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Nato-Bericht zu Angriff auf TanklasterBundeswehr sieht sich entlastet

Ob bei dem von Oberst Klein angeordneten Angriff auf Tanklaster in Afghanistan Zivilisten starben, kann der Nato-Bericht nicht klären. Das deutsche Militär meint, alle Kritik an ihm sei damit entkräftet.

Wer genau in dem Flussbett nahe Kundus durch den Luftangriff zu Tode kam, wird wohl nie genau geklärt werden können. Bild: ap

BERLIN dpa | Die genaue Opferzahl bei dem Luftangriff auf zwei Tanklastzüge in Afghanistan ist nach Nato-Angaben nicht mehr genau zu ermitteln. Bei dem vom deutschen Oberst Georg Klein angeordneten Angriff am 4. September seien laut verschiedenen Quellen zwischen 17 und 142 Menschen getötet worden, sagte Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan am Donnerstag in Berlin unter Berufung auf den nun eingetroffenen Nato-Untersuchungsbericht. In dem Bericht heiße es zudem, dass es zwischen 30 bis 40 getötete und verletzte Zivilisten gegeben haben könnte. Schneiderhan meinte dazu: "Das bestätigt nicht, dass durch den Luftschlag unbeteiligte Personen getötet wurden."

Die vom afghanischen Präsidenten Hamid Karsai eingesetzte Untersuchungskommission war Mitte September zu dem Schluss gekommen, dass bei dem Bombardement 30 Zivilisten und 69 Taliban-Kämpfer getötet worden waren. Die Kommission hatte die Verantwortung für den Vorfall eindeutig den Taliban angelastet. Nach Abschluss der afghanischen Untersuchung hatte Karsai den Angriff zwar als Fehler bezeichnet, die Bundesrepublik aber zugleich in Schutz genommen. "Deutschland ist hier, um die afghanische Bevölkerung zu beschützen."

Der Generalinspekteur betonte, er habe nach dem jetzt vorliegenden Ergebnis der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF - sie ist unter dem Dach der Nato - keinen Grund daran zu zweifeln, dass Oberst Klein und die deutschen Soldaten militärisch angemessen gehandelt hätten. Klein hatte am 4. September US-Kampfflugzeuge angewiesen, zwei von Taliban gekaperte und in einem Flussbett nahe des Bundeswehr-Feldlagers steckengebliebene Tanklastwagen zu bombardieren. Klein soll befürchtet haben, dass die Taliban die Tanklaster als Bomben gegen die Bundeswehr nutzen würden.

Der Vorfall hatte bereits vor Abschluss der Untersuchungen international Kritik ausgelöst. In Kundus war es allerdings weder zu Demonstrationen noch zu sonstigen offenen Unmutsbekundungen gegen die Deutschen gekommen.

Schneiderhan sagte, der Vorfall dürfe nicht isoliert betrachtet werden. In den vergangenen Monaten habe es zahlreiche Angriffe auf die ISAF im Verantwortungsbereich von Klein in Nordafghanistan gegeben. Bis Ende August seien in diesem Jahr sechs Lastwagen und Tanklaster zu Anschlägen missbraucht worden, die zu hohen Verlusten geführt hätten. Seit Juli habe es Hinweise gegeben, dass ähnliche Anschläge auf das deutsche Wiederaufbauteam geplant gewesen seien.

Der Nato-Untersuchungsbericht zu dem Vorfall war am Mittwoch per Flugzeug von Afghanistan nach Deutschland gebracht worden. Er traf etwa zeitgleich mit der Verabschiedung von Franz Josef Jung (CDU) aus dem Amt des Verteidigungsministers am Mittwochabend ein. Ohne den Bericht zu erwähnen, setzte sich Jung bei der Amtsübergabe an den neuen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) für den betroffenen Oberst Klein ein.

Soldaten, die im Auftrag Deutschlands im Ausland tätig seien, dürften nicht mit staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen konfrontiert werden, sagte Jung. Er betonte, dies gelte "ausdrücklich für Oberst Klein". Dem Vernehmen nach wurde der Bericht unter Geheimhaltung gestellt und sollte umgehend Guttenberg vorgelegt werden.

Medien und Verteidigungspolitiker hatten nach dem Vorfall unter Berufung auf Informationen aus der internationalen Afghanistan- Schutztruppe ISAF berichtet, Klein habe gegen deren Regeln verstoßen. Er habe die Bombardierung im Alleingang ohne Vorwarnung für die Taliban angeordnet. Das hätte er nur machen dürfen, wenn eigene Truppen am Boden "Feindberührung" gehabt hätten, hieß es. Es waren aber keine deutschen Soldaten im Gefecht, und das Feldlager der Bundeswehr in Kundus ist vom Ort des Luftangriffs etwa 6,5 Kilometer entfernt.

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, sprach sich unterdessen für eine ehrliche Bewertung des Afghanistan- Einsatzes deutscher Soldaten aus. Die Lage in der Region Kundus müsse als Krieg bezeichnet werden, sagte Kirsch am Donnerstag im ARD- "Morgenmagazin". Er sagte zur juristischen Lage: "Im Moment haben wir ja unser Rechtssystem in Afghanistan zugrunde gelegt. Anders wäre es, wenn wir völkerrechtlich anerkennen würden, dass es sich hier um einen nicht internationalen Konflikt handelt. Dann würden wir dem Kriegsvölkerrecht unterliegen. Dann hätten wir eine andere Lage."

Die Nato-geführte ISAF teilte am Donnerstag mit, bei zwei Anschlägen im Süden Afghanistans seien am Vortag zwei ISAF-Soldaten verletzt worden. Einer der Toten sei Amerikaner gewesen. Zur Nationalität des zweiten Opfers machte die ISAF keine Angaben.

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28 Kommentare

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  • M
    Manuel

    @ Heribert: Hat die Bundeswehr nicht argumentiert, dass mit dem Tanklastzug das Bundeswehrlager angegriffen werden sollte und es deswegen selbstverteidigung war. Ich denke die Lage wurde falsch eingeschätzt, wie kann man auf Zivilisten schießen (30-40 Frauen und Kinder).

    Menschenleben dürfen nicht abgewogen werden. Ich darf nicht einen Menschen töten um 5 zu retten. Es ist für einen chirurgen verboten einen Menschen zu töten um 5 Organe für seine Patienten zu bekommen. Genauso darf ich nicht 30-40 unschuldige töten um 300 zu retten. Das ist Handel mit Leben aber mit Leben darf nicht gehandelt werden.

    @Opferzahl: Würde mich intressieren wo du die Information über Zivilisten über die NATO in Afghanistan her hast, denn normalerweise bezeichnet man als Zivilist unbeteiligte Dritte egal welcches Merkmal sie besitzen.

  • D
    Daniel

    @richtigbissig: Nein. Georg Klein ging von überhaupt keinen Zivilisten aus. Das kann aber allenfalls eine vage Vermutung gewesen sein, aufgrund der nächtlichen Bildqualität.

     

    @max: Abstrakt ist die Gefahr von Anschlägen mit Tanklastwagen sicherlich nicht, und eine "Polizeimaßnahme" behauptet auch niemand. Ansonsten geb ich dir Recht, es ist ein Krieg.

     

    Andererseits ist es richtig, dass wir es uns schwer machen und nicht erlauben, unsere Kräfte weitreichend zu entfesseln. (wie Ulrich Kirsch es scheinbar nahelegt) Die Afghanen lieben uns und wissen, im Gegensatz zu uns, um unsere gemeinsamen Wurzeln. Es fällt mir schwer, das kurz zu fassen. Doch unabhängig davon ist jeder getötete Zivilist, ja jeder Tote, eine Tragögie.

     

    @Thorsten: Die Nato erwähnt "verschiedene Quellen", postuliert aber eigene Zahlen.

     

    @Gesellschaftsverblödung: Du hast recht, nur allzu recht, doch gerade Afghanistan ignorieren wir nicht, und es ist uns nicht egal.

     

    @NachtsamBach: Die Bevölkerung lebt in solcher Not, dass selbst stinkender Diesel einen Schatz darstellt. Ihn zu verteilen, gleich unter welchen Umständen, mag den Rückhalt der Taliban stärken.

     

    @Heribert Grantl: Ich kann deinen Zynismus verstehen, aber er verbessert nichts. Auch nicht unser Wissen über menschliche Abgründe. Es mag anmassend klingen, aber ich empfehle dir, eine zeitlang den Nachrichten zu entsagen und dich verstärkt nichturteilend selbst zu beobachten.

     

    @end.the.occupation: Ich nehme an, du führst Selbstgespräche?

     

    @Opferzahl: Die Nato mag solche Abgrenzungen treffen. Folglich werden oft Zivilisten zu Taliban umdefiniert. Doch an deren Reaktion lässt sich erkennen, dass auch sie schwer getroffen wurden.

     

    @Edelweiß: Leider sind die, die mehr Anstrengungen zum Aufbau einer Zivilgesellschaft fordern, nicht in der neuen Regierung. Einen zynischen Tapferkeitsorden kann ich leider auch nicht ganz ausschließen.

     

    @Claudia: Das ist wahr. Auch den Link kann ich nur weiterempfehlen.

     

    Barack Obama hat angekündigt, mit den nichtfanatischen Aufständischen in einen Dialog treten und sie einbeziehen zu wollen, und es ist immerhin möglich, dass es dazu kommt. Aber noch hat er keine umfassende, neue Strategie vorgelegt.

     

    @Benedikt Gregor: Auch das ist im Wesentlichen richtig. Über Monate hat sich die Lage immer weiter zugespitzt, und man konnte wohl nicht erwarten, dass so etwas ausbleiben würde. Dennoch ist es wichtig, dass das Geschehen untersucht wird. Es gibt z.B. den Vorwurf des Alleingangs. Es gibt ein öffentliches Interesse an einer Aufklärung und daran, dass alles getan wird, um zivile Opfer zu vermeiden.

     

    @Christian: Ich denke nicht, dass er einen Mord "durfte" findet. Vielleicht eher, dass der Westen auch dafür verantwortlich ist, indem er den Krieg vom Zaun brach.

     

    Kann gut sein, dass ich mich täusche.

  • C
    Christian

    Heribert, gut, die armen Schweine haben vorher den eigentlichen Fahrer einer der LKWs erschossen. Nur weil unser Lebensstil dazu führt, dass Menschen zu extremisten werden, heißt das nicht, dass man das total dufte finden muss, dass diese Leute anderen den Kopf abschneiden. Da darf man gerne differenzieren.

  • BG
    Benedikt Gregor

    Sollten bei diesem Einsatz Zivilisten ums Leben gekommen sein ist dies sehr bedauerlich. Jedoch stellen sich mir neben dieser Frage noch zwei andere:

    1.Wie viele unschuldige Leben hätte es wohl gekostet, wenn die Taliban die Tanklaster frei bekommen hätten und diese in der Mitte von Kundus zu Explosion gebracht hätten?

    2.Was wäre passiert, wenn die Bundeswehr die Taliban mit Bodentruppen umstellt hätte?

     

    Was passiert wäre wenn diese Tanklastwagen in Kundus explodiert wären will ich mir lieber gar nicht vorstellen... Da wären wahrscheinlich selbst 300 und mehr Opfer als Schätzung noch zu kurz gegriffen. Dazu käme dann noch eine Unzahl von Verletzten. Somit war es wohl unumgänglich diesem Zustand ein Ende zu bereiten.

     

    Viele scheinen jedoch zu glauben, man hätte dieses Taliban-Kommando einfach mit Bodentruppen umstellen können...

    Und dann?

    Will hier irgendeiner ernsthaft behaupten die Taliban hätten erst alle Zivilisten gehen lassen, dann die Waffen auf den Boden gelegt und sich geordnet abführen lassen? Wohl kaum. Das realistische Szenario hätte wohl folgender Maßen ausgesehen: Es wäre zu einer Schießerei gekommen in deren Folge nicht nur viele der Zivilisten sondern auch einige deutsche Soldaten gefallen wären, im weiteren Verlauf hätten die auf verlorenem Posten kämpfenden Taliban die Tankwagen gesprengt und Sich, die Zivilisten und noch ein paar deutsche Soldaten getötet.

    Ergebnis: Tankwagen gesprengt, Zivilisten tot, Taliban tot, ein Teil der Bundeswehrangehörigen auch tot....

    Das gleiche Ergebnis wie durch den Luftschlag nur mit noch mehr Toten!!!!

    Ich bin selbst mit diesem Einsatz der Bundeswehr nicht glücklich! Aber es fällt mir sehr schwer die an dieser Stelle ansetzende Kritik zu verstehen. Oder ist es Neuerdings so das die Soldaten die bei einem Bodeneinsatz zusätzlich ums Leben gekommenen wären als Teil irgendeiner ausgleichenden Gerechtigkeit fungieren?

    Ich bin sehr dafür eine nicht-millitärische Strategie für Afghanistan auszuarbeiten, aber ich bin strikt dagegen Offiziere schwierige Entscheidungen zu treffen hatten, und dabei versucht haben Menschenleben so weit wie möglich zu schonen, im Kampf um die Durchsetzung eigener (völlig legitimer)Interessen als Bauernopfer zu missbrauchen.

  • C
    Claudia

    Während sich die Verantwortlichen gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben, sich darum streiten, wie viele der Opfer denn nun Taliban und wie viele Zivilisten waren, wird doch eins immer wieder vergessen: mittlerweile kann man gar nicht mehr einfach zwischen Taliban und Zivilisten unterscheiden. Denn laut jüngsten US-Geheimdienststudien kommt der Widerstand zu 90% nicht aus den Reihen Al_Qaida und der 2001 gestürzten Taliban, sondern rekrutiert sich aus der einfachen Bevölkerung. Aber dadurch dass alles in einen Topf geworfen wird, wo man einfachshalber Taliban drauf schreibt, weil mit diesem Feindbild jeder was anzufangen weiß, haben die meisten Menschen ein falsche Vorstellung davon, was dort wirklich passiert. Hier wird das gut auf den Punkt gebracht: http://terrorexperte.blogspot.com/2009/10/us-eingestandnis-wir-bekampfen-das.html

  • E
    Edelweiß

    Man verbrenne seine Opfer bis zur Unkenntlichkeit, zudem sind eh alle Afghanen Taliban, so braucht man für den entstandenen Begleitschaden nicht mal Entschädigung leisten - so macht man sich Freunde.

     

    Es würde mich nicht wundern wenn der Herr Oberst noch mit dem neuen Tapferkeitsorden der Bundeswehr ausgezeichnet würde.

  • O
    Opferzahl

    Für alle zum verstehen der Zahlen.

     

    Taliban: hierzu werden alle männlichen Opfer ab dem 14. Lebensjahr gezählt bzw ab einer Körpergrösse von 1,5m.

    Nicht erforderlich ist zB das tragen einer Waffe.

     

    Zivilist: Kinder unter 14 Jahren bzw unter 1,5m, sowie Frauen.

     

    Wenn Zahlen in einem Bericht aufgeführt werden sollte man in der Lage sein zu verstehen was mit den einzelnen Klassen gemeint ist.

  • E
    end.the.occupation

    Susanne Knaul hätte es auch nicht besser machen können.

     

    Zugegeben, das ist dpa.

  • HG
    Heribert Grantl

    Hey, Bock mal völlig ungestraft 'n paar der ärmsten Schweine unter der Sonne, Hungerleiderabschaum, der absolut nichts mehr zu verlieren hat als sein wertloses Dasein, abzuknallen, totzuschlagen, in die Luft zu sprengen oder lebendig zu verbrennen? Schon mal in 'nem Kinderbordell gewesen, auf dem wilden Balkan, im geheimnisvollen Orient oder im sonnigen Afrika. Kein Problem, Reisen sie mit einer Armee des freien Westens oder einer angeschlossenen Vertragsfirma in den Friedenseinsatz in einem Land ihrer Wahl, und lassen sie mal so richtig unverkrampft die Sau raus.

  • N
    NachtsamBach

    Ich finde es gut so, dass der Oberst entlastet worden ist. Er hätte nie so blos gestellt werden dürfen und gerade nicht von den Ammis! Das war das allerletzte von dem Chrystal.

     

    Zu den Opfern will ich nur sagen, dass ich bezweifle das da irgendein unschuldiger Zivilist ums Leben kam. Die Tank LKW sind um 2-4 Uhr nachts in einem vertrockneten Flussbett stehen geblieben nach dem sie gekapert worden sind. Welche Zivilsten laufen um diese Uhrzeit in einem auch für sie gefährlichen Gebiet draussen herum und füllen Kanister mit Diesel, welches mit Waffengewalt gestohlen worden ist und zwar von Leuten, die die Bevölkerung selber nicht gerade unterstützt?

  • D
    DerDummeMensch

    @ Gesellschaftsverblödung

     

    Dann könnte ich mir doch gleich die Augen verbinden und mit ner Panzerdiviesion ne Kleinstadt durchfahren und natürlich später behaupten ich habe nichts gesehen, tut mir leid, also falls es dabei Tote gab (254), dann haben wir das nicht gesehen, únd damit wäre ich schon ein nominierter für den Friedensnobelpreis ... hahah..heutzutage ist irgendwie alles möglich...ich lache jetzt aber ... genau jetzt auf mehreren Teilen unserer Erde passieren furchtbare Dinge, Massaker, Folter, Imperialismus, Massengräber und und und ... und das alles im Namen der Gerechtigkeit und der Großteil unserer Gesellschaft bekommt nichts von den vielen schlimmen Dingen, die mit unserer Flagge passieren nichts mit.

     

    Das ist Dummheit, dummheit die in unserer angeblich so hoch modernen Welt steckt und dafür sorgt dass die Rechte stück für Stück abgebaut werden!!!

  • T
    Thorsten

    Ich halte den Angriff für notwendig und richtig.

     

    Aber dennoch:

     

    "laut verschiedenen Quellen [sind] zwischen 17 und 142 Menschen getötet worden, sagte Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan am Donnerstag in Berlin unter Berufung auf den nun eingetroffenen Nato-Untersuchungsbericht. In dem Bericht heiße es zudem, dass es zwischen 30 bis 40 getötete und verletzte Zivilisten gegeben haben könnte."

     

    wie passen diese Ausagen zusammen? DAS soll mir mal jemand erklären!

  • M
    max

    wenn man sich jetzt darin bestätigt sieht, dass es in ordnung sein kann, einen um flussbett steckengebliebenen tanklaster mit massenhaft menschen außenrum zu bombardieren, um der völlig abstrakten gefahr, dass dieser laster unter umständen gegen die bundeswehr eingesetzt werden könnte, zu begegnen, dann sollte man bitte auch zugeben, dass wir uns im krieg befinden, denn als polizeimaßnahme ist das absurd.

    andererseits ist ja krieg auch absurd ...

  • R
    richtigbissig

    Es war also nicht so, dass eine Abwägung zwischen Opfern in den eigenen Reihen(Truppen hinschicken, Bodeneinsatz)und der vertretbaren Verluste in der Zivilbevölkerung stattgefunden hat?

     

    Die Menschenrechte einer afghanischen Zivilbevölkerung haben natürlich einen "Entschädigungspreis", so gesehen hat ist doch die Entscheidung zur Bombardierung "völlig"

    nachvollziehbar.

     

    LG

  • M
    Manuel

    @ Heribert: Hat die Bundeswehr nicht argumentiert, dass mit dem Tanklastzug das Bundeswehrlager angegriffen werden sollte und es deswegen selbstverteidigung war. Ich denke die Lage wurde falsch eingeschätzt, wie kann man auf Zivilisten schießen (30-40 Frauen und Kinder).

    Menschenleben dürfen nicht abgewogen werden. Ich darf nicht einen Menschen töten um 5 zu retten. Es ist für einen chirurgen verboten einen Menschen zu töten um 5 Organe für seine Patienten zu bekommen. Genauso darf ich nicht 30-40 unschuldige töten um 300 zu retten. Das ist Handel mit Leben aber mit Leben darf nicht gehandelt werden.

    @Opferzahl: Würde mich intressieren wo du die Information über Zivilisten über die NATO in Afghanistan her hast, denn normalerweise bezeichnet man als Zivilist unbeteiligte Dritte egal welcches Merkmal sie besitzen.

  • D
    Daniel

    @richtigbissig: Nein. Georg Klein ging von überhaupt keinen Zivilisten aus. Das kann aber allenfalls eine vage Vermutung gewesen sein, aufgrund der nächtlichen Bildqualität.

     

    @max: Abstrakt ist die Gefahr von Anschlägen mit Tanklastwagen sicherlich nicht, und eine "Polizeimaßnahme" behauptet auch niemand. Ansonsten geb ich dir Recht, es ist ein Krieg.

     

    Andererseits ist es richtig, dass wir es uns schwer machen und nicht erlauben, unsere Kräfte weitreichend zu entfesseln. (wie Ulrich Kirsch es scheinbar nahelegt) Die Afghanen lieben uns und wissen, im Gegensatz zu uns, um unsere gemeinsamen Wurzeln. Es fällt mir schwer, das kurz zu fassen. Doch unabhängig davon ist jeder getötete Zivilist, ja jeder Tote, eine Tragögie.

     

    @Thorsten: Die Nato erwähnt "verschiedene Quellen", postuliert aber eigene Zahlen.

     

    @Gesellschaftsverblödung: Du hast recht, nur allzu recht, doch gerade Afghanistan ignorieren wir nicht, und es ist uns nicht egal.

     

    @NachtsamBach: Die Bevölkerung lebt in solcher Not, dass selbst stinkender Diesel einen Schatz darstellt. Ihn zu verteilen, gleich unter welchen Umständen, mag den Rückhalt der Taliban stärken.

     

    @Heribert Grantl: Ich kann deinen Zynismus verstehen, aber er verbessert nichts. Auch nicht unser Wissen über menschliche Abgründe. Es mag anmassend klingen, aber ich empfehle dir, eine zeitlang den Nachrichten zu entsagen und dich verstärkt nichturteilend selbst zu beobachten.

     

    @end.the.occupation: Ich nehme an, du führst Selbstgespräche?

     

    @Opferzahl: Die Nato mag solche Abgrenzungen treffen. Folglich werden oft Zivilisten zu Taliban umdefiniert. Doch an deren Reaktion lässt sich erkennen, dass auch sie schwer getroffen wurden.

     

    @Edelweiß: Leider sind die, die mehr Anstrengungen zum Aufbau einer Zivilgesellschaft fordern, nicht in der neuen Regierung. Einen zynischen Tapferkeitsorden kann ich leider auch nicht ganz ausschließen.

     

    @Claudia: Das ist wahr. Auch den Link kann ich nur weiterempfehlen.

     

    Barack Obama hat angekündigt, mit den nichtfanatischen Aufständischen in einen Dialog treten und sie einbeziehen zu wollen, und es ist immerhin möglich, dass es dazu kommt. Aber noch hat er keine umfassende, neue Strategie vorgelegt.

     

    @Benedikt Gregor: Auch das ist im Wesentlichen richtig. Über Monate hat sich die Lage immer weiter zugespitzt, und man konnte wohl nicht erwarten, dass so etwas ausbleiben würde. Dennoch ist es wichtig, dass das Geschehen untersucht wird. Es gibt z.B. den Vorwurf des Alleingangs. Es gibt ein öffentliches Interesse an einer Aufklärung und daran, dass alles getan wird, um zivile Opfer zu vermeiden.

     

    @Christian: Ich denke nicht, dass er einen Mord "durfte" findet. Vielleicht eher, dass der Westen auch dafür verantwortlich ist, indem er den Krieg vom Zaun brach.

     

    Kann gut sein, dass ich mich täusche.

  • C
    Christian

    Heribert, gut, die armen Schweine haben vorher den eigentlichen Fahrer einer der LKWs erschossen. Nur weil unser Lebensstil dazu führt, dass Menschen zu extremisten werden, heißt das nicht, dass man das total dufte finden muss, dass diese Leute anderen den Kopf abschneiden. Da darf man gerne differenzieren.

  • BG
    Benedikt Gregor

    Sollten bei diesem Einsatz Zivilisten ums Leben gekommen sein ist dies sehr bedauerlich. Jedoch stellen sich mir neben dieser Frage noch zwei andere:

    1.Wie viele unschuldige Leben hätte es wohl gekostet, wenn die Taliban die Tanklaster frei bekommen hätten und diese in der Mitte von Kundus zu Explosion gebracht hätten?

    2.Was wäre passiert, wenn die Bundeswehr die Taliban mit Bodentruppen umstellt hätte?

     

    Was passiert wäre wenn diese Tanklastwagen in Kundus explodiert wären will ich mir lieber gar nicht vorstellen... Da wären wahrscheinlich selbst 300 und mehr Opfer als Schätzung noch zu kurz gegriffen. Dazu käme dann noch eine Unzahl von Verletzten. Somit war es wohl unumgänglich diesem Zustand ein Ende zu bereiten.

     

    Viele scheinen jedoch zu glauben, man hätte dieses Taliban-Kommando einfach mit Bodentruppen umstellen können...

    Und dann?

    Will hier irgendeiner ernsthaft behaupten die Taliban hätten erst alle Zivilisten gehen lassen, dann die Waffen auf den Boden gelegt und sich geordnet abführen lassen? Wohl kaum. Das realistische Szenario hätte wohl folgender Maßen ausgesehen: Es wäre zu einer Schießerei gekommen in deren Folge nicht nur viele der Zivilisten sondern auch einige deutsche Soldaten gefallen wären, im weiteren Verlauf hätten die auf verlorenem Posten kämpfenden Taliban die Tankwagen gesprengt und Sich, die Zivilisten und noch ein paar deutsche Soldaten getötet.

    Ergebnis: Tankwagen gesprengt, Zivilisten tot, Taliban tot, ein Teil der Bundeswehrangehörigen auch tot....

    Das gleiche Ergebnis wie durch den Luftschlag nur mit noch mehr Toten!!!!

    Ich bin selbst mit diesem Einsatz der Bundeswehr nicht glücklich! Aber es fällt mir sehr schwer die an dieser Stelle ansetzende Kritik zu verstehen. Oder ist es Neuerdings so das die Soldaten die bei einem Bodeneinsatz zusätzlich ums Leben gekommenen wären als Teil irgendeiner ausgleichenden Gerechtigkeit fungieren?

    Ich bin sehr dafür eine nicht-millitärische Strategie für Afghanistan auszuarbeiten, aber ich bin strikt dagegen Offiziere schwierige Entscheidungen zu treffen hatten, und dabei versucht haben Menschenleben so weit wie möglich zu schonen, im Kampf um die Durchsetzung eigener (völlig legitimer)Interessen als Bauernopfer zu missbrauchen.

  • C
    Claudia

    Während sich die Verantwortlichen gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben, sich darum streiten, wie viele der Opfer denn nun Taliban und wie viele Zivilisten waren, wird doch eins immer wieder vergessen: mittlerweile kann man gar nicht mehr einfach zwischen Taliban und Zivilisten unterscheiden. Denn laut jüngsten US-Geheimdienststudien kommt der Widerstand zu 90% nicht aus den Reihen Al_Qaida und der 2001 gestürzten Taliban, sondern rekrutiert sich aus der einfachen Bevölkerung. Aber dadurch dass alles in einen Topf geworfen wird, wo man einfachshalber Taliban drauf schreibt, weil mit diesem Feindbild jeder was anzufangen weiß, haben die meisten Menschen ein falsche Vorstellung davon, was dort wirklich passiert. Hier wird das gut auf den Punkt gebracht: http://terrorexperte.blogspot.com/2009/10/us-eingestandnis-wir-bekampfen-das.html

  • E
    Edelweiß

    Man verbrenne seine Opfer bis zur Unkenntlichkeit, zudem sind eh alle Afghanen Taliban, so braucht man für den entstandenen Begleitschaden nicht mal Entschädigung leisten - so macht man sich Freunde.

     

    Es würde mich nicht wundern wenn der Herr Oberst noch mit dem neuen Tapferkeitsorden der Bundeswehr ausgezeichnet würde.

  • O
    Opferzahl

    Für alle zum verstehen der Zahlen.

     

    Taliban: hierzu werden alle männlichen Opfer ab dem 14. Lebensjahr gezählt bzw ab einer Körpergrösse von 1,5m.

    Nicht erforderlich ist zB das tragen einer Waffe.

     

    Zivilist: Kinder unter 14 Jahren bzw unter 1,5m, sowie Frauen.

     

    Wenn Zahlen in einem Bericht aufgeführt werden sollte man in der Lage sein zu verstehen was mit den einzelnen Klassen gemeint ist.

  • E
    end.the.occupation

    Susanne Knaul hätte es auch nicht besser machen können.

     

    Zugegeben, das ist dpa.

  • HG
    Heribert Grantl

    Hey, Bock mal völlig ungestraft 'n paar der ärmsten Schweine unter der Sonne, Hungerleiderabschaum, der absolut nichts mehr zu verlieren hat als sein wertloses Dasein, abzuknallen, totzuschlagen, in die Luft zu sprengen oder lebendig zu verbrennen? Schon mal in 'nem Kinderbordell gewesen, auf dem wilden Balkan, im geheimnisvollen Orient oder im sonnigen Afrika. Kein Problem, Reisen sie mit einer Armee des freien Westens oder einer angeschlossenen Vertragsfirma in den Friedenseinsatz in einem Land ihrer Wahl, und lassen sie mal so richtig unverkrampft die Sau raus.

  • N
    NachtsamBach

    Ich finde es gut so, dass der Oberst entlastet worden ist. Er hätte nie so blos gestellt werden dürfen und gerade nicht von den Ammis! Das war das allerletzte von dem Chrystal.

     

    Zu den Opfern will ich nur sagen, dass ich bezweifle das da irgendein unschuldiger Zivilist ums Leben kam. Die Tank LKW sind um 2-4 Uhr nachts in einem vertrockneten Flussbett stehen geblieben nach dem sie gekapert worden sind. Welche Zivilsten laufen um diese Uhrzeit in einem auch für sie gefährlichen Gebiet draussen herum und füllen Kanister mit Diesel, welches mit Waffengewalt gestohlen worden ist und zwar von Leuten, die die Bevölkerung selber nicht gerade unterstützt?

  • D
    DerDummeMensch

    @ Gesellschaftsverblödung

     

    Dann könnte ich mir doch gleich die Augen verbinden und mit ner Panzerdiviesion ne Kleinstadt durchfahren und natürlich später behaupten ich habe nichts gesehen, tut mir leid, also falls es dabei Tote gab (254), dann haben wir das nicht gesehen, únd damit wäre ich schon ein nominierter für den Friedensnobelpreis ... hahah..heutzutage ist irgendwie alles möglich...ich lache jetzt aber ... genau jetzt auf mehreren Teilen unserer Erde passieren furchtbare Dinge, Massaker, Folter, Imperialismus, Massengräber und und und ... und das alles im Namen der Gerechtigkeit und der Großteil unserer Gesellschaft bekommt nichts von den vielen schlimmen Dingen, die mit unserer Flagge passieren nichts mit.

     

    Das ist Dummheit, dummheit die in unserer angeblich so hoch modernen Welt steckt und dafür sorgt dass die Rechte stück für Stück abgebaut werden!!!

  • T
    Thorsten

    Ich halte den Angriff für notwendig und richtig.

     

    Aber dennoch:

     

    "laut verschiedenen Quellen [sind] zwischen 17 und 142 Menschen getötet worden, sagte Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan am Donnerstag in Berlin unter Berufung auf den nun eingetroffenen Nato-Untersuchungsbericht. In dem Bericht heiße es zudem, dass es zwischen 30 bis 40 getötete und verletzte Zivilisten gegeben haben könnte."

     

    wie passen diese Ausagen zusammen? DAS soll mir mal jemand erklären!

  • M
    max

    wenn man sich jetzt darin bestätigt sieht, dass es in ordnung sein kann, einen um flussbett steckengebliebenen tanklaster mit massenhaft menschen außenrum zu bombardieren, um der völlig abstrakten gefahr, dass dieser laster unter umständen gegen die bundeswehr eingesetzt werden könnte, zu begegnen, dann sollte man bitte auch zugeben, dass wir uns im krieg befinden, denn als polizeimaßnahme ist das absurd.

    andererseits ist ja krieg auch absurd ...

  • R
    richtigbissig

    Es war also nicht so, dass eine Abwägung zwischen Opfern in den eigenen Reihen(Truppen hinschicken, Bodeneinsatz)und der vertretbaren Verluste in der Zivilbevölkerung stattgefunden hat?

     

    Die Menschenrechte einer afghanischen Zivilbevölkerung haben natürlich einen "Entschädigungspreis", so gesehen hat ist doch die Entscheidung zur Bombardierung "völlig"

    nachvollziehbar.

     

    LG