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Nachschlag

■ Zauberei mit Videotechnik, und das witzisch und spritzisch: Trio Blamage im Saalbau

Jacques ist Kleingärtner, Herrmann fährt Trucks, und Commander Kuhnle rettet die Welt. Drei harte Jobs, die müde machen. Kaum hat der Commander eine Space-Show angekündigt, Herrmann den ersten Truckerwitz erzählt und Jacques ein enorm leistungsfähiges Gerät zum „Laubsaugen“ vorgeführt, ist schon Zeit für eine kleine Erfrischung. „Pause! Ein Päuschen! Die Gewerkschaft ruft!“ grinst Otto Kuhnle und zeigt womöglich noch mehr Zahnfleisch als sonst. Ein großer Tisch und die drei Esser daran klappen in die Senkrechte, die Tischplatte wird zur Projektionsfläche. Aus echten Schultern wachsen zweidimensionale Arme, eine Weinflasche wandert von der Leinwand auf die Bühne. Die Grenze zwischen Film und Wirklichkeit scheint aufgehoben und auch die Gesetze der Schwerkraft.

Die scheinbare Zauberei mit Videotechnik ist die Spezialität des „Trios Blamage“. Aber die Berliner Komiker können noch viel mehr: Jonglieren, Akrobatik und Hula-Hoop, Steppen und Akkordeon. Als Gärtner Jacques Chabraques erklimmt Christoph Merg ganz beiläufig wackeligste Stapel aus Blumentöpfen oder balanciert auf einem wild hin und her rollenden Geranienkasten, wobei er mit Kränzen jongliert. Auch wenn einige Kunststücke nicht auf Anhieb klappen, blamiert sich das Trio kein bißchen mit diesem kleinen Varieté-Abend. Aber immer wieder zeigt es auch, was es alles nicht kann: singen zum Beispiel. Oder Blasinstrumente spielen – ebendrum haben die drei ihr Programm „Drama Tragik Blasmusik“ getauft und sich eine idyllische Gartenlauben-Kulisse wie im „Blauen Bock“ gebaut.

Commander Kuhnle erbietet sich großspurig, jeden beliebigen Satz in jede beliebige Mundart zu übersetzen, und kommt doch nie aus dem Schwäbischen heraus. Und der Hesse Rainer Ewerrien markiert den Trottel, der ständig den Faden verliert und doch ein charmanter Entertainer sein will mit „Witzischkeit und Spritzischkeit“. Manchmal wird das Spiel mit den scheinbaren und wirklichen Schwächen zu sehr ausgewalzt. Bei der Dialekt-Nummer zog ein minderjähriger Zuschauer sogar den Gameboy aus der Tasche. Aber angesichts einer ungewöhnlichen Stadtmusikanten-Pyramide sperrte er den Mund vor Begeisterung wieder weit auf. Was das Trio als nächstes vorhat – brillante Artistik, videotechnische Raffinessen oder puren Unfug – ist glücklicherweise immer völlig unvorhersehbar. Die größte Überraschung aber bleibt der Zuschauerin vorbehalten, die am Ende auf die Bühne gebeten und unversehens in einen Film der Truppe hineinmontiert wird. Miriam Hoffmeyer

Trio Blamage mit „Drama Tragik Blasmusik“, bis 23. 4., Do-–So. sowie 26.–28. 4., 20 Uhr, Saalbau Neukölln, Karl-Marx- Straße 141

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