Namensdebatte in Berlin: Der Nazi im Schulnamen

Ludwig Heck war Berliner Zoodirektor und betrieb Rassenforschung für die SS. Erst jetzt will sich eine Grundschule umbenennen.

Ludwig Heck im gruppenbild vor einem Elefanten

Ludwig Heck (li.) posiert im Berliner Zoo Foto: Wikimedia Commons/ Deutsches Bundesarchiv

Berlin taz | Wer war noch mal Ludwig Heck? Der Mann ist schon lange tot, sein Wirken offenbar in Vergessenheit geraten. Heck (1860–1951) war langjähriger Direktor des Berliner Zoos und überzeugter Nazi.

Bereits als Zoochef betrieb er rassistische „Völkerschauen“; anschließend betätigte er sich in der von Heinrich Himmler geschaffenen „Forschungsgemeinschaft Deutschen Ahnenerbes“ der SS. Hier wurde versucht, den rassisch-okkulten Vorstellungen Himmlers ein wissenschaftliches Fundament zu verschaffen. Hitler verlieh Heck an seinem 80. Geburtstag die höchste Kulturauszeichnung des NS-Regimes.

Und bis heute trägt eine Grundschule in Mariendorf seinen Namen. Warum, fragt ein am Wochenende bekannt gewordener Brief aus Bayern. Verfasst wurde er von Vertretern des Forums kritischer Psychologie und dem Institut für Kunst und Forschung in München, die auf die geistige Haltung des Namensgebers aufmerksam machten. Kann eine Bildungseinrichtung derart geschichtsvergessen sein?

Nichts da, sagt Sibylle Kähler-Schubert, Rektorin der Schule. Ihr sei der Name bereits 2013 übel aufgestoßen, als sie die Schulleitung übernahm. Doch wie wird man einen Nazi im Schulnamen los, dem 1957 die Deutsche Bundespost Berlin sogar eine Briefmarke mit seinem Konterfei widmete? Jene Marke ziert immer noch den Internetauftritt der Grundschule, versehen mit einem Hinweis zum „bekannten Berliner Zoodirektor“. Kein Wort von Rassenforschung, kein Wort von einer Hitler-Ehrung.

Entscheidung nach vier Jahren

In diesem Sommer – nach immerhin vier Jahren interner Beschäftigung – einigte sich die Schulkonferenz auf einen neuen Namensgeber. Man habe sich in dieser Zeit intensiv mit alternativen Namen beschäftigt, betont Kähler-Schubert.

Doch als die Entscheidung gefallen war, mussten die Verwaltungsmühlen weiter mahlen: Erst prüfte die Bildungsverwaltung den Namensvorschlag, dann ging der Vorgang zurück zum Bezirksamt und wartet dort noch auf seine Zustimmung. Üblich sei eigentlich eine Umbenennung zum Schuljahreswechsel, so die Pressestelle der Bildungsverwaltung, nun werde aber eine zügigere Lösung präferiert. Mit der aktuellen Debatte habe dies nichts zu tun, so die Sprecherin.

Vermutlich ebenso wenig wie die Tatsache, dass am Dienstagmittag eine Pressemitteilung verschickt wurde, die den zukünftigen Schulnamen preisgibt: Mascha Kaleko – eine jüdische Lyrikerin, die den Holocaust überlebte – soll Heck ersetzen. Bleibt die Frage, weshalb Heck jahrzehntelang nur als Zoodirektor bekannt war.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.