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Nachgefragt„Nazis vertreiben“

■ Die „Antifaschistische Aktion Oldenburg“ macht gegen Rechte mobil

Samstag Nacht im Kneipenviertel der Oldenburger Innenstadt: Eine Spezialeinheit der Polizei nimmt 33 von rund 40 Autonomen in Gewahrsam. Vermutetes Ziel der Gruppe: Eine von rechten frequentierte Kneipe. Seit Wochen geraten die örtlichen Skins immer wieder in die Schlagzeilen (die taz berichtete). Die taz sprach mit einer Vertreterin der „Antifaschistischen Aktion Oldenburg“ über die Aktion am Samstag.

taz: Wolltet Ihr euch mit den Rechten prügeln?

Es hat in der vergangenen Zeit mehrere Vorfälle mit Nazis in Oldenburg gegeben. In der Innenstadt treten sie in letzter Zeit ziemlich massiv auf, mehrere Leute wurden auf dem Kramermarkt angegriffen. Daraufhin haben sich in Oldenburg Leute aus der autonomen Szene zusammengetan und zwei „Stadtspaziergänge“ organisiert – der letzte am Samstag Abend. Wir wollten damit die Leute ermuntern, bei Vorfällen einzugreifen – und natürlich liegt uns daran, die Nazis aus der Stadt zu vertreiben.

Bei den Leuten, die in Gewahrsam genommen wurden, fand man Holzknüppel, Eisen-stangen, Schreckschusspistolen und Munition. Das sind Sachen, die ...

... geeignet sind, sich auseinanderzusetzen, ja, wobei die Eisenstangen nur in der Phantasie der Bullen existieren. Wenn sich Gewalt nicht vermeiden lässt, möchte man schon gut vorbereitet sein. Die Nazis sind nicht nur massiv in der Innenstadt vertreten, sondern auch gewaltbereit. Und wir wollten die Nazis schon sehr deutlich auffordern, die Stadt zu verlassen. Ich würde aber auf jeden Fall sagen, dass das, was wir dabei hatten, zur Verteidigung gedacht war.

Bislang wurde der neue Konflikt zwischen Skins und Punks ausgetragen. Seit wann macht auch die Oldenburger autonome Szene mobil gegen die Rechten?

Es ist nichts Neues, dass wir gegen Faschos aktiv sind. Nur di e“Stadtspaziergänge“ sind eine neue Aktionsform. Dass das in der Presse meist anders dargestellt wurde, liegt wohl daran, dass bisher vor allem Punks und MigrantInnen angegriffen wurden. Aktiver Antifaschismus ist selbstverständlich fester Bestandteil unserer Arbeit.

Eine Spezialeinheit aus Hannover war vor Ort und hat euch gehindert, zu einer Kneipe zu gehen, in der Rechte vermutet wurden. Hattet Ihr öffentlich mobilisiert?

Nein, das ging unter der Hand. Wahrscheinlich hat der Staatsschutz das durch Abhörmaßnahmen mitgekriegt. Desweiteren haben wir ungesicherte Infos, dass der Polizeieinsatz auf Weisung des Innenministeriums gelaufen ist. Im Übrigen ging es nicht um die Kneipe, sondern darum, die Faschos dauerhaft aus der gesamten Innenstadt zu verjagen.

Was haben die Menschen zu erwarten, die von der Polizei in Gewahrsam genommen wurden?

Einigen wurde wohl „Bildung eines bewaffneten Haufens“ vorgeworfen, anderen wurde gesagt, sie hätten sich an der „Bildung einer rivalisierenden Bande“ beteiligt, bei wieder anderen wurde von einem „Verstoß gegen das Versammlungsgesetz“ geredet.

Wird es einen dritten „Stadtspaziergang“ geben?

Ja, auf jeden Fall. Wir werden uns von dem Bullenüberfall nicht einschüchtern lassen.

Fragen: Christoph Dowe

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