■ Nachgefragt: Gröpelingen ohne Beirat
Vor 140 begeisterten BürgerInnen fand am Donnerstag abend keine Beiratssitzung in Gröpelingen statt. Die SPD-BeirätInnen erklärten stehend, aus Protest wegen der Wohnschiff-Entscheidung vorerst die Arbeit ruhen lassen zu wollen. Die CDU- und FDP-KollegInnen schlossen sich an, schließlich auch die Grünen. Ortsamtsleiter Mester hat zwar „Bauchschmerzen wegen dem Bearbeitungsstau“, trägt die Entscheidung aber mit.
taz: Sie haben gestern gar nicht erst Platz genommen im Beirat...
Hermann Josef Stell, SPD-Fraktionssprecher im Beirat: Wir protestieren gegen die Senatsentscheidung, ein Wohnschiff für Asylbewerber zu chartern. Wir wenden uns gegen diese Massenunterbringung und gegen den Liegeplatz am Kohlehafen: ist so weit weg vom Stadtteil, von allen Einrichtungen, völlig isoliert. Wenn da jetzt 400 alleinstehende Männer zusammenpfercht werden — Roma, Sinti, Kurden, Schwarzafrikaner — da kann man sich das Konfliktpotential vorstellen. Die Senatorin hat uns keine Antworten gegeben.
Wie lange legen Sie die Beiratsarbeit lahm?
Bis wir eine Entscheidung herbeigeführt haben. Die sozialen Lasten müssen in Bremen gerechter verteilt werden. Wenn zumindest erfüllt ist, daß das Schiff hier nicht festgemacht wird, machen wir weiter.
Gestern stand die Straßenbahntrasse auf der Tagesordnung. Ist doch unverantwortlich, das alles ruhen zu lassen.
Es ist verantwortlich. In Gröpelingen ist die Lage so bedrohlich, wir stehen vor dem sozialen Kollaps. Wenn wir uns mit anderen Themen befassen, überspielen wir das nur. Wir fordern ganz massive Hilfe von der Stadt Bremen.
Macht die Bevölkerung das mit?
Ja. das war sehr positiv gestern abend. Ich habe eine Reihe von Anrufen bekommen — nicht ein einziger ausländerfeindlicher —, die finden: wir können das nicht alles allein machen. Natürlich wirken auch wir nach wie vor an dezentraler Unterbringung von Flüchtlingen mit, das ist klar. Fragen: S.P.
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