Nahverkehr: Hochbahn will hoch hinaus

Unternehmen hält schnelleren Aufbau der Straßenbahnnetzes für notwendig. Die komplette Umstellung des Busverkehrs auf Wasserstoff ist in greifbarer Nähe.

Blick in die Zukunft: wasserstoffbetriebener Brennstoffzellenbus am Rathhausmarkt. Bild: dpa

Die Hamburger Hochbahn (HHA) möchte den derzeitigen Rückenwind für den Nahverkehr nutzen. Ihr Chef Günter Elste hat angeregt, das Stadtbahnnetz doppelt so schnell aufzubauen, als geplant. Nur dann sei das neue Verkehrsmittel wirtschaftlich zu betreiben. Um den Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz voran zu treiben, will Elste ab 2018 nur noch Busse mit Brennstoffzellenantrieb kaufen.

Der Hochbahnchef fühlt sich angespornt vom Erfolg des Nahverkehrs. Seit der Erweiterung Ende 2004 hat die Kundschaft des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), für den die Hochbahn vor allem fährt, um mehr als 20 Prozent zugenommen. Die Hochbahn verzeichnete im Jahr der Fußball-WM einen Rekordzuwachs von 3,5 Prozent. Auch danach seien es jeweils mehr als zwei Prozent gewesen.

Wenn dieses Wachstum anhalten solle, müsse die Hochbahn das Angebot erweitern. Dazu gehöre die Verlängerung der U-Bahnlinie 4 nach Harburg, eine S 4 im Osten und die Stadtbahn - eine Straßenbahn überwiegend auf eigenem Gleiskörper.

Den Bau eines ersten Stücks von Bramfeld zur Kellinghusenstraße hat der schwarz-grüne Senat beschlossen. Im Frühsommer will die Hochbahn das Planfeststellungsverfahren dafür eröffnen. Allerdings sei der bisherige Zeitplan, bis 2030 ein Netz von 40 Kilometern Länge zu schaffen, zu unambitioniert.

Schon für die ersten Kilometern müsse eine Infrastruktur aus Garagen, Werkstätten und Ersatzfahrzeugen aufgebaut werden. Das erhöhe die Kosten pro gefahrenem Kilometer. "Eine Stadtbahn hat nur Sinn bei einer Mindestgröße", sagt Elste. "Wenn ich das über Jahrzehnte strecke, wird das in Wahrheit zu teuer."

Wenn der Hochbahnchef mit seinen Stadtbahn-Wünschen vor allem bei der GAL offene Türen einrennt, tut er das mit seinen Brennstoffbussen vor allem bei der CDU. Die Busse sollen mit regenerativ erzeugtem Wasserstoff betrieben werden. Der Wasserstoff könnte mit überschüssigem Windstrom erzeugt werden.

"Wir haben die Riesenchance, dass Brennstoffzellenbusse in zehn Jahren nicht teurer sind als Diesel", glaubt Elste. Dieser Tage erhalte das Unternehmen Dieselhybrid-Busse, die mit Diesel Strom erzeugen, der wiederum einen Elektromotor antreibt. Das senke den Dieselverbrauch um 25 bis 30 Prozent. Der Wechsel von diesen Bussen zu Brennstoffzellenbussen sei einfach, weil nur ein anderes Aggregat für die Stromerzeugung eingebaut werden müsse. Die Hochbahn wäre dann gut für die kommende Ölkrise gerüstet: Sie geht davon aus, dass Öl 2030 zu teuer sein werde, um damit Dieselmotoren von Bussen zu betreiben.

Bei den Brennstoffzellenbussen setzt die HHA eine Kooperation mit Daimler fort. Der Konzern will ab diesem Sommer 20 serienreife Brennstoffzellen-Autos durch die Stadt rollen lassen. Zwei PKW-Zellen reichen für einen Bus, was die Technik verbilligt. Ob der Brennstoffzellenantrieb tatsächlich die Zukunft der Elektromobilität sein wird oder ein Batteriewechselsystem, ist offen. "Auch wir wissen heute noch nicht endgültig, welche Technik sich durchsetzen wird", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche vor knapp einem Jahr.

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