Nachgefragt: Viel Feedback von Inis
■ Neue „Charta gegen Industriegefahren“
Phillip Mimkes arbeitet in Düsseldorf bei der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), die dem Chemie-Multi seit 20 Jahren kritisch auf die Finger schaut. Seit Sommer des Jahres liegt eine neue Menschenrechts-Charta gegen Industriegefahren vor. Anlaß für diese Charta waren die verheerenden Industriekatastrophen von Bhopal, Tschernobyl und Seveso. Der 30jährige Physiker war in Bremen, um die Charta vorzustellen.
taz: Ihr habt die Menschen rechts-Charta gegen Industriegefahren ins Deutsche übersetzt. Was steht da drin?
Phillip Mimkes, Coordination gegen BAYER-Gefahren: Es geht um Rechte von Anwohnern und Mitarbeitern von Industrieanlagen. Und um völkerrechtliche Möglichkeiten für Staaten, sich gegen Industriegefahren zur Wehr zu setzen. Schwerpunkte sind dabei der Gesundheitsaspekt und der Umwelt- und Naturschutz.
Ist die alte UN-Charta da nicht ausreichend?
Die Katastrophe von Bhopal hat gezeigt, daß die UNO-Rechte nicht ausreichen. Dort sind mindestens 10.000 Menschen ums Leben gekommen. Der US-Konzern, der das Werk in Indien betrieben hat, hat sich geweigert, die Menschen vernünftig zu entschädigen. Es gab auch keine Möglichkeit, richtig gegen den Konzern vorzugehen, weil die ihre Zelte in dem Land dann abgebrochen haben. Um solche Verantwortlichkeiten geht es in der Charta.
Aber Völkerrecht ist selten so bindend wie nationales Recht...?
Deshalb versuchen wir, diese Charta auch in einzelnen Ländern zu implementieren. Weltweit haben sich über 100 Organisationen an der Entstehung der Charta beteiligt. Das Permanent Peoples Tribunal hat das mit Greenpeace-Großbritannien und dem Pesticides Trust organisiert. Hier in Deutschland sind zum Beispiel Brot für die Welt oder der Dachverband der Kritischen Aktionäre beteiligt, auch Teile der Grünen haben an der Charta mitgearbeitet.
Stößt die Charta auf Interesse?
Von Initiativen und Privatpersonen bekommen wir viel Feedback. Aber von offizieller Seite bislang gar nicht.
Du hast gerade einen Vortrag über die Rolle der IG-Farben für die Kriegstreiberei in Deutschland bis nach dem 2. Weltkrieg gehalten. Kann denn eine Charta gegen Industriegefahren in Zukunft solche Industriemacht verhindern?
Eine Charta kann die Rolle und Verantwortung von Konzernen für die Politik, für die Gesellschaft und für die Umwelt definieren und beschreiben. Und es geht darum, die Konzerne soweit zu bringen, daß sie dieser Verantwortung endlich gerecht werden. Fragen: C.Dowe
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