■ Nachschlag: Flucht nach vorn oder: Wie ein Vagantentheater Zukunft wagt
„Vielleicht ist die Zeit dafür jetzt reif“, hatte die Schauspielerin Klara Höfels im Mai in einem taz-Interview erklärt, als sie zusammen mit dem Dramatiker Oliver Bukowski ihren Plan, in Berlin ein Uraufführungstheater zu gründen, vorstellte. Damals hatten sie gerade ihr Konzept an den Kultursenator geschickt, das an einen Jahresetat von 2,2 Millionen Mark geknüpft war. Zusagen haben sie bis heute nicht bekommen, was in einer Zeit, wo Theater eher geschlossen als eröffnet werden, kein Wunder ist.
Sonntag mittag nun präsentierten Höfels und Bukowski in der Vagantenbühne eine abgespeckte Variante ihres Konzepts. Als Partner (und Spielorte) haben sie zwei kleine Privattheater gewinnen können, die durch das Stolzenberg-Gutachten in Bedrängnis geraten sind: die Vaganten Bühne an der Kantstraße und die Tribüne am Ernst-Reuter-Platz. Und damit das Theater nicht nur im Kopf seiner Planer lebt, wagen sie nun die Flucht nach vorn. Vom 4.11. bis 27.12. sollen im 14täglichen Rhythmus jeweils um 11.15 Uhr szenische Lesungen in der Vaganten Bühne stattfinden. Zunächst Peter Lauderts „Spalter“, „Valentins Nacht“ von Peggy Hohmann und David Gieselmanns Stück „Blauzeugen“. Zwischen vielen Unbekannten saßen auch prominente Sympathisanten des Projektes im Zuschauerraum – Angelica Domröse, Alisa Walser, Nikolaus Sombart und der HdK-Professor für Szenisches Schreiben, Jürgen Hofmann, aus dessen Klasse einige der erwähnten Autoren stammen. „Das Theater soll eine Börse werden für zeitgenössische Stücke, ein Forum für bekannte und unbekannte Autoren“, so Klara Höfels. Oliver Bukowski träumt von einem Theater, für das er sich einen Einfluß wünscht, wie ihn das Londoner Royal Court Theatre hat, die Brutstätte des neuen britischen Theaters. Esther Slevogt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen