: Nachhaltig, flexibel und risikoarm
Wer sein Geld in grün-ethische Festgelder investiert oder auf dem nachhaltigen Girokonto lagert, fördert damit den Ausbau erneuerbarer Energien, investiert in soziale Projekte, in Bildung oder Umweltschutz
Daran geht kein Weg vorbei: „Sie müssen sich mit der jeweiligen Bank dezidiert auseinandersetzen, wenn sie wissen wollen, was mit ihrem Festgeld beziehungsweise mit dem Geld auf ihrem Girokonto passiert“, sagt Lukas Feldmann von der GLS Bank, die zu dem noch kleinen Kreis – rund einem Dutzend – der explizit nachhaltig agierenden Banken in Deutschland gehört. „Wir haben in der Vergangenheit gehofft, dass seitens der EU ein transparenter regulatorischer Rahmen für nachhaltige Geldanlagen definiert werden würde, aber das hat sich leider nicht bewahrheitet. Ganz im Gegenteil, die Grenzen sind sehr schwammig und für den nicht eingeweihten Kunden kaum mehr nachvollziehbar.“
So sind laut der EU-Taxonomie, dem europäischen Klassifikationssystem für ökologisches Wirtschaften, inzwischen Atomkraft und mit Erdgas betriebene Kraftwerke grüne beziehungsweise lindgrüne Energieerzeugungsmethoden. Sogar Munition und Waffen sollen „grün“ respektive „nachhaltig“ sein, würden doch Waffen Leben retten. Dass diese Klassifizierung gerade Banken wie der GLS, Umweltbank, Ethikbank, Tomorrow, KD-Bank, Steyler Bank, Evangelische Bank, Triodos und weiteren Instituten gar nicht schmeckt, liegt auf der Hand: Denn in ihren nachhaltigen Anlagenportfolios haben unter anderem Anlagen in Atomkraft, fossile Energien, oder Waffen nichts zu suchen. Wer also als Kunde dieser Banken ein Festgeld- oder Girokonto eröffnet, der kann sicher gehen, dass sein Geld nicht in ein Atomkraftwerk in der Türkei und schon gar nicht in den Waffenschmieden dieser Welt landet. Das Festgeld bei Nachhaltigkeitsbanken, bei denen das Geld über Zeiträume von einem halben Jahr, einem Jahr und darüber hinaus festgelegt wird und in diesen Laufzeiten nicht verfügbar ist, fließt stattdessen in den Bau von erneuerbaren Energien, in soziale Projekte, in den ökologischen Landbau, in Bildung und Umweltschutz. Um nur einige von vielen Bereichen zu nennen.
Dabei lägen die Zinssätze für Festgeldkonten im Nachhaltigkeitssegment ungefähr auf gleicher Höhe wie bei konventionellen Anbietern, stellt Michael Rensen fest. Er ist Redakteur bei der Ecoreporter GmbH, die seit Jahren aus der Welt der nachhaltigen Geldwirtschaft berichtet. Aktuell liegen die Zinssätze für Festgelder mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr, so Rensen weiter, bei bis zu 2 Prozent und bei noch längeren Laufzeiten bis zu 2,5 Prozent. Gar nicht so schlecht, dennoch ist grünes Festgeld trotz des Wachstums in den letzten Jahren noch eine Nische. Rensen schätzt, dass der Marktanteil aktuell bei einem niedrigen einstelligen Prozentsatz liegt. Der Betriebswirt weist zudem darauf hin, dass langfristigere Anlagenstrategien im Aktien- und Fondsbereich bessere Renditen einfahren. Dennoch hält er eine Verteilung der persönlichen Anlage von 40 Prozent in Festgeld und 60 Prozent in Aktien für eine kluge Mischung. Und zum Thema „Grünwaschen“ von diversen Anlageprodukten qua EU-Taxonomie merkt er an, dass eine militärische Wehrhaftigkeit von Demokratien vielleicht als notwendig bewertet werden könnte, aber „nachhaltig ist es trotzdem nicht“. Ansonsten verkomme die nachhaltige Anlagenwelt zu einer Wünsch-dir-was-Welt à la Pippi Langstrumpf für Kapitalisten.
Eine klare Ansage, die all denjenigen, die ihr Geld zukünftig nachhaltig anlegen wollen, Orientierung geben kann. Trotzdem vertrauen immer noch viele Menschen auf konventionelle Konten. Weshalb es aber gerade zum eigenen Geld wenig kritisches Bewusstsein zu geben scheint, liegt nach Benjamin Hecht, Autor bei Utopia.de daran, „dass man Geld schnell mit negativen Dingen verbindet: Kapitalismuskritik, Ausbeutung, Ungerechtigkeit. Viele wollen das Thema am liebsten meiden. Aber: Geld ist Macht – und damit auch Verantwortung. Je mehr man davon hat, desto größer die Verantwortung. Es macht einen Unterschied, ob mein Geld fossile Energien und Rüstung finanziert oder ob es soziale Projekte und erneuerbare Energien unterstützt.“
Obwohl der Nachhaltigkeitsszene derzeit wegen der weltpolitisch angespannten Lage der Wind stramm ins Gesicht bläst, wachse sie, versichert indes Lukas Feldmann. Stellvertretend für den Erfolg dieses Segments steht die Ethikbank aus Eisenberg in Thüringen. Sie gewann in diesem Jahr den Deutschen Nachhaltigkeitspreis und stehe, nach eigenen Worten „seit über 20 Jahren für Faires Geld“. Das Geschäftsprinzip der Thüringer ist, dass „jeder Euro an Kundeneinlagen im Sinne von Mensch, Natur und Umwelt sinnvoll investiert wird“. Als „gläserne Bank“ veröffentlicht sie transparent jeden Kredit, jedes Wertpapier und jede Beteiligung. Da weiß die Kundin eben, wohin ihr Geld fließt. Dierk Jensen
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