Nazis: "Brauni und Klampfe" lösen Razzia aus
Polizei durchsucht Wohnung von führenden NPDlern und Parteizentrale. Hintergrund: eine indizierte "Schulhof-CD".
Und immer wieder Sebastian Schmidtke: Am Donnerstagmorgen hat die Polizei die Wohnung und das Outdoor-Geschäft „Hexogen“ des Berliner NPD-Chefs durchsucht – und hunderte rechtsextreme CDs beschlagnahmt. Auch bei Sebastian Thom, NPD-Vorstandsmitglied aus Neukölln, rückte die Polizei ein. Bereits Ende März gab es Razzien bei den beiden Neonazis.
Diesmal spürte die Polizei einer „Schulhof-CD“ nach, die die NPD vor der Abgeordnetenhaus-Wahl im September verteilt hatte. Der Tonträger war im März von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien als volksverhetzend indiziert worden. 880 CDs beschlagnahmte die Polizei in Schmidtkes Laden und in Thoms Rudower Wohnung, zudem 20 CDs in der NPD-Zentrale in Köpenick, die ebenfalls durchsucht wurde. Die Beamten sicherten auch 400 Booklets, Akten und weitere CDs mit laut Polizei „mutmaßlich ebenfalls volksverhetzendem Inhalt“. Ein Sprecher sagte, auf den CDs werde „unverhohlen zum Hass und zu Gewalttaten gegen ausländische Bevölkerungsgruppen und Migranten aufgerufen“.
Schmidtke bestätigte die Razzia. Sie sei ihm aber „egal“. Schließlich sei der Großteil der CDs „längst verteilt“. Laut Schmidtke hatte die NPD knapp 10.000 Stück gepresst, die sie vor Schulen ausgegeben habe. In Briefen an Erstwähler hatte die Neonazi-Partei zudem Coupons für die CD versendet. Darauf befinden sich 18 Titel, unter anderem vom Sänger der 2005 als kriminellen Vereinigung verbotenen Szeneband „Landser“ und einer Formation namens „Brauni und Klampfe“.
Ende März hatte die Polizei die Wohnungen von Schmidtke, Thom und dem Neuköllner Patrick W. schon mal durchsucht. Sie werden verdächtigt, die Website des „Nationalen Widerstands Berlin“ zu betreiben. Sie verlinkt auf „Feindeslisten“ von Nazigegnern, teils mit Adressen und Fotos. Die Website ist seit zwei Wochen offline, die Gründe sind unklar. Laut Staatsanwaltschaft dauern die Ermittlungen an.
Thom droht noch mehr Ungemach: Ende Juni steht der 25-Jährige wegen „schwerer Körperverletzung“ vor Gericht. Er soll einen Bekannten aufgefordert haben, einem Mann Reizgas ins Gesicht zu sprühen. Das Opfer hatte die NPDler beim Aufhängen von Wahlplakaten fotografiert.