittlungsverfahren gegen die Redner wurden insofern nicht eingeleitet.

Zudem waren unter den Helfern, die gemeinsam mit dem Anmelder und Tommy Frenck das Konzert organisierten, Mitglieder von Combat 18, einer neonazistisch-terroristischen Organisation, die als militanter Arm des rechtsextremen Netzwerks Blood and Honour gegründet wurde und nach dem Prinzip des führerlosen Widerstands agiert – ähnlich wie der NSU. „Das ist der Beleg dafür, dass die Veranstaltung nicht nur ein einfaches Konzert war, sondern zur Vernetzung von militanten Neonazistrukturen in ganz Europa gedient hat“, sagt König-Preuss.

Während der Veranstaltung listete die Polizei 17 indizierte Songs auf, die gespielt wurden. Härtere Konsequenzen als eine „Ermahnung“ des Versammlungsleiters wurden daraus jedoch nicht gezogen – im Gegenteil. Obwohl die Landesregierung selbstbewusst behauptet, die Polizei habe weitere Straftaten unterbunden, wurden auch nach der Ermahnung noch 14 indizierte Songs gespielt. Und sogar nachdem eine ganze Gruppe von Personen den Hitlergruß gezeigt und „Sieg Heil“ gebrüllt hatte, wie auf einem Youtube-Video zu sehen ist, passierte nichts weiter. „Damit ist klar, wie ernst die Polizei vor Ort genommen wurde“, sagt König-Preuss: „Gar nicht.“

900 BeamtInnen im Einsatz

Das dürfte vor allem daran liegen, dass die Polizei die Herausnahme einzelner Personen aus dem Bierzelt oder auch eine Auflösung des Konzerts wohl kaum hätte bewältigen können. Gegen rund 6.000 größtenteils alkoholisierte und gewaltbereite Personen hätten die 900 BeamtInnen wenig Chancen gehabt. „Die Beamtinnen und Beamten waren ja noch nicht einmal alle gleichzeitig, sondern in zwei Schichten vor Ort“, sagt König-Preuss. „Die Anzahl war also definitiv nicht ausreichend.“

Insgesamt, so die Thüringer Landesregierung, wurden im Zusammenhang mit dem Konzert 50 Ermittlungsverfahren gegen 49 Personen eingeleitet, vor allem wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Volksverhetzung, Verstoß gegen das Waffengesetz oder Beleidigung. Ein Großteil der Tatverdächtigen kommt aus Deutschland, andere stammen aus Tschechien, Polen oder der Slowakei.

Die Beamtinnen und Beamten waren in zwei Schichten vor Ort. Die Anzahl war also definitiv nicht ausreichend

Katharina König-Preuss

Die Anzahl der von der Polizei aufgenommenen Delikte sei angesichts der hohen Besucherzahl relativ gering geblieben, zieht das Bundesamt für Verfassungsschutz in seinem aktuellen Newsletter zufrieden Bilanz. Die Tatsache, dass die ungezählten Hitlergrüße als nur ein Verfahren gegen unbekannt erfasst werden, erwähnt das Amt allerdings nicht.

Diesmal „nur“ 750 TeilnehmerInnen?

Fehler seien schon im Vorfeld der Veranstaltung gemacht worden, sagt König-Preuss: Die Gefahrenanalyse sei definitiv nicht ausreichend gewesen. Drei Lern­effekte aus den Vorfällen müsse es nun geben. Erstens müssten von Polizei, Verfassungsschutz und Versammlungsbehörde eine realistischere Gefahrenanalyse erstellt werden, die auch Erkenntnisse von zivilgesellschaftlichen und antifaschistischen Gruppen mit einbezieht. Zweitens brauche es klarere Auflagen wie die, dass das Spielen indizierter Songs einen Abbruch der Veranstaltung nach sich zieht. Und drittens brauche es mehr BeamtInnen, um das auch umsetzen zu können.

Ob Neonazis vor Ort künftig entschlossener entgegengetreten wird, dürfte sich schon am Samstag zeigen: Da ist das nächste Konzert auf derselben Wiese wie im Juli angekündigt. Das Landratsamt Hildburghausen rechnet diesmal „nur“ mit etwa 750 TeilnehmerInnen. Das Bündnis für Demokratie und Weltoffenheit Kloster Veßra ruft zu einer Gegendemonstration auf.

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8 Kommentare

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  • Genau bei plündernden, prügelnden, steinewerfenden Demonstranten Deeskalation und Zurückhaltung fordern aber wenn ein indexiertes Lied gespielt oder ein Hitlergruß gezeigt wird am liebsten die ganze Veranstaltung auflösen. Was für ein Doppelstandard!

  • Die Polizei zeigt doch bei jeder kleinen linken Demo, wie es geht:

     

    - Verhältnis Polizeimannstärke zu Demoteilnehmern 1:2 -1:4 im Dienst

    - bei kleinsten Verstößen einkesseln

    - alle Eingekesselten ED behandeln

    - anschließend Platzverweise erteilen

     

    Damit wäre diese Veranstaltung im Sommer nicht über die 1. Band rausgekommen.

     

    Und falls einer aus Versehen doch keinen Hitlergruß gezeigt hat (linke Analogie: keinen Stein geworfen hat o.ä.), egal, er hat es nicht verhindert.

     

    Zack, erledigt! Was ist daran so schwer?

  • Warum feiern die Beamten nicht gleich mit?

    So könnten sie schon einmal ausloten, welche Pöstchen demnächst abfallen könnten, wenn das IV.Reich installiert wird...

  • Genau richtig beschrieben: Die Fehler wurden im Vorfeld gemacht. Vor Ort hat sich die Polizei genau richtig verhalten. Was hätte eine Eskalation schon eingebracht?

  • Tja - "Deeskalation" heißt das Zauberwort, dass die pösen pösen Bullen doch immer berücksichtigen müssen.

    Bitte, hier haben sie es.

    • @Thomas_Ba_Wü:

      Tja, dann schauen Sie sich mal im Internet die G 20 Demo " welcome to hell" an. Da wird wegen ein paar Vermummungen auf die Teilnehmer eingedroschen und 4 Wasserwerfer stehen auch bereit und zwar so, dass von vornherein "gewährleistet" ist, dass die korrekt angemeldete Demo gestoppt wird. Na ja, ein paar Vermummungen sind ja auch vieeel schlimmer als Nazigegröle.

      • @Senza Parole:

        Jop - deswegen hat man ja gejammert.

        3 Wochen später hat es dann die Polizei richtig gemacht.

  • Nee, klar...die armen Jungs. Haben vermutlich ergriffen zugehört und sich eins gegrinst. Und waren traurig, dass sie nach ihrer Schicht gehen mussten.

    Da muss man ja auch nicht mehr Leute hinschicken, die sind doch ganz nett so.

    Brauner Osten? Neeeeiiinnn...wie kommt man denn da drauf?

    Sprecher...och, die Kamerabatterien sind leer. Kennen wir nicht, ist nicht so wichtig.

     

    Jede Wette: wenn das ein Linksrock-Konzert gewesen wäre mit Sprechern: das Ding wär nach einer halben Stunde gesprengt worden. Strom aus, fertig. Kameras überall. Und feste draufhauen, denn die Linken wehren sich ja nicht so rabiat.

     

    Es ist SO zum Kotzen, und alle nehmen es hin wie ein Naturgesetz.

     

    Es ist der Beweis des totalen Versagens der Ost-Polizei gegen die Braune Sch...: kein Wille, grösste Toleranz. Mittäterschaft könnte man das auch nennen.

    Die Nazis tanzen Deutschland auf der Nase herum, machen uns international lächerlich, beschädigen den Ruf Deutschlands massiv. Und grölen, dass die Flüchtlinge raus müssen, weil sie Deutschland gefährden.

     

    HALLO REGIERUNG, POLIZEI, VERFASSUNGSSCHUTZ: könnt ihr uns bitte vor diesem braunen Pack beschützen? Oder seid ihr unwillig? Unfähig?