Nachwuchs von Flüchtlingen im Irak: Vielen Kindern droht Staatenlosigkeit
Wer als Kind syrischer Flüchtlinge im Irak geboren wird, könnte staatenlos bleiben. Und ohne Staatsbürgerschaft findet man später keine legale Arbeit.
„Es ist erforderlich, eine Nationalität zu haben“, sagt Asad Chalil, der Vater der kleinen Aria. „Sie existiert nicht in den Akten, weil sie hier geboren wurde.“ Syrische Flüchtlinge, die in den Kurdengebieten des Iraks Kinder bekommen, dürfen zwar bei den örtlichen Behörden offizielle Geburtsurkunden beantragen. Doch viele Familien tun dies nicht. Flüchtlingslager sind häufig weit entfernt von Regierungsgebäuden in größeren Städten. Deshalb bekommen viele Kinder nicht einmal die grundlegendsten Dokumente.
Chalil sagt, er könne für seine Tochter nur die Staatsbürgerschaft beantragen, wenn seine Familie nach Syrien zurückkehre. Doch er befürchtet, dass selbst eine kurzzeitige Rückkehr während des Bürgerkriegs dafür reine Zeitverschwendung wäre. „Das Dokument, das wir von hier haben, ist sehr einfach. Es zeigt nichts, außer, dass sie hier geboren wurde. Wenn wir das nach Syrien mitnähmen, würden sie es vielleicht nicht anerkennen.“
Noch schwerer wird es, wenn die Kinder älter werden. Dann finden sie ohne Staatsbürgerschaft keine legale Arbeit, können nicht reisen oder zur Schule gehen. Wenn die Situation für sehr lange Zeit anhalte, würden diese Kinder zu Erwachsenen ohne Staatsangehörigkeit, sagt Frederic Cussigh vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. „Um legal im Irak zu arbeiten, könnte das ein Problem sein, oder für ihre Aufenthaltsgenehmigung. Sie stünden die ganze Zeit vor einer beeindruckenden Menge von Problemen, möglicherweise für den Rest ihres Lebens.“
Über 10.000 syrische Kinder im Irak geboren
Selbst die erforderlichen Papiere im Irak zu beschaffen könne für Flüchtlinge mit begrenzten Finanzmitteln schwierig sein, erklärt Cussigh. „Allein die Kosten für ein Taxi zu tragen, um zu den Behörden zu kommen, kann schwer sein.“
Laut Zahlen der UN wurden seit Beginn der Syrien-Krise 12.516 syrische Kinder im Irak geboren. Ihre Familien zählen zu den mehr als vier Millionen Syrern, die seit Ausbruch des Konflikts 2011 aus dem Land flohen, die meisten von ihnen in Nachbarländer. Madschide Mohammeds Sohn Ahmed hat ebenfalls keine nationalen Ausweispapiere. Sie brachte das inzwischen 14 Monate alte Kind in Syrien zur Welt, musste dann aber mit ihrer Familie fliehen. In ihrer Heimatstadt konnte sie das Neugeborene deshalb nicht registrieren lassen.
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