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Nachwuchssorgen bei Hebammen

■ Innerhalb von 7 Jahren ist eine Hebammenschule geschlossen, an den verbleibenden über die Hälfte der Azubi-Plätze gekürzt worden

Die Charité nimmt immer weniger Hebammen-Azubis auf, obwohl die Krankenkassen mehr Lehrstellen bewilligen.

Nur 15 Mädchen lernen derzeit an der Hebammenschule der traditionsreichen Uni-Klinik. „Dabei haben die Krankenkassen noch zwanzig Ausbildungsplätze genehmigt“, ärgert sich Marion Brüssel, die Vorsitzende des Berliner Hebammenverbands.

Sie fühlt sich alleingelassen im Kampf um die Ausbildungsplätze, die allein in der Charité von einst 75 innerhalb von 6 Jahren um fast das Vierfache gekürzt worden sind.

Der Senat, den der Berliner Hebammenverband um Hilfe gebeten hatte, habe nur an die Krankenhäuser appellieren, sie aber nicht zwingen können, mehr Mädchen aufzunehmen.

„Dabei haben wir die Kapazitäten, viel mehr Hebammen auszubilden“, ärgert sich Barbara Krezs vom BHV. Sie arbeitet selbst als Hebamme im der Uni-Klinik angeschlossenen Virchow-Klinikum. „Wir haben dort Deutschlands größten Kreißsaal und über 3.800 Geburten jährlich.“

Es dürfe nicht sein, dass die Ausbildungsplätze der Willkür des Verwaltungsrats unterlägen. Es müssten Gesetze her, die nicht allein den Krankenhäusern die Entscheidung überließen, wünscht sich Barbara Kreß.

Der Verwaltungsrat der Charité, Motzkus, zieht sich mit den Sparzwängen der Krankenhäuser aus der Affäre. Eine Mitarbeiterin sagte außerdem gegenüber der taz: Es sei unfair, die Mädchen auszubilden, wenn man ihnen nachher keinen Job anbieten könne.

Dabei stehen die Chancen für junge Hebammen auf dem Arbeitsmarkt gut. Viele könnten als freie Entbindungshelferinnen in Geburtshäusern arbeiten oder sich als Hebamme selbstständig machen. Allein in Berlin kommen jährlich mehr als 30.000 Kinder auf die Welt. Es würden überall Hebammen gebraucht, weiß Barbara Kreß aus eigener Erfahrung: „Wir mussten erst letztens eine junge Hebamme aus Dresden und eine aus der Hebammenschule Neukölln einstellen.“

Dem Krankenhaus Neukölln ist die einzige andere Hebammenschule in Berlin und Brandenburg angegliedert.

Die Plätze sind heiß begehrt: etwa 2.000 Frauen bewerben sich jährlich. Aber nur 20 von ihnen bekommen die Chance auf eine Ausbildung. Täglich gehen im Hebammenverband Anrufe von Mädchen ein, die verzweifelt eine Lehrstelle suchen. Denn für viele Schülerinnen ist Hebamme immer noch ein Traumberuf.

Marion Brüssel und Barbara Kreß müssen sie dann auf andere Bundesländer verweisen. Karen Heinrichs

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