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■ NachschlagDie zweite Fremdheit: Thesen zum Fremden & Eigenen aus der Akademie der Wissenschaften

In modernen Gesellschaften kommt „das Fremde“ als eine Figur der Erfahrung immer weniger vor. Trotz zunehmender Ausländerfeindlichkeit verschwinden Worte wie „der Fremde“ und „die Fremde“ aus der Alltagssprache. In Zeiten der Globalisierung interessiert das Fremde nicht mehr als etwas Unvertrautes, das von außen kommt, sondern allenfalls als etwas – Binnenperspektive! –, mit dem sich der eigene Standpunkt konfrontieren läßt.

Dieser Annahme tritt eine an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften forschende Arbeitsgruppe entgegen. Am Donnerstag präsentierte sie ihre Ergebnisse im Rahmen der Akademievorlesungen im Haus in der Jägerstraße.

Nicht ein Bedeutungsverlust, sondern ein Bedeutungswandel des Fremden sei zu verzeichnen. Denn im Prozeß der fortwährenden gesellschaftlichen Ausdifferenzierung vergrößern sich die Abstände zwischen Mitgliedern einer Gesellschaft so sehr, daß „Fremdheit“ nicht mehr als Gegenteil von Vertrautheit erfahren wird, sondern geradezu zwangsläufig zur Kommunikation gehört.

Die Arbeitsgruppe legt ein Beschreibungsmodell vor, das mit der Unterscheidung zwischen Nichtzugehörigkeit und Unvertrautheit zwei Dimensionen des Fremden eröffnet. Damit soll gezeigt werden, daß Ausschließungen gerade innerhalb moderner Gesellschaften zustandekommen und daß mit diesem Prozeß auch Veränderungen im Selbstverständnis des Eigenen einhergehen. In modernen Gesellschaften ist die Vorstellung einer strikten Separierbarkeit des Fremden und des Eigenen nicht mehr denkbar. Katja Stopka

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