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Nachgespielt, mitgesungen

Das Nachspielen von Kompositionen anderer Leute hat eine lange Tradition. Vor dem Hintergrund eines um Distinktion bemühten Begriffes von Originalität indes mag es merkwürdig scheinen, sich ausschließlich mit Fremdkompositionen zu befassen, gewissermaßen eine Art Kapitulation der eigenen Kreativität.

Der britische Essayist Gilbert Adair sagte über die nicht ganz unähnlich gelagerte literarische Gattung der Pastiche, man schreibe eine solche doch wohl lieber absichtlich als unabsichtlich. Was in der Übertragung bedeuten würde: Da alle Songschreiber eigentlich das immer selbe musikalische Material verwenden (und es also nicht so schrecklich weit her ist mit der Eigenständigkeit), könnte man auch gleich nur noch Coverversionen spielen. Nun ja.

Dieser Tage darf das einschlägig interessierte Publikum nicht nur die gnadenlosen Top-40-Runterrocker Boy Division wieder einmal begrüßen. Sondern wie in jedem Jahr entern Scharen von Bands die Bühne des Logo, um im Rahmen des „9. Hamburger Rock Revival Festivals“ nahezu allabendlich vor Gleichgesinnten die Gemeinsamen Lieblingslieder zu reproduzieren. Da werden Rock-Ungetüme aus wenigstens drei Jahrzehnten wiederbelebt, allerlei partytauglich-schmissige Stile (von Commitments-Soul bis Pogues-Sauff-Folk) zelebriert, und das beste ist: Nahezu jeder singt mit. Alexander Diehl

Boy Division: Freitag, 20 Uhr, SternChance; 9. Hamburger Rock Revival Festival: ab Freitag (nahezu) tägl., 21 Uhr, Logo

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