Nachhaltigkeit in der Autobranche: Toyota schlägt General Motors
Der japanische Autokonzern produziert umweltfreundlicher als die Konkurrenz, bestätigt eine neue Studie. BMW landet auf Platz zwei, General Motors auf dem letzten.
BERLIN taz Allen Greenwashing-Versuchen zum Trotz sind Autos noch längst nicht umweltfreundlich, und auch ihre Hersteller stehen nicht gerade im Verdacht, besonders viel Wert auf ökologische Nachhaltigkeit zu legen. Trotzdem lohnt es sich, sich die Produktion näher anzugucken. Denn eine Studie des Berliner Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) zeigt, dass es hier erhebliche Unterschiede gibt - sogar zwischen den beiden Konzernen, die sich seit Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Rang als weltgrößter Autobauer liefern. Wenn es um den sparsamen Einsatz von Ressourcen wie Rohstoffen, Wasser und Energie geht, ist der Wettlauf entschieden: Der japanische Hersteller Toyota ist Spitzenreiter, der US-Konzern General Motors (GM) nicht etwa knapp Zweiter, sondern Schlusslicht.
Für das Ranking bewerten die IZT-Experten die Autohersteller danach, wie effizient, also ressourcenschonend sie produzieren. Berücksichtigt werden ökonomische, ökologische und soziale Faktoren. Nach ihrer Rechnung erwirtschaftete Toyota 2005 mit den eingesetzten Ressourcen im Vergleich zur Konkurrenz einen Mehrwert von 6,5 Milliarden Euro. Damit ist der japanische Konzern mehr als doppelt so effizient wie Konkurrent BMW, der als Zweitplatzierter des Rankings immerhin noch 3 Milliarden Euro mehr erwirtschaftete als der Durchschnitt der Automobilbranche.
Die anderen deutschen Hersteller sind lediglich Mittelmaß: Die Daimler AG - 2005 noch DaimlerChrysler - und Volkswagen rangieren nur knapp über dem Branchendurchschnitt. Gute Werte gab es für die asiatischen Hersteller Hyundai, Nissan und Honda. Sie wirtschafteten deutlich besser als die Konkurrenz. Im Gegensatz dazu schnitten die nordamerikanischen Firmen schlecht ab: GM etwa erwirtschaftete 2005 einen Verlust von 13,72 Milliarden Euro.
Zurücklehnen können sich Toyota und BMW allerdings nicht. "Wenn sie den Vorsprung halten wollen, müssen sie sich weiter anstrengen", sagt Tobias Hahn vom IZT, Mitautor der Studie. Er hofft, dass sein Ranking einen Wettlauf der Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit entfacht.
Die direkte Vergleichbarkeit anhand seines Sustainable-Value-Index sieht er als entscheidenden Vorteil der Studie. Für diesen verrechnet er ökonomische Kennzahlen wie den Gewinn mit ökologischen und sozialen Daten der Unternehmen, etwa Wasserverbrauch, Abfallmenge, CO2-Emissionen und Häufigkeit der Arbeitsunfälle. Als Ergebnis erhält man einen einzigen Wert in Euro, sodass die Unternehmen über alle drei Bereiche hinweg direkt verglichen werden können. "Das verstehen auch die Nicht-Umweltmanager im Unternehmen", sagt Hahn.
Rüdiger Rosenthal von der Umweltorganisation BUND hält diese Vereinfachung allerdings für "fragwürdig". Dadurch, dass ökologische und soziale Faktoren mit dem Gewinn verrechnet werden, sei die Aussagekraft des Rankings insgesamt "sehr begrenzt". Ein Unternehmen mit sehr hoher Rendite könne zum Nachhaltigkeitsprimus werden, auch wenn Angestellte schlecht bezahlt werden oder die Umweltbelastungen hoch sind, sagt Rosenthal.
Der Umweltschützer plädiert deswegen für drei getrennte Rankings. "Nur dann zeigt sich, wie ökologisch und sozial eine Firma tatsächlich ist."
Die Studie zeigt allerdings noch etwas, das nicht auf der Ergebnisliste steht: dass Firmen für die Etikette "nachhaltiges Unternehmen" inzwischen einiges springen lassen. Die Untersuchung wurde nämlich zu großen Teilen von BMW finanziert. Das sei bei Auftragsstudien üblich, sagt Rosenthal. Die Auftraggeber wüssten in der Regel vorher, wie gut sie abschneiden.
Anzeichen für den Wettbewerb, den sich IZT-Forscher Hahn erhofft, gibt es trotzdem: Fiat, im Ranking auf einem der hinteren Plätze, kündigte nach Veröffentlichung der Studie eine Trendwende in Sachen Nachhaltigkeit an.
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