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Nachgehakt„Es gibt verschiedene Rauszugstypen“

Stadtflucht unvermeidlich

Rainer Danielzyk ist Leiter des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS) in Dortmund und Dozent an der Uni Oldenburg. Mit ihm sprachen wir über den Streit, der gestern in der Bremer Bürgerschaft zur Einwohnerentwicklung ausgetragen wurde.taz: Die CDU sagt: Wir müssen in allererster Linie Arbeitsplätze schaffen und eine entsprechend wirtschaftsfreundliche Sanierungspolitik betreiben, die SPD will sich um mehr Wohn- und Lebensqualität kümmern. Muss man sich entscheiden?Rainer Danielzyk: Nein! Man muss Schwerpunkte in verschiedenen Teilen der Stadt setzen. Die Stadt zeichnet sich ja dadurch aus, dass sie integriert, dass sie die verschiedenen Nutzungen enthält. Das ist der Typus der europäischen Stadt.

Den aber immer weniger Menschen lieben. Die Prognosen für Bremens Einwohnerschwund sind düster.Es geht vielen Städten nicht anders, ich komme gerade von einer Tagung für Stadtentwicklung in NRW, in einzelnen Städten im Ruhrgebiet und im Bergischen Land sind die Aussichten ähnlich düster: minus zwölf Prozent in 15 Jahren. In Ostdeutschland ist es noch viel krasser. Das wird man nicht grundsätzlich umsteuern können. Jede Stadt muss sich ihrer Qualitäten versichern und die auch stärken.

Muss man mit Einfamilienhäusern auf der grünen Wiese quasi „Umland“ in der Stadt herstellen?

Auch, aber nicht nur. Hinter der Abwanderung verbergen sich sehr differenzierte Prozesse. Es gibt einen bestimmten Anteil, der verlässt die Stadt, um ein Häuschen zu bauen, um das man rumlaufen kann. Das sind aber in vielen Stadtregionen weniger als die Hälfte der Rauszügler, von denen es fünf oder sechs Typen gibt. Die anderen treibt das mangelnde Angebot an Wohneigentum oder die Situation der Schulen raus. Für die braucht man kein Einfamilienhaus sondern zum Beispiel eine attraktive Schule.

Um welche Leute muss eine Stadt kämpfen?

Um alle, egal welcher sozialen Gruppe er oder sie angehört, denn wer ins Umland zieht, nutzt die Stadt, ohne sie mitzufinanzieren.

Das eigentlich wichtige – weil man nicht jeden halten kann – ist die enge Kooperation mit dem Umland. Und zwar nicht so lockere Absprachen wie bislang im Bremer Raum, sondern verbindliche planerische Absprachen über Wohngebietsausweisung und zu den Standorten von Einzelhandels- und Dienstleistungseinrichtungen. Sonst lässt sich der ganze Prozess überhaupt nicht steuern.

Fragen: Elke Heyduck

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