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Nachruf Hermann ScheerGrößer als die Beatles

Hermann Scheer war nicht nur "ein SPD-Politiker". Er war der herausragende Politiker seiner und unserer Zeit. Am Donnerstag ist er unerwartet mit 66 Jahren gestorben.

Umweltpolitiker und Gegner des Kosovokriegs: Hermann Scheer. Bild: dapd

BERLIN taz | Wenn man eines Tages die Namen von aktuellen Spitzenpolitikern längst vergessen haben wird, speziell jene der SPD, dann wird man sich immer noch erinnern an einen herausragenden Weltpolitiker, Intellektuellen und Humanisten unserer Zeit. An Hermann Scheer. Am Donnerstag ist er in Berlin mit 66 Jahren völlig unerwartet gestorben.

Um es auch für den popkulturell konditionierten Teil der Gesellschaft klarzumachen: Hermann Scheer ist größer als die Beatles. Über seine Bedeutung kann heute noch kein Konsens bestehen. Aber das wird sich ändern. Scheer hat die Wende zu hundert Prozent erneuerbaren Energien nicht nur früh als zentrale Aufgabe der Gegenwart erkannt, er sah die gesellschaftliche und soziale Dimension, er war in der Lage, die ökologische Transformation zu denken. Mehr: Er war sicher zu wissen, wie man sie hinkriegt.

Als viele Grüne sich noch nicht trauten, von hundertprozentiger Versorgung durch Erneuerbare zu sprechen, sagte Scheer schon: Es geht. Er schenkte ihnen nicht nur Argumente, sondern vor allem Selbstvertrauen. Das half denen, die die Auseinandersetzungen in Stadtparlamenten und Kreistagen angehen mussten. Jahrelang gegen das Argument: unmöglich. Die Vorbehalte galten speziell der Sonnenenergie, Scheers größtem Thema. "Sonnengott" nannten sie ihn - häufig verächtlich. Sie werden sich daran nicht mehr erinnern, wenn die Fotovoltaik auf jedem Dach installiert sein wird. Weil es günstiger sein wird, den Strom selbst zu machen, als von Konzernen zu kaufen. Weil Fotovoltaik weltweit Konsumenten zu Produzenten macht und damit unabhängiger und freier.

In der Bundesrepublik haben viele Scheer allenfalls als "Lonesome Cowboy der SPD" wahrgenommen. Scheer war kein "SPD-Politiker". Er war Weltpolitiker. Darunter machte er es nicht. Und deshalb begegnete ihm so viel provinzieller Neid. Gerade in der SPD.

Sozialdemokratischer 68er

Scheer war ein sozialdemokratischer 68er, Autoritäten blieben ihm stets suspekt. Es sei denn, sie wären ihm fachlich voraus in Bereichen, die nicht die seinen waren oder ihm intellektuell ebenbürtig gewesen - aber wer sollte das aus seiner Sicht schon sein? Seit 1980 saß er für die SPD und den Wahlkreis Waiblingen im Bundestag. Von dem Tag an, da er die Dimension der Energiewende verstanden hatte, entwickelte er daraus ein Doppelkonzept: Er blieb im Betrieb, um mitmischen zu können. Und baute sich mit der Organisation Eurosolar eine Basis, die ihn unabhängig machen sollte.

Scheer ein Querulant? Ach. Er war hartnäckig. Anstrengend. Fokussiert. Er ließ neun von zehn Dingen, die er für falsch hielt, ungerührt passieren - so wie die konventionelle politische Karriere als Außenpolitiker. Sie hätte ihn vielleicht das Amt des Bundesaußenministers erreichen lassen. Also nichts im Vergleich zu dem, was er geschafft hat.

Wir reden hier nicht nur von seinen Leistungen als nationaler Energiepolitiker; wie er das Solarprogramm "100.000 Dächer" initiierte, wie er mit Hans Josef Fell und einigen anderen dem damaligen SPD-Kanzler Schröder das Erneuerbare-Energien-Gesetz unterjubelte - ein Meilenstein in Richtung Energiewende von globaler Bedeutung. Auch Auszeichnungen wie der Alternative Nobelpreis oder Titel wie "Hero for the Green Century" durch das US-Magazin Time sind nicht entscheidend. Scheers exzeptionelle Leistung war es, früher als fast alle anderen die Notwendigkeit und die Dimension einer globalen Energiewende von den fossil-atomaren zu den erneuerbaren Energien erkannt zu haben und sich dann trotz aller Widerstände nicht davon abbringen zu lassen. Obwohl er das nicht einmal oder vielleicht gerade nicht der eigenen Partei klarmachen konnte. Wenn die Energiewende morgen geht, dann auch deshalb, weil Scheer den Leuten auf der ganzen Welt klargemacht hat, dass sie geht. Und wie sie geht.

Niederlage in Hessen

Scheer ist der einzige deutsche Politiker, der die Energiewende bis zum letzten Solardach skizziert hatte. In Hessen war das, 2008. Dem Hermann sei doch himmelangst, wenn er tatsächlich regieren müsse, höhnten die Kollegen. Er sei sicher, dass es einigen "himmelangst" sei, sagte Scheer damals. Ihm nicht. Er kicherte dabei, wie er überhaupt viel lachte, sogar als er später darüber sprach, wie nach einem grandiosen Wahlsieg mit den bekannten moralischen Argumenten eine von Andrea Ypsilanti und ihm geführte Regierung in Hessen verhindert wurde. Aus seiner Sicht nicht nur von politischen Gegnern und Energiekonzernen, sondern vor allem aus der SPD-Zentrale in Berlin. Es wäre die politische Zuspitzung seines Lebensziels gewesen, er wollte es unbedingt. Es kam anders.

Nach außen hat er den Rückschlag gut weggesteckt - wie die anderen auch. Scheer wusste um die Wichtigkeit von Institutionen. Er erfand die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) und kämpfte jahrelang für ihre Etablierung. 2009 war es so weit. Und er wurde nicht Präsident. Dabei hätte ihn nur der damalige SPD-Umweltminister vorschlagen müssen.

Wegbegleiter sagen, dies und die Erfahrungen in Hessen hätten in ihm stark nachgewirkt. Außen machte er unverdrossen weiter, zuletzt initiierte er den Strategiewechsel der SPD Baden-Württemberg in Sachen Stuttgart 21 hin zur Forderung eines Volksentscheids. Er war von Anfang an dagegen. Danach wollte er die Energieallee A7: dezentrale Windkraft neben der Autobahn - von Flensburg bis Bayern.

Am Montag wollte er in München sein neuestes Buch vorstellen: "Der EnergEthische Imperativ". Darin hat er die sofortige Energiewende klarer als zuvor in ihrem globalhumanistischen Kontext dargestellt. Er hat gegen den Zeitgeist den Systemkonflikt als entscheidend benannt: dass es eben nicht mit den Konzernen geht, sondern nur gegen sie. Die vier großen Energiekonzerne in Deutschland wissen genau, wer ihr wichtigster und größter Gegner war. Das entscheidende Wort des Buches aber ist "Beschleunigung". 100 Prozent Erneuerbare - jetzt. Das kann man als sein Vermächtnis verstehen.

Im Angesicht des Todes neigt man zum Pathos, aber dass die Welt nur einen Hermann Scheer hatte, ist kein Pathos, sondern ein Fakt. Vor allem ist es ein Problem.

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56 Kommentare

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  • M
    Marv

    Hermann, wir trauern um dich! Du warst ein herausragender Politiker und dazu noch ein GUTER MENSCH!! Mögen deine Ideen weiter leben und auch in Zukunft Menschen zum kritischen Betrachten der Welt- und auch gerade energiepolitischen Themen anregen.

    "Wer die Wahrheit kennt und sie eine Lüge nennt..." du weißt wie es weitergeht...

  • ES
    Eckhard Schulze

    Ein bemerkenswerter Artikel, der die Bedeutung des Menschen Hermann Scheer auch für die Zukunft herausstreicht.

     

    Besonders auffallend war seine Fähigkeit, mit einer ausgewogenen und dennoch präzisen und politisch deutlichen Sprache zu überzeugen. Ich hätte ihm stundenlang zuhören können, jede Rede war eine Bereicherung.

     

    Dass die SPD mit ihren abhanden gekommenen Karrieristen wie Wolfgang Clement und Müntefering in Hermann Scheer einen Gegner sahen, hat der SPD und HESSEN eher geschadet.

     

    Schade, dass wir ihn nicht noch viele Jahre erleben durften.

  • CR
    Conrad Roedern

    Es ist tröstlich und ermutigend zugleich zu sehen was ein außergewöhnlicher Mensch in der Gesellschaft bewirken kann. Jetzt gilt es für uns weniger Außergewöhnliche seine Bücher zu lesen und umzusetzen damit das Vakuum, daß der geniale Workaholic Hermann Scheer hinterläßt, nicht zu groß wird.

    Ich bin traurig und dankbar.

  • D
    Detlef

    Ich möchte mein Mitgefühl zum gossen Verlust für uns Alle zum Ausdruck bringen. Ein Gerechter ist von uns ALLEN gegangen, mit einem tiefen Einschnitt für die weitere Entwicklung des ISM, der EE und unseres Landes.

     

    Ich hoffe, dass es nach den Begräbnis im kleinen familiären Rahmen auch eine Gelegenheit geben wird, dass viele Unterstützern des "Solarfighters", EUROSOLAR's und des ISM ihre letzte Aufwartung machen können und eventuell auch damit der Oeffentlichkeit vermitteln könnten, dass seine/unsere politischen Ziele von uns/sehr Vielen weitergetragen werden.

     

    Wie könnten wir dies in Würde tun?

     

    In tiefer Trauer

     

    Detlef

  • K
    Kant

    Danke Hermann Scheer !

     

    Eine friedliche Welt durch

    erneuerbare Energien -

    aus Wasser, Wind und Sonne,

    damit Kriege um Gas, Öl

    und Uran/Atom aufhören -

    dafür hast du unermüdlich

    - bei uns und weltweit -

    gekämpft.

    Nun hast du uns mitten

    im Streit für diese

    Energiewende

    verlassen müssen.

    Das macht uns sehr, sehr

    traurig.

     

     

    Im Namen aller, die dich

    mochten und denen du

    politisch und menschlich

    ein großes Vorbild warst.

  • S
    Simon

    Auch ich war über diese Nachricht schockiert. Noch vor wenigen Wochen habe ich mit Herr Scheer über die Realisierbarkeit seiner Pläne diskutiert. Er war ein beeindruckender uns sicherlich einmaliger Politiker. Bewahren wir sein Erbe und würdigen ihn, als den großen Vordenker, der er war.

  • LA
    Lars aus Iserlohn

    "Größer als die Beatles", soso. Gibt es jetzt auch bald die "Hermann Scheer Signature Box"? Gekonnte Vergleich sind wirklich Glückssache. Vielleicht einfach das nächste Mal einen richtigen Journalisten engagieren. (Wahrscheinlich wird dieser Kommentar wieder nicht abgedruckt, da die Heiligenverehrung nicht gestört werden darf.)

  • MB
    Marco Bülow

    Vielen Dank für den Nachruf, der unter den vielen Repliken zu Scheer einer der wenigen Lichtblicke darstellt.

     

    Ich habe zu Hermann Scheer - den ich gut kannte - meinen eigen ganz persönlichen Nachruf geschrieben. Nachzulesen:

    http://www.freitag.de/community/blogs/marcob

  • OS
    Oliver Schumacher

    Ich war gelähmt und konnte es nicht glauben, als ich gestern Vormittag von Hermann Scheers Tod erfuhr - für mich ist ein einmaliges politisches Vorbild und Idol von uns gegangen. Kein Tod eines Politikers hat mich bislang so sehr berührt wie der Seine. Authentisch, aufrichtig und geradlinig war er und ein Visionär, der - nicht nur unter Politikern - seinesgleichen sucht!

     

    Wir hätten ihn noch viel länger gebraucht, die ganze konzern- und bestenfalls kompromissgläubige Welt hätte ihn gebraucht - als überzeugendes Sprachrohr für die politisch, wirtschaftlich und technisch machbare Energiewende.

     

    Es ist ein Glück im Unglück, dass sein Buch "Der energethische Imperativ" noch zwei Wochen vor seinem Tod erschienen ist. Neben der "Solaren Weltwirtschaft" und der "Energieautonomie" ist es DAS logische Standardwerk, das alle gelesen und verstanden haben sollten, bevor sie sich politisch in irgendeiner Weise äußern. Ein Buch, das ohnehin auf die Bestsellerlisten gehört.

     

    Ich wünsche mir, dass seine Ideen und Appelle weiterleben und zur schnellen, wirkungsentfaltenden Umsetzung führen (sein EEG ist ja der gelungene Anfang) - gerade jetzt. Leider kann er es nicht mehr miterleben.

     

    P.S.: Danke an alle anderen Kommentatoren - ich bin gerührt... :'-(

  • PU
    Peter U. Baer

    Warum gerade Herrmann Scheer? Warum so früh? Warum jetzt?

     

    Er war einer der wenigen verbliebenen SPD Politiker, die nicht für Parteikarriere um jeden Preis, sondern für Überzeugungen und Durchhaltevermögen standen.

    Womöglich ist ein solches Leben, unbequem gegenüber der Mehrheit und den Mächtigen zu sein, anstrengender, als nach oben zu buckeln und nach unten zu treten und ansonsten die eigenen Pfründe zu sichern und nur auf kurzfristige Machbarkeit zu schielen.

    Es wäre schön, wenn es in der SPD wieder jemand (oder gar mehrere) aus seinem Holz aushalten würde.

    Denn die Grünen alleine, werden nicht reichen.

     

    Ich bin traurig - und mein Beileid gilt seiner Familie, seinen Freunden und seinen engsten Mitarbeitern.

     

    P. U. Baer

  • V
    vic

    Ich lebe in Waiblingen und Hermann Scheer war mein Wahlkreisabgeordneter. Er vertrat nicht nur energiepolitische Ziele, vor allem war er ein großer Humanist.

    Zwar ist die SPD nicht meine Partei erster Wahl, aber mit ihm wär sie`s vielleicht gewesen.

    Hermann Scheer reißt ein großes Loch, nicht nur in der Region oder der Republik, sondern weltweit.

    Niemand kann diese Lücke ausfüllen - sie ist zu groß.

    Ich bin traurig über den Tod eines guten Menschen.

  • DB
    Dr. Birgit Reime

    Habe vor weniger als 6 Monaten im kanadischen TV eine Doku ueber ihn gesehen, deren Fokus war: Seht her, es geht in Deutschland mit den neuen Energien, also kann es auch hier gehen, wenn man nur will. Er war wirklich international anerkannt und wegweisend.

  • E
    Erika

    Lieber Hermann!

     

    Mögen deine Visionen in Erfüllung gehen!

  • M
    mir

    Welch ein Verlust.

     

    Amy Goodman von "Democracy Now!" hatte im September, bei der Feier zum 30. Jahrestag des alternativen Nobelpreises in Bonn, eines der letzten Interviews mit Hermann Scheer geführt und dieses anlässlich seines Todes nun gestern gesendet:

     

    http://www.democracynow.org/2010/10/15/hermann_scheer_1944_2010_german_lawmaker

  • TT
    Thomas Thiele

    Welch ein Verlust für die bundesdeutsche Politiklandschaft.

    Ein Mensch mt Rückgrat, einer an dem man sich reiben konnte - und keiner an dem man infolge irgendwelcher Selbstverbiegungen einfach nur hätte abgleiten können.

     

    Irgendwie passieren in diesem Jahr 2010 schon sehr verrückte Dinge...

  • K
    Karsten

    "Never doubt that a small group of thoughtful committed people can change the world - indeed, it is the only thing that ever has."

     

    Danke Herrmann Scheer!

  • P
    Paul

    Ich bin echt berührt. er ließ einen an das Gute glauben... und jetzt das... so tragisch.

  • C
    Claudinou

    Wir sind tief erschüttert über den viel zu frühen Tod von Hermann Scheer!

    In unserem Land wird es leider denjenigen, die weitreichende Visionen haben, immer schwer gemacht!

    Die 4 "Abweichler" der hess. SPD- wer mag wohl hinter ihnen gestanden haben?- haben den Hessen und der Welt eine große Chance vermasselt: Hermann Scheer als Wirtschaftsminister - und eine Energiewende!

    Es reicht, sich "Die 4. Revolution" von Fechner anzuschauen, um vor Augen geführt zu bekommen, was heute schon geht!!

    Schade, schade, um diese verpassten Chancen.

    Nutzen wir alle das Vermächtnis von Hermman Scheer und machen wir alle in seinem Sinne weiter: gegen diejenigen, die den Atomausstieg rückgängig machen wollen und gegen die Energiekonzerne!

    Unser Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Freunden und politischen Weggefährten.

  • BL
    Bernd Lauer

    ich habe in den frühen Morgenstunden im Radio die Nachricht seines Todes in mich aufgenommen....ich danke der Taz für die Würdigung seines Lebenswerkes....von anderen Zeitungen vermisse ich es noch....

     

    Mein Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Wegbegleitern, seinen Freunden....nur lasst uns im Sinne von ihm weiter arbeiten....an einer Gesellschaft, die sich verändern muss......

  • MK
    Martina Keller

    Vielen Dank für Ihren wunderbaren Artikel über Herrmann Scheer. Ein Mensch mit Visionen, ein Mensch, der in die Zukunft schauen konnte, ein Mensch, der die Gabe der Unterscheidung der Geister besaß.

    Gut, dass es Menschen wie ihn gegeben hat. Seine Gedanken werden weiter wirken.

  • D
    dissenter

    Ein schwerer Verlust.

     

    Es waren seine Konzepte, die Andrea Ypsilanti sich zu eigen gemacht hatte und die offenbar so umwälzend und gefährlich sind, dass bestimmte Meinung machende, Geld besitzende und Politik bestimmende Kreise keine Kosten und Mühen scheuten, um entgegen dem Wählervotum ihre Wahl zur Ministerpräsidentin zu verhindern.

     

    Oh pardon, das ist natürlich nur eine Verschwörungstheorie, durch nichts belegt und völlig aus der Luft gegriffen - oder eben neben der CDU-Spendenaffäre DER antidemokratische Sündenfall der letzten zwanzig Jahre.

     

    Dass Hermann Scheer hier irgendwie mit im Zentrum des Geschehens stand, aber auf der richtigen Seite der Barrikade, macht seine Bedeutung gewiss nicht kleiner.

  • S
    Solvej

    Herr Scherr, Ihr Tod trifft mich mitten ins Sonnenenergie-Herz.

    Sie waren einer der wenigen!!! mutigen, authentischen, beherzten Vor-und Querdenker der ansonsten opportunen Politiklandschaft; ein Vorbild, sicher nicht nur für mich.

    Ein großer, ein sehr großer Verlust; als Mensch und als Kämpfer für Renewables weltweit.

    Bin erschüttert.

    Mein Mitgefühl für alle, die ihn liebten.

  • V
    vic

    Hermann Scheer war Wahlkreisabgeordneter für meinen Wohnort Waiblingen und MdB der SPD.

    Ein unermüdlicher Kämpfer für regenerative Energiegewinnung, für Abrüstung und Frieden. Er Vertrat wie ich die Ansicht, dass gleiches Recht für alle gelten muss - und was Schwarz-Gelb angeht war er auf meiner Seite.

    Das ist hier sehr selten.

    "Einfach nur" ein guter Mensch, der mir sehr fehlen wird. Hier ist ein Licht erloschen.

    Es gibt niemanden sonst in diesem Geschäft, der ihm annähernd das Wasser reichen könnte.

  • A
    Andreas

    Wann fieberte ich das letzte mal richtig einer Wahl (an der ich noch nicht einmal teilnehmen durfte) entgegen? Wann hegte ich das letzte mal Hoffnungen, daß Politik, Wahlen...doch etwas ändern könnten? Vor zwei Jahren, als Andrea Ypsilanti und Hermann Scheer sich anschickten in Hessen einen echten Politikwechsel durchzuführen. Ich war damals 43 Jahre alt, die Enttäuschung über Rot- Grün saß tief und ich glaubte eigentlich diesbezüglich illusionslos zu sein.

    An dieses (doch etwas sympathisch- naive) Paar habe ich geglaubt und mitgefiebert, daß es doch noch zu Rot-Rot-Grün in Hessen kommt, während sie von einer feindseligen Medienmeute fertig gemacht wurden.

    Aber vielleicht war diese widerliche Hatz ja vor allem Ausdruck von Angst. Dann wäre es ziemlich OK.

     

    Warum erwischt es nur immer die verkehrten...

  • FS
    Frank Sucker

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Ein sehr trauriger Tag.- Ich habe viel von Hermann Scheers visionärer Kraft in Energiefragen gelernt und die glasklare Einsicht, dass das Solarzeitalter aus vielen strukturellen Gründen niemals mit, sondern nur gegen die Energiekonzerne durchgesetzt wird. Hier ist weiterhin Hartnäckigkeit geboten. Vielen Dank für dieses motivierende, herausragende Lebenswerk.

  • F
    Fietor

    Muss gestehen so wirklich im kopf hatte ich den guten mann nicht , aber was man hier so ließt : toller mann ... warscheinlich wäre er mir zu integre wenns nicht um Öko geht aber troßdem schade dass er so früh gegangen ist. Die welt braucht typen wie ihn!

  • A
    Andrea

    Am Montag hätte er sein neues Buch vorstellt. Und er war unbequem - sehr unbequem (insbesondere für die Atom-Lobby). Sein Tod kam völlig überraschend.

     

    Meine erste Reaktion war, dass ich den Tod nicht für einen natürlichen gehalten habe. Und je mehr ich darüber nachdenke, umso nachdrücklicher wird das Gefühl. Ich traue vielen "Entscheidern" in Deutschland inzwischen alles zu.

     

    Es wäre nicht das erste Mal, das bei einem solch unbequemen Menschen "nachgeholfen" wird.

     

    Hermann Scheer, Du wirst mir und unserem Land so sehr fehlen!

  • O
    Olli

    Eine sehr, sehr traurige Nachricht.

    Herr Scheer wirkte stets so vital-beseelt, dass sein Tod sehr

    überraschend kam.

    Ruhen Sie in Frieden, Herr Scheer.

  • KR
    Klaus Rambold

    Hermann Scheer war einer der wenigen Politiker, bei denen ich den Eindruck hatte, sie arbeiten mit Weitblick und Energie für eine bessere Zukunft der Menschen. Seine Gewissheit, dass nachhaltige Energieversorgung möglich ist, hat vielen Menschen und auch mir Mut gemacht, ökologisch zu denken und zu investieren. Sein Tod stimmt mich traurig und nachdenklich.

  • M
    Mischka

    Würdiger Nachruf. Warum nicht auf der taz-Startseite zu sehen?

  • RK
    Rainer Kranzusch

    Bislang ist es der SPD nicht gelungen, einen

    würdigenden 'newsletter' an ihre Parteimitglieder

    zu senden.Dies spricht Bände. Was für ein Verlust.

    Ich bin todtraurig. Dank der TAZ für den Anstand!

  • F
    Flipper

    @Seq:

    "Er hatte manchmal krude Thesen, politisch war er für mich in einem weltfremden Paralleluniversum"

    Und dass Deutschland dank des EEG mittlerweile weit vorne mit dabei ist bei einer Modernisierung der Energieerzeugung, sprich Umstellung auf nachhaltige Energieerzeugung plus Einsparung ist also "weltfremd und krude"? An alle Öl- und Atomkraftträumer: Kommt mal rüber aus Eurem Paralleluniversum. Oder bleibt gleich ganz dort.

  • F
    Franziska

    Wie schrecklich das alles. Und wir hatten uns so auf die Veranstaltung beim Klimaherbst mit Ude gefreut. Er hätte dem Münchner Sonnenkönig vielleicht ein bisschen Feuer machen können für die gute Sache.

  • T
    tystie

    Er war aufrichtig, gradlinig, vorausschauend und unkorrumpierbar, also eigentlich überhaupt kein Politikerabschaum. Tatsächlich war er nicht nur in der Sache richtungsweisend, sondern demonstrierte auch, dass respektable Leute die öffentliche Sache vertreten können.

    Tief traurig!

  • K
    Karsten

    Was fuer ein grosser menschlicher und politischer Verlust! Und wer wird diese Luecke jemals fuellen, die sein Tot hinterlaesst? Wir koennen nur versuchen, sein Vermaechtnis, die vollstaendig auf erneuerbare Energien aufgebaute Gesellschaft weiterzufuehren - und den Energiemonopolisten weiter vors Bein zu treten bis sie endlich stuerzen.

  • D
    dings

    Ein großer Verlust. Sehr schade.

  • C
    ChM

    Politiker, Aufrichtig, Unbestechlich, Gradlinig, Humanistisch.

    Leider ist diese Gattung akut vom Aussterben bedroht.

    Und dieser Vertreter dieser seltenen Gattung Mensch musste leider viel zu Früh von dieser Bühne hier abtreten.

  • N
    noevil

    Ach Hermann Scheer, warum ausgerechnet jetzt? Viel zu früh!

     

    Er war ein Leuchtturm, jemand der Halt und Richtung gab und den man heute mehr denn je brauchte. Jetzt müssen wir ohne ihn weiter arbeiten. Ich hoffe, dass alle, die ebenfalls die ethischen und ökologischen Notwendigkeiten in ihrer Dringlichkeit erfasst haben, den Abschied von ihm als Rufzeichen zu verstärktem Engagement betrachten.

     

    Das würde ihm das beste Denkmal setzen.

  • G
    guapito

    Das ist traurig.

    Diesen Mann habe ich mir als Bundeskanzler mit alleiniger Entscheidungsgewalt über wirtschafts -und umweltpolitische Fragen gewünscht.

  • W
    Waage

    Abgesehen davon, dass man nie mit jemanden 100% einer Meinung sein kann ist der Tod von Herrn Scheer eine sehr traurige Nachricht.

  • M
    Marc

    Mein Beileid, aber das Neueenergiengesetz als Meilenstein zu bezeichnen ist schon vermessen. Ist es doch in Wirklichkeit das echte Umverteilungsprogramm von unten nach oben, da der Hartz4-Empfänger aus Gelsenkirchen mit seiner Stromrechnung damit dem Arzt am Steinberger See, seine KfW-finanzierte Solaranlage auf dem Dach finanziert und ihn noch wohlhabender macht.

  • G
    Genosse90

    Sehr geerter Herr Unfried,

    Sie schreiben mir aus dem Herzen. Ich bin selbst Mitglied der SPD und genau aus dieser Perspektive kann man glaube ich erkennen, dass er meiner Partei immer den entscheidenden Schritt vorraus war.

    Deutschland hat gestern einen herrausragenden Menschen verloren, einen der groessten Vordenker unserer Zeit.

    Seinen Angehoerigen gilt mein tiefes Mitgefuehl.

    Danke fuer alles lieber Hermann

  • ST
    Stefan Thiesen

    Es bleibt kaum etwas zu sagen. Ein großer Verlust.

  • G
    grifter

    Sein Tod ist bedauerlich und ein Verlust für die

    politische Diskussionskultur in Deutschland. Leider

    war er aber auch bereit, sich für seine manchmal

    kruden Thesen von Kommunisten und linken Sektierern

    in ein Amt wählen zu lassen.

  • AN
    Annett Nack

    Danke für diesen Nachruf.

    Nichts anderes hat Hermann Scheer verdient. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie.

  • M
    matthilda

    Die Nachricht vom Tod von Hermann Scheer hat auch mich tief erschüttert. Ich kann den Kommentaren (ausser von Seq) nur zustimmen, der taz-Artikel war eine erste angemessene Würdigung.

     

    Hermann Scheer wird diesem gefährdeten Planeten und uns fehlen! In Deutschland und in der Welt.

     

    Wahrscheinlich müssen wir, angeregt durch ihn (und noch viele weitere Persönlichkeiten, die es im ökologischen und ethischen Umfeld ja doch noch gibt, z.B. die alternativen Nobelpreisträger sowie die Nominierten, die taz-Helden u.v.a.)uns jetzt selbst verstärkt bemühen, diese Lücke zu füllen und der Energiewende-Bewegung mehr Kraft geben.

     

    Wir können uns nicht auf die wenigen Leitfiguren verlassen. Es ist zu dringend. Also Arsch hoch, zu Oekostrom wechseln, auf die Strasse, in lokalen Initialtiven mitmachen etc etc und Politikern klar machen, was wir wollen und was nicht.

     

    Und auch den Unternehmen! Merke: Jeder Geldschein ist auch eine Art Abstimmungszettel!!!

  • T
    Timmi

    Hab die Nachricht auch heute morgen im Radio gehört und wollte es erst nicht glauben :’-(

     

    Vor ein paar Wochen gab es im ´philosphischen Radio´ auf WDR5 das Thema "Weltgerechtigkeit und die Verantwortung des Einzelnen", da war er noch mit zwei anderen alternativen Nobelpreisträgern zu Gast.

    Lohnt sich zum nachhören als Podcast...

    http://www.wdr5.de/sendungen/philosophische-radio/s/d/17.09.2010-20.05.html

     

    *RIP*

  • A
    Anne

    So ein Scheiß!!! Erst Schlingensief, jetzt Scheer! Die Integren sterben aus!! Und alle zu früh. Um Himmels willen, wann erwischt es mich?!? -- Im Ernst, das ist schrecklich. Ich bin sehr traurig. Scheer war einer, da gab es bestimmt keine Politikverdrossenheit -- und auch kein "so sind die doch alle" usw. Warum sind sie bloß nicht alle wie Scheer?! An ihm sieht man, was für Nulpen wir in Berlin rumlaufen haben. O Mann, die Integren werden weniger... zum Heulen.

  • Z
    Zonenkinder

    Wir sind geschockt und tief traurig. Erst kürzlich hat er mit seiner tollen, mitreißenden Rede hier in Hamburg endlich unsere Köpfe wieder frei geblasen von all den verdummenden, uns tagtäglich umgebenden Datenmengen, die sich Informationen, News usw. nennen!

    Wir dachten damals noch, hoffentlich bleibt er uns lange erhalten und treibt uns träge Menschenmasse auch weiterhin mit seiner rhetorischen und intellektuellen Raffinesse, die immer auch von einer charmanten Sturheit und Kompromisslosigkeit geprägt war, an. Wohin? Natürlich in Richtung der Umsetzung dessen, was sowieso notwendig und unausweichlich ist.

     

    Was war kürzlich zu esen? Unsere Welt ist geprägt von sozialer Gleichgültigkeit und von Naturvergessenheit, von der kurzfristigen gewissenlosen Gewinnmaximierung, von Privatisierung, Freihandel und Zerschlagung der Gewerkschaften und Zentralisierung. Hier müssen wir uns entgegen stellen! Der Wechsel zu Erneuerbaren Energien ist ein Wettlauf mit der Zeit - aus ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Gründen. Dieser Wechsel wird diese Zustände, die uns bereits wie ein Naturgesetz erscheinen, hinweg blasen! Wir brauchen keine Brücken! Wir brauchen keine Zentralisierung.

     

    Uns bleibt sein Vermächtnis und dafür möchten wir uns bedanken. Mit diesem Vermächtnis wird jetzt jeder Einzelne von uns verantwortungsvoll umgehen müssen. Deine Gedanken und Pläne leben in uns weiter! Spread the word! R.I.P. Hermann Scheer

     

    Schöne Tage - nicht weinen, daß sie vergangen, sondern lächeln, daß sie gewesen (Rabindranath Tagore)

  • SB
    Sabine Bauer

    Ein Pionier der Umweltpolitik ist von uns gegangen. Möge er in Frieden ruhen. Man kann nur hoffen, dass seine Worte Gehör finden: http://bit.ly/cIOhQa

  • UL
    Ursula Lindner

    Ich bin schockiert. Als ich heute morgen diese Nachricht im Radio gehört habe, musste ich anhalten. Kein Tod eines Politikers ist mir bisher so nahe gegangen und das hat seine Gründe. Nicht nur weil Herr Scheer sich der wirklichen Probleme unserer Zeit, und vor allem deren Lösung, angenommen hat, sondern weil er einer der aufrichtigsten und geradlinigsten Politiker war, den ich bisher gekannt habe. Er war echt, bodenständig und konnte in einer Weise begeistern, die Lust auf Mehr gemacht hat. Und dies unabhängig von politischer Weltanschauung. Mein Beileid gilt seiner Familie, seinen Freunden und politischen Weggefährten, in der Hoffnung dass ihre Trauer etwas gemildert wird um die Tatsache, dass sie die Chance hatten Hermann Scheer zu Lebzeiten nahe zu sein. Vielen Dank Herr Scheer für Ihr Wirken. Wir werden sie in lebendiger Erinnerung behalten.

  • UB
    Udo Bangert

    Ich bin tieftraurig, ich war noch auf seiner neuen Buchvorstellung in Fellbach vor 2 Wochen, dies hat er mir noch signiert "Für Udo..." werde ich gut aufbewahren. Es gilt jetzt den Durchbruch zu den Erneuerbaren für die Menschheit umzusetzen und den Unsinnsbegriff "Brückentechnologie" zu enttarnen.

    Kauft das neue Buch von Hermann damit es in den Bestzellerlisten nach oben kommt und wechselt zu einem Naturstromanbieter. Der Kampf für eine lebenswerte Zukunft geht weiter. Übrigens kann ich auch sein Buch "Die Politiker" empfehlen. Er beschreibt was Politik leisten muss und kann. Und vor allem was ethisch nicht geht. Z. B. in die Industrie zu wechseln die man zuvor mit Gesetzen begünstigt hat! Da war Hermann immer konsequent unbestechlich.

  • M
    Markus

    Sein entscheidendes Wort war "Beschleunigung".

    ???

    ich würde eher sagen entschleunigung!?

  • S
    Seq

    Er hatte manchmal krude Thesen, politisch war er für mich in einem weltfremden Paralleluniversum. Aber ich respektierte den Idealismus und sein Einstehen für seine Überzeugungen.

     

    Insofern: ein Verlust und bezüglich seiner Geradlinigkeit ein Vorbild für alle Politiker.

  • H4
    Holger 40

    U.a.um solcher Menschen willen, klug und gebildet, habe ich mal die SPD gewählt. Menschen wie er kommen heute in allen Parteien leider kaum noch zu Wort. Mein Beileid all seinen Angehörigen und Freunden.

  • SG
    Sandra Goldschmidt

    ich bin schockiert. die guten sterben immer zu früh.