Nachruf auf Wolfgang Kohlhaase: Urgestein des deutschen Films

Mit Filmen wie „Solo Sunny“ hat er deutsche Filmgeschichte mitgeschrieben. Nun ist Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase im Alter von 91 Jahren gestorben.

Porträt von Wolfgang Kohlhaase, aufgenommen in seinem Garten

Erhielt 2010 den Goldenen Bären für sein Lebenswerk: Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase (1931-2022) Foto: Patrick Pleul/dpa

BERLIN dpa | Mit Filmen wie „Solo Sunny“ (1980) oder„Sommer vorm Balkon“ (2005) ging Wolfgang Kohlhaase in die deutsche Filmgeschichte ein. Rund drei Dutzend Drehbücher hat er geschrieben. 2010 wurde er mit dem einem Goldenen Bären für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Nun ist er im Alter von 91 Jahren gestorben.

Kohlhaases frühe Jahre waren geprägt vom Zweiten Weltkrieg. In einem Gespräch mit der Deutschen Presseagentur kurz vor seinem 90. Geburtstag sagte er dazu: „Ich habe versucht zu reden, zu schreiben und auch Filme zu machen über den Hintergrund meiner Kindheit. Das war die Nazizeit, das war der Krieg. Das war das vergeudete Leben meiner Eltern.“ Als bleibenden Film über den Krieg nannte er den Film „Ich war neunzehn“ (1965), in der Regie von Konrad Wolf.

Anfang der 1950er Jahre war Kohlhaase über einen Zeitungsjob in Kontakt mit der Babelsberger Defa gekommen, dem zentralen Filmunternehmen der DDR. Fasziniert von dieser Welt, ließ er sich ohne jede Vorbildung als dramaturgischer Assistent anstellen.

Seine ersten Filmprojekte – etwa „Alarm im Zirkus“ (1954) oder „Berlin – Ecke Schönhauser“ (1957), beide in der Regie von Gerhard Klein – standen ganz im Zeichen des italienischen Neorealismus. Mit dem Film „Berlin um die Ecke“ (1965) war das den SED-Funktionären endgültig zu viel an Sozialismus-Kritik: Wie viele andere Defa-Produktionen des Jahres 1965 blieb der Film unter Verschluss.

Mit sein bekanntester Film war „Solo Sunny“ von 1980, bei dem er an der Seite von Konrad Wolf auch Regie führte, wie später auch bei den Filmen „Inge, April und Mai“ (1992) an der Seite von Gabriele Denecke oder „Victor Klemperer – Mein Leben ist so sündhaft lang“ (1998) mit dem Regisseur Ullrich H. Kasten.

Verlassen wollte Kohlhaase die DDR nach eigenen Angaben nie. Nach der Wende war er bis 2017 noch an zahlreichen Filmen beteiligt. Unter anderem schrieb er „Die Stille nach dem Schuss“ (2000) für Volker Schlöndorff, einem Film über eine in der DDR untergetauchte RAF-Terroristin. „Im selben Jahr verschwinden zwei Utopien: eine große und beinahe reale namens DDR und eine romantische und eigentlich irreale namens RAF“, sagte Kohlhaase über den Stoff.

Mit seiner Frau Emöke Pöstenyi, einer ehemaligen Solotänzerin und Choreografin des DDR-Fernsehballetts, lebte Kohlhaase bis zuletzt in Berlin und in einer kleinen Gemeinde in Brandenburg.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.