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■ Nachgefragt„PDS aus Trotz“

taz: Du hast am Sonntag PDS gewählt. Warum?

Hucky Heck: Ich habe mit der Zweitstimme PDS gewählt, weil ich es wichtig finde, daß eine Partei, die von 20 Prozent der Leute im Osten gewählt wird, auch im Bundestag vertreten ist.

Ich habe PDS aus Trotz gewählt, weil ich nicht hinnehmen kann, was da an Propaganda, Verunglimpfung und Ausgrenzung gegen diese Partei gemacht worden ist.

Und was mich ganz besonders geärgert hat, war, daß auch die Grünen in die Kampagne eingestimmt haben. Dabei ist denen es doch vor zehn Jahren ganz genauso gegangen; da waren das für die Rechten alles gewaltbereite Chaoten.

Aber Marieluise Beck hat doch in Bremen gerade einen kleinen Skandal damit gemacht, daß sie sich für die Einbeziehung der PDS – womöglich sogar in eine Koalition – ausgesprochen hat.

Das ehrt Marie auch. Deshalb hat sie meine Erststimme gekriegt. Zum Glück hat ja auch die Diskussion mit den Republikanern gezeigt, daß man sie nicht einfach ausgrenzen und ignorieren darf, sondern daß sie keine Gefahr mehr sind, wenn man sich mit ihnen auseinandersetzt.

Aber die Reps hast Du doch auch nicht gewählt, um diese Auseinandersetzung mit ihnen zu ermöglichen.

Nein, die sind mir ja auch nicht familiär zugeordnet im politischen Sinn.

Und warum ist Dir die PDS familiär zugeordnet?

Weil ich mich eindeutig links der Mitte bewege.

Was ist an der PDS links?

Eine ganze Menge. Die PDS-Bundestagsfraktion war bei mir im Ortsamt, und wir haben sehr ausführliche Diskussionen geführt. Programmatisch gab es da für mich keinen Zweifel: Die PDS ist links – von der Gesellschaftspolitik, über die Verkehrspolitik, ökologische Fragen usw.

War die SED Deiner Meinung nach auch links?

Darüber kann ich nicht viel sagen. Ich versuche mir ein Bild danach zu machen, was ich heute von dieser Partei sehe. Und ich gestehe jedem zu, daß er seine Meinung ändern kann. Sonst kann ich Leuten, die jahrelang KBW und Speerspitze der Arbeiterbewegung waren, heute auch nicht abnehmen, daß sie sich im bürgerlichen Lager befinden.

Hat Deine Stimme für die PDS auch etwas mit der Bremer PDS-Gruppe zu tun?

Nein, da habe ich überhaupt keinen Kontakt.

Fragen: Dirk Asendorpf

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