Nachgefragt: „Nackter Betonboden“
■ Grünen-Sprecher zum Polizeigewahrsam
taz: Sie waren am Samstag in der Kaserne Vahr, in der über 100 Jugendliche nach einem Platzverweis von der Polizei festgehalten wurden. Wie wurden sie dort behandelt?
Hucky Heck: Es handelte sich nicht um das Kasernengebäude selber, sondern um ehemalige Garagenanlagen. In diesen Garagenzellen gab es keinerlei Sitzgelegenheit, die Jugendlichen mußten auf dem nackten Betonfußboden sitzen. Die Garagen haben Glasbausteinwände mit Oberlichtern. Da haben die Jugendlichen dann versucht, die Glasbausteine herauszubrechen. Deshalb waren sie in Handfesseln gelegt worden.
Wieviele Jugendliche waren in den einzelnen Garagen zusammen?
Wir haben nur eine Garage gesehen. Dort waren vielleicht zehn Personen. Und deren Hände waren zum Teil mit Handfesseln auf den Rücken gebunden.
Und so haben sie dort die Nacht zugebracht?
Das kann ich nicht beurteilen. Zumindest als wir gegen 19.30 Uhr dort ankamen, war es so.
Was haben die Beamten zu dieser Unterbringung gesagt?
Die Beamten waren selber nicht glücklich damit. Ihnen war natürlich völlig klar, daß dieses keine Behausung ist für einen längeren Aufenthalt – höchstens für die Personalienfeststellung und dann einen Weitertransport. Die Beamten, mit denen ich gesprochen habe, gingen davon aus, daß bis zur Nacht noch geklärt wird, was zum Beispiel mit den Bremern unter den Ingewahrsamgenommenen passieren soll. Eine Übernachtung hätten sie nicht für vertretbar gehalten.
Wie bewerten Sie als Politiker die Ingewahrsamnahme in den Garagen der Kaserne Vahr?
Wenn man schon eine rechtliche Handhabe für die Ingewahrsamnahme benutzt, die äußerst fragwürdig ist, und die Jugendlichen dann noch in dieser Form unterbringt, dann muß man bei ihnen doch Haß erzeugen. Mich wundert vor allem, daß hier von Seiten der SPD überhaupt nichts geschehen ist. Das ist für mich Willkürstaat: ich greife nach äußeren Merkmalen definierte Gruppen auf, inhaftiere sie und dann läßt man sich Zeit. Das war den ganzen Tag über eine regelrechte Punker-Hatz.
Sie haben am Samstag abend mit Bürgermeister Henning Scherf telefoniert. Was hat er gesagt?
Ich habe Scherf gebeten, sich zu kümmern und mit mir zusammen noch einmal zur Kaserne zu fahren. Das wollte er nicht. Wenn, dann mache er das alleine. Ich kann nur hoffen, daß er es auch getan hat. Ase
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