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Nährwertkennzeichnung für LebensmittelZu wenige Produkte mit Nutri-Score

Nur 40 Prozent der untersuchten Nahrungsmittel trügen die Nährwertkennzeichnung, so die Verbraucherzentralen. Das Siegel müsse Pflicht werden.

Davon gibt es noch zu wenige: Nutri-Score-Nährwertkennzeichnung auf Lebensmitteln Foto: Patrick Pleul/dpa

Berlin taz | Die Nährwertkennzeichnung Nutri-Score ist zwei Jahre nach ihrer offiziellen Einführung den Verbraucherzentralen zufolge noch auf zu wenig Nahrungsmitteln zu sehen. „Von 1.451 durch die Verbraucherzentralen bei einem Marktcheck untersuchten Lebensmitteln trugen 40 Prozent den Nutri-Score“, teilten die staatlich geförderten Vereine am Donnerstag mit. Im Vergleich zum Vorjahr habe sich der Anteil um 7 Prozentpunkte erhöht. Am höchsten war er bei Pizzas, am niedrigsten bei Cerealien und Milchprodukten.

„Wir fordern in Sachen Nutri-Score mehr Tempo von der Lebensmittelindustrie“, sagte Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Die farbige Nährwertkennzeichnung kann ihre Aussagekraft innerhalb einer Produktgruppe wesentlich besser entfalten, wenn sie flächendeckend eingesetzt wird.“ Deshalb sollte der Nutri-Score laut Valet europaweit Pflicht werden. Bislang dürfen Unternehmen selbst entscheiden, ob sie das Label verwenden oder nicht.

Die Verbraucherzentralen fanden auch heraus, dass die Nutri-Score-Angaben in nur 3 von 14 angefragten Bundesländern von den Behörden überprüft würden. Das sei zu wenig, so Valet. 17 Produkte waren laut Berechnung der Verbraucherzentralen mit einem falschen Nutri-Score gekennzeichnet.

Für die Kennzeichnung werden positive und negative Nährstoffe miteinander verrechnet. „Das kann aktuell dazu führen, dass beispielsweise Cerealien trotz hoher Zuckergehalte einen guten Nutri-Score erhalten“, schrieb Valet. Für 2023 sei allerdings in Aussicht gestellt, dass hohe Zuckermengen nicht mehr so einfach ausgeglichen werden können. Außerdem sollten auch die Gehalte an Salz und Ballaststoffen strenger bewertet werden. Insgesamt zeige der Nutri-Score aber schon jetzt meist zuverlässig Unterschiede in der Nährstoffzusammensetzung von verarbeiteten Lebensmitteln innerhalb einer Produktgruppe an.

Der Nutri-Score gilt als Beitrag zu einer gesünderen Ernährung der Bevölkerung. Laut Robert-Koch-Institut sind zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland übergewichtig. Übergewicht könne chronische Krankheiten begünstigen.

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3 Kommentare

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  • Wenn sich jemand dafür interessiert, wie es richtig geht und was das für eine Gesellschaft bedeutet, sollte sich mit Chile befassen oder mindestens die letzte halbe Stunde der arte-Doku “fett, fetter, fettes Geld“ ansehen.

  • Darauf einen Fruchtzwerg (Nutriscore B)!

    Wir hatten mal zwei praktisch identische Porridge-Mischungen, die in sämtlichen Nährwertangaben identisch waren, nur im Zuckergehalt waren es minimale Unterschiede. 1-2g/100g. Selber Hersteller, einmal mit Beeren, einmal mit Früchten.



    Der eine war B, der andere C. Der mit etwas mehr Zucker war übrigens B.

    Für den Verbraucher ist die Art und Weise, wie dieser Score berechnet wird absolut undurchschaubar und daher völlig wertlos.

  • Dieses von der Lebensmittelindustrie herbeilobbiierte Lebensmittelsiegel hat doch genau diesen Zweck!



    Lege hat dazu mal allerlei schöne Erklärungen geliefert:

    www.zdf.de/dokumen...ensmittel-100.html