Nachruf auf Christine McVie: Die Frau an den Tasten

Christine McVie war die Keyborderin von Fleetwood Mac. Sie komponierte einige der größten Hits der Band. Nun ist sie im Alter von 79 Jahren gestorben.

Musikerin Christine McVie bei einem Konzert

Christine McVie bei einem Konzert mit Fleetwood Mac 2014 Foto: Charles Sykes/Invision/ap

Sich die Nasenscheidewände blutig koksen und mit dicken Motorbooten an den Bahamas vorbeirauschen. Die Zeiten sind zwar längst vorbei, aber so wild haben es Fleetwood Mac einst getrieben. Wobei ihre Musik immer sehr bekömmlich nach Rock und Pop in Frottee klang. „Alltägliches Supermarkt-Gedudel“ schrieben manche verächtlich, andere haben retrospektiv sogar das Genre „Yacht Rock“ erfunden, um das süffig-barocke Songwriting der Band zu charakterisieren; zu diesem Sound fand die ursprünglich 1967 in London als Bluescombo gegründete Band, nach mehreren Besetzungswechseln im Laufe der 1970er.

Maßgeblich geprägt wurde die Band auch durch ihre Musikerinnen, US-Sängerin Stevie Nicks und, die seit 1970 zu Fleetwood Mac gehörende britische Keyboarderin Christine McVie. Eigentlich Christine Ann Perfect nahm sie den Namen von Fleetwood Mac Bassist John McVie an, den sie 1968 ehelichte. Schon bevor sie bei Fleetwood Mac eingestiegen war, komponierte Christine McVie als Mitglied der Band Chicken Shack eigene Songs.

Ein richtiger Hit wurde „You make loving fun“, McVie verarbeitete in dem Song eine Affäre mit dem Beleuchter von Fleetwood Mac. Ihrem Mann sagte sie, der Song handele von ihrem Hund: „Don't, don't break the spell/It would be different and you know it will/You, you make loving fun/And I don't have to tell you but you're the only one.“

Die Ehe zwischen Christine und John McVie wurde 1976 geschieden, auch diejenige zwischen Stevie Nicks und Fleetwood-Mac-Gitarrist Lindsey Buckingham. Zu ihren wildesten Zeiten, 1977, als Fleetwood Mac von ihrem elftem Album „Rumours“ sage und schreibe 40 Millionen Einheiten absetzten, kommunizierten sie untereinander teilweise nur noch per Rechtsanwalt, aber schrieben weiter wie besessen Songs.

„Ich wollte nie eine Solistin sein“

Und so galt die Band als Inbegriff des Mainstreamrock: Megakonzerte vor 80.000 Zuschauern in riesigen US-Football-Stadien. Ausufernde Produktionsexzesse im 40 Spur-Studio und große Budgets für neue Alben. McVie komponierte und sang sogar einige der großen Hits von Fleetwood Mac, obwohl sie sich nie in der Rolle als Bandleaderin sah.

„Ich wollte nie eine Solistin sein. Dafür bin ich zu schüchtern, habe mich immer als Bandmitglied gesehen, statt vorne an der Bühne zu stehen. Das hat mir nie Spaß gemacht. Ich hatte Angst umzufallen, so bekam ich meine Klaviere“, schilderte McVie 2004 in einem Interview.

„Ich war offenbar wie Mutter Teresa, die mit jedem abhing oder einfach versuchte, dafür zu sorgen, dass alles schön und cool und entspannt blieb“. Erst 1995 stieg McVie bei Fleetwood Mac aus, so ganz lösen, konnte sich McVie nie. 1998 nahm sie an einer US-Tour der Band teil, 2014 trat sie der Band wieder offiziell bei.

Am Mittwoch ist Christine McVie im Alter von 79 Jahren an einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse gestorben.

Mit Material von ap

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