■ Detlef Kuhlbrodt sieht und liebt:: Nagano nachts, wenn alles schläft (live)
„Du willst, daß ich immer Erfolge habe. – Ich will, daß du keine Drogen nimmst“, sagt eine blonde bayerische Sportlerin im Fernsehen. Irgendwie verwechselt sie die reale Bedeutung, die sie in den Herzen der Leute hat mit ihrer medialen Präsenz. Zwar gucken die meisten Leute, die ich kenne, mit einer gewissen Ausdauer Olympia, doch allzugroß ist ihre Identifikation mit den deutschen Athletinnen eigentlich nicht. Man guckt eher, weil es prima ist, ständig zu gucken, ärgert sich, daß das Fernsehen die interessantesten Sachen – Dameneishockey und Curling – meist ignoriert, und verliebt sich nebenbei ein bißchen in die japanische Eiskunstläuferin vom Montag nachmittag, die viermal bei ihrer Kür stürzte und danach, eine knuffige Mickymaus-Figur im Arm, unter Tränen lächelnd aus meinem Leben verschwand. Zuweilen kifft man auch beim Fernsehen, wie andere eben ihr Weißbier trinken. Das soll hier nur erwähnt werden, weil Ross Rebagliati, der Snowboard-Goldmedaillengewinner, seine Goldmedaille wohl wieder abgeben muß. Ihm wurde „die Einnahme“ (!!!) von Marihuana nachgewiesen. Klarer Fall von Doping. Natürlich völlig absurd. Nicht nur, weil Marihuana bekanntlich alles andere als ein Dopingmittel ist, sondern auch, weil sich geringste Reste über Monate nachweisen lassen. Es ist dabei ziemlich egal, ob man vor dem Wettkampf gekifft, Haschjunkies besucht oder sich mit legalem Hanfshampoo das Haar gewaschen hat.
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