Nachrichten in der Coronakrise: Russland meldet Höchststand

Die Zahl von Corona-Neuinfektionen steigt weiter. Russland vermeldet einen besorgniserregenden neuen Höchststand.

Menschen mit Pelzmnteln und Mützen halten Nelken und Flaggen in der Hand

Auch wenn die Zahlen dramatisch steigen, ohne Maske zu Lenins Geburtstag am 21.01.2022 in Moskau Foto: SNA/imago

Russland verzeichnet neuen Höchststand

Russland hat einen neuen Höchststand bei den täglichen Corona-Neuinfektionen gemeldet. Nach Behördenangaben vom Freitag wurden binnen 24 Stunden 49.513 Ansteckungen nachgewiesen. Damit wurde der bisherige Rekord von 41.335 Fällen innerhalb eines Tages vom November deutlich übertroffen. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Russland war in den vergangenen deutlich gestiegen.

Staatschef Wladimir Putin hatte vergangene Woche gewarnt, Russland habe nur zwei Wochen, um sich auf einen sprunghaften Anstieg der Corona-Infektionen wegen der hochansteckenden Omikron-Virusvariante vorzubereiten. Er rief die Behörden auf, mehr Corona-Tests und Impfungen bereitzustellen.

Die Entwickler des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V versicherten diese Woche, dass das Vakzin einen „starken Schutz“ gegen die Omikron-Variante biete. Dies belege eine Studie des Spallanzani-Insitituts in Italien. In Russland sind vier Corona-Impfstoffe verfügbar, doch die Impfskepsis im Land ist groß. Nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung ist vollständig gegen das Coronavirus geimpft.

Russland zählt zu den am schwersten von der Pandemie betroffenen Ländern weltweit. Nach offiziellen Angaben starben dort bislang 324.752 Menschen an Covid-19. Das ist die höchste Opferzahl in Europa. Die russische Statistikbehörde Rosstat, die eine breitere Definition von Corona-Todesfällen anwendet, spricht sogar von mehr als 600.000 Corona-Toten. (AFP)

Kein Publikum bei Olympischen Fackellauf in China zugelassen

Beim diesjährigen olympischen Fackellauf vor den Winterspielen in Peking ist aus Angst vor einer Ausbreitung des Coronavirus keinerlei Publikum zugelassen. „Sicherheit wird immer Vorrang haben bei diesem Fackellauf“, begründete Yang Haibin vom Organisationskomitee der Spiele am Freitag die Entscheidung, den ohnehin schon klein gehaltenen Fackellauf noch weiter einzuschränken.

Der Lauf von insgesamt 1200 Fackelträgern soll vom 2. bis zum 4. Februar zu den drei Austragungsstätten der Olympischen Winterspiele in Peking führen sowie zu Touristenattraktionen wie der Chinesischen Mauer. Wegen der Corona-Pandemie hatte entgegen der Tradition kein Fackellauf in Griechenland, dem Ursprungsland der Spiele, stattgefunden. Die Zeremonie zur Entzündung der Olympischen Flamme in Griechenland im Oktober war von Menschenrechtsaktivisten gestört worden.

Die Winterspiele in Peking beginnen am 4. Februar und dauern bis zum 20. Februar. Im März folgen in der chinesischen Hauptstadt die paralympischen Winterspiele für Behindertensportler.

Es sind die am stärksten eingeschränkten internationalen Sportereignisse seit Beginn der Corona-Pandemie Ende 2019. Alle Teilnehmer dürfen sich ausschließlich in einem geschützten Bereich aufhalten, der von der Außenwelt abgeschirmt ist. Aus dem Ausland dürfen keine Zuschauer anreisen. Auch der zunächst geplante Ticketverkauf im Inland wurde Anfang der Woche abgesagt, nachdem in Peking erste inländische Ansteckungen mit der hochansteckenden Omikron-Variante des Coronavirus nachgewiesen worden waren. (AFP)

Tägliche Corona-Testpflicht an Schulen in Niedersachsen wird verlängert

Schülerinnen und Schüler müssen sich in Niedersachsen auch im Februar noch täglich auf Corona testen. Die bisher bis Ende Januar befristete Testpflicht werde zu Beginn des neuen Schulhalbjahrs fortgeführt, kündigte das Kultusministerium an. „Das Sicherheitsnetz wird beibehalten“, sagte ein Sprecher am Freitag in Hannover. „Wir glauben, dass das ein wichtiger Beitrag ist, um die Schulen offen zu halten.“

Bereits am Dienstag hatte die Landesregierung angekündigt, dass die Testpflicht künftig auch für geimpfte und genesene Schüler gelten soll, sofern diese noch keine Auffrischungsimpfung erhalten haben.

Landesweit meldeten die Schulen am Freitag 5950 Corona-Fälle, in denen Schüler wegen PCR-bestätigter Infektionen nicht in den Unterricht durften. Das sind mehr als doppelt so viele wie zu Wochenbeginn. Beim Schulpersonal stieg die Zahl im Vergleich zum Montag von 310 auf 490 Infektionen. Zwei Grundschulen – in Wilhelmshaven und im Landkreis Friesland – waren am Freitag im Distanzunterricht, ebenso wie rund 60 Klassen an 24 weiteren Schulen. (dpa)

Thüringer Krankenhäuser fürchten wegen Impfpflicht Personalmangel

Die Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen (LKHG) hat gefordert, das Betretungs- und Beschäftigungsverbot für nicht gegen das Coronavirus geimpfte Mitarbeiter ab dem 16. März auszusetzen. Etwa 17 Prozent der Mitarbeitenden würden bis dahin über keinen Impfnachweis verfügen, warnte die LKHG am Freitag in einem Schreiben an Thüringens Sozialministerin Heike Werner (Linke). Durch den Beschluss des Bundestages zu einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht sei der allgemeinen Impfpflicht vorgegriffen worden.

Für die Gesellschaft stehe in Frage, ob die volle Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser gegeben sei. „Es ist zu befürchten, dass Sanktionen im Zusammenhang mit einer einrichtungsbezogenen Impflicht in den Thüringer Krankenhäusern zu Personalausfällen führen können, die auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten erheblichen Einfluss haben“, betonte die Vorstandsvorsitzende der LKHG, Gundula Werner.

Eine Umfrage habe gezeigt, dass im Zuge des Beschäftigungsverbotes Ungeimpfter kurzfristig 1.918 Betten nicht betrieben werden könnten. Das gebe Anlass zu großer Sorge, „weil wir aufgefordert sind, alle verfügbaren Maßnahmen zur Sicherstellung unserer Krankenhäuser als kritische Infrastruktur in der auch in Thüringen zu erwartenden Omikron-Welle sicherzustellen“, erklärte die LKHG-Chefin.

Sie forderte die Ministerin zum Handeln auf und plädierte für einheitliche Empfehlungen an die Gesundheitsämter. Diese hätten bei der Erteilung von Betretungs- und Beschäftigungsverboten einen Ermessensspielraum, welcher sorgsam ausgeübt werden müsse. (epd)

Inzidenz steigt, Todesfälle nicht

Die vom Robert Koch-Institut (RKI) gemeldete bundesweite 7-Tage-Inzidenz hat erstmals die Schwelle von 700 überschritten. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Freitagmorgen mit 706,3 an.

Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 638,8 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 470,6 (Vormonat: 306,4). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 140.160 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.01 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche waren es 92.223 Ansteckungen.

Experten rechnen mit immer mehr Fällen, die nicht erfasst werden können, unter anderem, weil Labore und Gesundheitsämter zunehmend an Kapazitätsgrenzen geraten.

Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 170 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 286 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 8.460.546 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Donnerstag mit 3,56 an (Mittwoch: 3,34).

Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Freitagmorgen mit 7.178.000 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg 116.485. (dpa)

Weil gegen Lockerungen

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat sich vor neuen Spitzenberatungen von Bund und Ländern gegen Lockerungen in der Corona-Pandemie ausgesprochen – aber auch gegen Verschärfungen. Die massiv steigenden Inzidenzen spielten „schon eine Rolle, aber wir müssen ein Stück weit umdenken gegenüber den früheren Infektionswellen“, sagte der SPD-Politiker am Freitag im ARD-„Morgenmagazin“. Die Infektionszahlen seien hoch, die Kliniken aber weniger belastet. „Wir haben es mit einem neuen Gegner zu tun, deswegen muss man insoweit auch seine Strategie anpassen.“

Die Ministerpräsidenten der Länder wollen am Montag mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über weitere Maßnahmen in der Pandemie beraten. Weil sagte dazu: „Wir dürfen die Pandemie nicht entgleiten lassen.“ Gleichzeitig sprach er sich angesichts der veränderten Lage gegen einen „totalen Lockdown“ aus. Vor allem die Hospitalisierung und die Lage auf den Intensivstationen brächten ihn derzeit „noch nicht ins Grübeln“, auch wenn die Infektionszahlen von Tag zu Tag stiegen.

Weil mahnte, sich nichts vorzumachen. Nach der Omikron-Variante werde das Virus nicht aus der Welt sein: „Wir werden mit neuen Virusformen zu tun haben.“ Ernsthaften Schutz biete nur eine hohe Impfquote in der ganzen Gesellschaft: „Die werden wir mit dem Tempo, das wir jetzt haben, nicht schaffen.“ Die Impfdynamik habe im neuen Jahr nachgelassen. „Da machen wir einen Fehler“, sagte er. Deutlich sprach er sich gegen die sogenannte Durchseuchung aus, dies sei zynisch und bedeute, dass viele Menschen auf Intensivstationen landen und sterben würden. (dpa)

5.000 Verfahren wegen Coronahilfen-Betrug

Knapp zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie führt die Polizei derzeit mehr als 5.000 Ermittlungsverfahren wegen Betrügereien bei den Hilfszahlungen. „Das Deliktsfeld beschäftigt uns immer noch immens“, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik der Deutschen Presse-Agentur. Eine spezielle Ermittlungsgruppe im Landeskriminalamt mit knapp 30 Polizisten bearbeite die Verfahren.

„Die dazu erfassten Schadenssummen belaufen sich insgesamt auf um die 100 Millionen Euro“, sagte Slowik. „Da die Hilfsgelder schnell benötigt wurden und schnell ausgezahlt werden mussten, war uns bewusst, dass es zu Betrugsversuchen und –taten kommen wird.“ Die Polizei sei daher sehr früh in die Ermittlungen eingestiegen. Dadurch habe sich auch die so hohe Zahl der Ermittlungsverfahren ergeben.

Slowik erläuterte weiter: „In 285 Verfahren haben wir Bezüge ins islamistische Spektrum festgestellt.“ Eine weitere Ermittlungsgruppe sei dafür beim Staatsschutz, der für Kriminalität von Extremisten zuständig sei, eingerichtet worden. „Beide Ermittlungsgruppen konnten im Zuge von Durchsuchungen schon erhebliche Vermögenswerte beschlagnahmen.“

Der damalige Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte vor einem Jahr betont, der Senat habe sich 2020 bewusst für schnelle und unbürokratische Hilfe entschieden trotz der bekannten Gefahr von Missbrauch und Betrug. Man müsse die Betrugssumme ins Verhältnis setzen zu zwei Milliarden Euro Unterstützung. (dpa)

Kliniken schaffen wegen Omikron-Welle zusätzliche Kapazitäten

Wegen der steigenden Zahl von Corona-Patienten auf den Normalstationen Berliner Krankenhäuser werden jetzt weitere Kliniken stärker in die Versorgung dieser Kranken einbezogen. So genannte Plankrankenhäuser, die keine Notfallkrankenhäuser sind, sollen nun zusätzliche Betten mit Corona-Patienten belegen. Das teilte die Berliner Krankenhausgesellschaft der Deutschen Presse-Agentur mit. Ziel sei es, zur Absicherung der Versorgung zusätzliche Kapazitäten zu schöpfen, sagte Sprecherin Barbara Ogrinz.

Die starke Ausbreitung der Virus-Variante Omikron stellt die Kliniken vor neue Herausforderungen. Weil bei vielen Infizierten der Krankheitsverlauf weniger heftig ist als bei der Delta-Variante und mehr Menschen doppelt oder dreifach geimpft sind, nimmt zwar die Zahl der Corona-Intensivpatienten tendenziell langsam ab oder wächst nicht mit dem bisherigen Tempo weiter. Stattdessen aber werden immer mehr Corona-Fälle auf den Normalstationen behandelt.

Laut Ogrinz waren es am 7. Januar berlinweit 436 Patienten, am 19. Januar bereits 611. „Das ist ein kräftiges Plus“. Die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten schwankte den Angaben zufolge zuletzt um 200. Sie werden teils wochenlang dort behandelt und müssen zum Teil beatmet werden.

Ogrinz wies darauf hin, das die Kapazitäten der Krankenhäuser begrenzt seien – zumal sich in der Omikron-Welle auch mehr Beschäftigte infizieren oder als Kontaktpersonen in Quarantäne müssen. „Zwar sind Betten aufbaubar, doch haben wir schlichtweg keine Reserven beim Personal“, sagte sie.

„Es wird aufgrund der ansteigenden Fallzahlen zu vermehrten Verschiebungen planbarer Behandlungen kommen, Patientinnen und Patienten müssen sich auf erhöhte Wartezeiten einstellen“, so Ogrinz. „Außerdem müssen wir in dieser Phase der Pandemie genau prüfen, welche Fälle noch ambulant, im Krankenhaus oder auf der Intensivstation versorgt werden müssen.“ Nötig sei daher jetzt ein gutes Zusammenspiel zwischen niedergelassenen Ärzten und Kliniken. (dpa)

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