Namenswechsel: Geschafft wird wieder "beim Daimler"
Die Umbenennung von DaimlerChrysler in Daimler AG soll kein Zurück symbolisieren, sondern einen Neuanfang. Deswegen standen gleich vier Anträge zu Abstimmung.
BERLIN taz Für Außenstehende klingt es ganz einfach: Nachdem der Automobilkonzern DaimlerChrysler AG seine US-Tochter Chrysler mehrheitlich an den Finanzinvestor Cerberus verkauft hat, heißt er nun nur noch "Daimler AG". Dass man für diese Umbenennung eine außerordentliche Hauptversammlung braucht - geschenkt. Aber sonst ist das Ganze doch eher eine Nebensache. Oder? Von wegen: Als sich die Anteilseigner gestern in Berlin trafen, war von stillschweigendem Durchwinken keine Rede. Vier Anträge standen zur Abstimmung. Gemeinsamer Tenor: Vergesst den Benz nicht!
Die Geschichte des Stuttgarter Konzerns geht auf die beiden Autopioniere Carl Benz und Gottlieb Daimler zurück, die ihre Firmen 1926 zur Daimler-Benz AG verschmolzen. Diesen Namen hatte der Konzern bis zur Fusion mit dem US-Unternehmen Chrysler 1998 behalten.
Die Begründungen der Antragsteller, zu denen der frühere Daimler-Manager Bernd Gans gehörte, waren allerdings durchaus unterschiedlich. "Mit der Wiederbelebung der Weltmarke Daimler-Benz" könne man die "unternehmerische Verpflichtung dokumentieren", den Konzern "wieder an die erfolgreichen früheren Jahrzehnte heranzuführen", sagte Gans. Ein Anteilseigner plädierte für eine "Namensänderung auf Mercedes-Benz AG", weil "alle Autofirmen" den Namen "aus dem Hauptprodukt" ableiteten. Die "Firma Diedrich Müller aus Neuenburg" wollte den Konzern "Firma Benz AG" nennen, weil das Wort Benz "gegenüber dem Wort Daimler den unschlagbaren Vorteil hat, dass es kürzer ist".
Bei Redaktionsschluss galt aber als sicher, dass die Mehrheit der Versammlung dem Konzept von Konzernchef Dieter Zetsche folgen würde. Denn beim Wichtigsten war man sich einig: Ein Glück, dass Daimler Chrysler los ist. Nicht nur im Logo.
Zetsche sagte, der Name Daimler AG soll für eine "klare Unterscheidung zwischen der Konzernmarke sowie den verschiedenen Produktmarken" sorgen. Gegenüber Politik und Gesellschaft wolle der Konzern "konsequent als Daimler" auftreten. Gegenüber den Kunden stünden die Produktmarken im Vordergrund. So sollten die deutschen Daimler-Werke noch in der Nacht in "Mercedes-Benz-Werke" umbenannt werden.
Eine Hürde für den Namenswechsel hatte das Management schon im Mai genommen: Für 20 Millionen US-Dollar kaufte es die Nutzungsrechte für den Namen Daimler - vom Konkurrenten Ford. Dessen Tochter Jaguar hatte 1960 die Daimler Motor Company gekauft, die Daimler-Motoren in Lizenz baute. Die neue Daimler AG darf den Namen nun "als Handelsmarke oder Firmenbezeichnung nutzen", nicht jedoch als Produktbezeichnung. Daimler-Autos wird es also auch künftig nur von Jaguar geben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!