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■ NachschlagCha-Cha-Cha für alle: Kubanische Musik auf der Insel im Tegeler Hafen

Caridad Hierrezuelo ist nicht irgend jemand auf Kuba. Die 73jährige Sängerin hat in legendären Bands gespielt. Darunter auch in „Los Van Van“. Bis heute bleibt sie dem traditionellen „Son“, ursprünglicher kubanischer Musik, die neben Gesang auch „Leidenschaft und Gespräch“ ist, treu. Begleitet von zwei gestandenen Gitarristen und ihrem Neffen an den Trommeln trat sie am Wochenende beim „Reinickendorfer Sommer“ auf der Insel im Tegeler Hafen auf. Dieser kleine Flecken Berlins ist eine Oase mehr, die es zu entdecken gilt. Dorthin ins Freie die Musik aus Kuba zu tragen, macht die Nacht nicht wärmer, aber heißer. Die Sängerin kommt mit Herz, und sie kommt an. Sie trägt eine Maske und ist doch authentisch. Sie tanzt und bewegt sich kaum und bringt doch alles in Bewegung; sie spricht, und obwohl sie von nur wenigen verstanden wird, wird zugehört. Es gibt eine Sprache jenseits von Sprachen. Ihre Stimme kraftvoll, stark, jung. Sie sucht die Kommunikation auf alle ihr zugänglichen Weisen. Am Ende des Konzertes ist die Maske abgelegt. Die Diva braucht nichts Göttliches. Sie hat sich unter die Leute gemischt. Sie war da.

Jenseits von jährlichen Großveranstaltungen, die sich selbst überleben, jenseits von Mega-Events und kommerzlastiger Hauptstadtkultur entwickelt sich im Norden von Berlin ein kleines Festival zu einem Geheimtip. Denn auch in den Bezirken gilt mittlerweile: Kulturveranstaltungen sichern Standorte. Die ansässigen Unternehmen tun was für die Gemeinde, noch nicht einmal mehr zehn Prozent des Etats des Festivals sind öffentliche Gelder. Der Rest kommt von Sponsoren. Für alle ist was dabei: Von der Kriminacht über Borsig for ever bis zum Straßenfest. Zwei Nächte kubanischer Musik bedienten als Highlights den multikulturellen Geschmack. Das eher heimische Nordberliner Publikum jenseits von Latin-Szene und Tempodromgängern konnte mit den professionellen Frauen der Latin-Salsa-Big-Band „Son Damas de Cuba“ und der zwar weniger professionellen, dafür herzerfrischenden Berliner Formation „Orquesta Burundanga“ in einen Salsa-Rausch geraten. Das Herzstück aber war Caridad Hierrezuelo, weil Persönlichkeit und authentische Präsenz gängige Moden allemal überleben. Waltraud Schwab

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