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■ NachschlagJe schlechter die Lage... – Eine Diskussion zur Lage der Off-Galerien

Katastrophal, die Lage, so scheint es: Drei der sechs Off-Galerien, deren BetreiberInnen am Montag abend im Künstlerhaus Bethanien über Selbstverständnis und Zukunftsaussichten alternativer Kunsträume diskutierten, gibt es nicht mehr. Eine vierte, die seit acht Jahren in der Kreuzberger Dresdnerstraße beheimatete Künslerselbsthilfegalerie Broschwitz, wird im Frühsommer den Ausstellungsbetrieb einstellen.

Dennoch war die Stimmung bei dem vom Kunstamt Kreuzberg organisierten und von Kunstkritiker und Ausstellungsmacher Peter Funken moderierten Streitgespräch alles andere als schlecht. Vielleicht war es Zufall: Weitschweifige Klagen über die eigene Situation, wie sie unter Kulturschaffenden ansonsten zum guten Ton gehören, waren nicht zu vernehmen. Dafür jede Menge Bekenntnisse zum Idealismus: Der Umstand, „sein eigener Herr zu sein“, wie es Thomas Rudolph von Peking Kunstausstellungen formulierte, ist für die meisten Grund genug, Geld und Arbeit im Überfluß zu investieren. Dirk Teschner von frontart nahm für sich in Anspruch, Kunst zu zeigen, die „man in kommerziellen Galerien nicht zu sehen bekommt“. Überhaupt: Kompromißlos „seine“ Kunst zu präsentieren, ohne an Wirtschaftlichkeit und Strategien der Vorgehensweise zu denken, scheint für viele Off-Galeristen im unauflösbaren Widerspruch zu dem „Diktat des Marktes“ zu stehen.

Und wie sieht es aus mit der Professionalität? Jürgen Schneider, Übersetzer für irische Literatur und einer der beiden Macher der caoc-Galerie, bemängelte, daß Professionalität im allgemeinen Sprachgebrauch mit völliger Hingabe an den Kommerz gleichgesetzt wird. Ein Mißverständnis, das auch Marcel Hager vom Unwahr-Büro so nicht gelten lassen wollte: Er habe in den letzten fünf Jahren nur eine Handvoll Arbeiten verkauft. Trotzdem: „Was ich mache, ist durchaus professionell.“ Daß Off-Galerien per se Galerien auf Zeit sind, darüber waren sich alle Beteiligten einig. „Als wir unsere Räume aufgeben mußten, habe ich mir gedacht: dann mache ich eben was anderes“, meinte Lavern Wolfram von frontart. Sie brachte die Unsicherheit ihrer Aussteller-Existenz offen auf den Punkt: Die Galerie, die sich in einem besetzten Haus befand, das im letzten Jahr geräumt wurde, auf einmal nicht mehr zu haben, „das war auch so etwas wie eine Erleichterung.“ Ulrich Clewing

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