Nationalistische Geistliche in Serbien: Bischöfe drohen Regierung mit Tod
„In der Regierung soll alles das absterben, was krank ist“, meinen serbisch-orthodoxe Bischöfe und erinnern an die Ermordung Zoran Djindjics. Politik und Medien sind entsetzt.
BELGRAD dpa | Todesdrohungen von zwei serbisch-orthodoxen Bischöfen gegen die Regierung und die Parlamentarier haben zu einem Aufschrei der Medien geführt. „Sie haben die Kirche und Serbien verspottet“, titelte die größte Zeitung Blic am Samstag in Belgrad. „Sie haben die Regierung beerdigt“, kritisierte die Zeitung Nase novine.
Die Äußerungen der Geistlichen seien ein Skandal und eine Schande, schrieben die Blätter übereinstimmend. Die Bischöfe Amfilohije und Atanasije hatten am Freitag bei einer Antiregierungsdemo von Nationalisten in Belgrad Regierungschef Ivica Dacic mit einem ähnlichen Schicksal gedroht wie dem vor zehn Jahren ermordeten ersten demokratischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic.
Die Bischöfe hatten eine symbolische Totenmesse für die Regierung und das gesamte Parlament gelesen. „In der Regierung soll alles das absterben, was krank ist“, sagte Amfilohije am Samstag der Zeitung Politika. „Womit hat unser Lieber Gott verdient, dass ihn solche Menschen vertreten“, reagierte Regierungschef Dacic.
Die nationalistischen Bischöfe könnten mit ihren Drohungen nicht die Regierungspolitik aufhalten, ließ die Regierung mitteilen. Die Kirchenführung verurteilte das Auftreten ihrer beiden Würdenträger. Das sei nicht die Meinung der Kirchenspitze, sagte Patriarch Irinej.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin