■ Nachschlag: „Mojo“ von Jez Butterworth: eine deutsche Erstaufführung im bat
Nein. Nicht wirklich. Wirklich nicht. Soho 1958, eine Handvoll Kleinkrimineller in einem Club. Halbseidener Glamour und Rock'n'Roll, arme Würstchen und aufschneiderische Bescheidsager. Dazu Männerbündlerisches, und jeder Satz wird mindestens dreimal gesagt: „Sie fahren mit dem Rasenmäher über sein Gesicht. Mit dem Rasenmäher. Über sein Gesicht. Mit dem Rasenmäher über sein Gesicht.“ Früher haben sie in Musikboxen gemacht und hatten ihre Ruhe. Jetzt stellen sie einen singenden Wunderknaben im Silberanzug auf die Bühne und sahnen richtig ab. Jedenfalls die Chefs, die dem Kleinen backstage auch gerne in die Hose fassen. Die anderen machen den Einlaß und die Garderobe, werfen Pillen ein und können vom großen Geschäft bloß träumen. Bis der Clubbesitzer umgebracht wird und sie plötzlich ganz konkrete Sorgen haben.
Jez Butterworth, einer der young british writers, hat mit „Mojo“ vor drei Jahren so etwas wie einen Milieuthriller fürs Theater geschrieben. In der Übersetzung von Angela Kingsford Röhl und unter der Regie von Britta Geister erlebte dieser jetzt am Samstag im bat Theater seine deutsche Erstaufführung. Als Koproduktion des Brit-Schwerpunkts der Berliner Festwochen und der Schauspielschule Ernst Busch. Und da zeigte es sich, daß das mit dem Milieustück mit Hilfe von nervösen Zuckungen, riesigen Kühlschränken und leeren Bierkästen (Bühne: Frauke Löffel) noch so hinkommt, von Thriller aber keine Rede sein kann. Denn die Möglichkeit, daß einer aus der Gruppe den Chef umgebracht haben könnte, die Hölle also nicht außerhalb, sondern innerhalb des Clubs ist, wird nicht einmal angedeutet. Zwar belauert jeder den anderen, aber mehr aus Eifersucht um die Gunst des neuen Chefs. Lauter kleine Gaunerstreber, so ist das.
Die Regiestudentin Britta Geister überzieht mit einigem Spaß das Genrehafte der Figuren, kann mit den Comic-Charakteren, die dabei herauskommen, aber dann doch nichts anfangen. Eher unvermittelt kommt es zu plötzlichen Einlagen von Ausdruckstanz oder Flaschenherumwerfen, was die Kammerspielsituation bedrohlich zuspitzen soll, letzten Endes aber nur hysterisch aufplustert. Und auch was über oder neben dem Text stattfindet, dient nur der Bebilderung. Alle grapschen immer hektischer nach dem bißchen Geschichte. Das ist nicht schön und dauert zwei Stunden. Petra Kohse
Bis 24.9. und am 27.9., 20 Uhr, 25./26.9. 23 Uhr, bat Theater, Belforter Straße 15
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