Nachgefragt: „CDU im Rambo-Stil“
■ Bei Technologiepark-Erweiterung setzt Detmar Leo (SPD) auf die Kleingärtner
Seit Wochen tobt der Streit um die Erweiterung des Technologieparks an der Universität. Um das Naturschutzgebiet Hollerland zu verschonen, hatte die SPD vorgeschlagen, das Gewerbegebiet in das Kleingartengelände zu erweitern und den Kleingärtnern Ersatzflächen anzubieten. Die Kleingärtner signalisierten Gesprächsbereitschaft, wenn fair mit ihnen verhandelt wird. Wir fragten den wirtschaftspolitischen Sprecher der SPD, Detmar Leo:
taz: Für den Technologie Park hat die SPD teilweise Flächen ausgewiesen, die für Kleingärten vorgesehen sind. Der Kleingärtner sperren sich?
Detmar Leo, SPD: Nein. Wir sind mit dem Kleingartenverband im Gespräch. Die von der SPD vorgeschlagenen Erweiterungsflächen, eine Wiese und ein kleiner Teil der Gärten, stehen unter bestimmten Umständen weiter für den Technologie Park zur Verfügung.
Würden Sie die Kleingärtner zwingen, ihre Flächen abzugeben?
Das ist völliger Unsinn. Ohne die Zustimmung der Kleingärtner läuft gar nichts. Ich bin daher sehr froh, daß die Kleingärtner von sich aus an uns und den Wirtschaftssenator herangetreten sind. Aber der hat überhaupt nicht reagiert, sowas ist arrogant. Dabei hat er gleichzeitig Flächen blockiert, so daß keine weiteren Kleingärten gebaut werden konnten. In seinem jetzt vorgelegten Entwicklungsplan für den Technologie Park fordert Hattig nicht nur das Hollerland, sondern er will auch den Kleingärtnern doppelt so viel Fläche nehmen, als es der Vorschlag der SPD vorsieht.
Welche Angebote können Sie den Kleingärtnern machen?
Die Sachlage ist doch ganz einfach. Wenn man im Bremer Osten, in der Osterholzer Feldmark, Ausgleichsflächen für die Fläche der Kleingärtnen an der Uni bekommt, dann ließe der Verband sicher mit sich reden.
Nun sagen die Kleingärtner aber „Finger weg von unseren Gärten“.
Darüber bin ich gar nicht traurig. Das bedeutet nur, daß die Kleingärtner wollen, daß fair mit ihnen verhandelt wird. Und dazu haben sie schließlich ein Recht. Im übrigen machen die Kleingartenflächen nur einen kleinen Teil der von der SPD vorgeschlagenen Alternativen zum Hollerland aus, nämlich nur 14 ha. Insgesamt haben wir Vorschläge für fast 50 ha neuer Standorte rund um den jetzigen Technologie Park gemacht.
In Grohn soll darüber hinaus noch ein Technologie Park entwickelt werden, beißt sich der nicht mit dem an der Uni?
Wenn ein Park gut läuft, soll man den erstmal verdichten. Dazu gibt es an der Uni genügend Mögklichkeiten. An anderen Orten hat so ein Park nur eine Chance, wenn er ausreichend profiliert ist. Aber offensichtlich hat das Wirtschaftsressort keine qualifizierten wirtschaftspolitischen Ziele. Das sagt ja auch das McKinsey Gutachten. Da wundert es mich nicht, wenn der Wirtschaftssenator nur allgemeine Gewerbegebiete ausweist, so ein Unfug. Wir brauchen qualifizierte Technologie Parks oder Umwelttechnik Zentren.
Warum sind die Fronten zwischen SPD und CDU in Sachen Hollerland so verhärtet?
Die CDU versucht, mit Rambo-Methoden am Koaltitionsvertrag vorbei zu agieren. Offensichtlich sind einige Leute in der CDU der Meinung, sie würden ihre Klientel nicht ausreichend zufriedenstellen. Aber die CDU muß selbst wissen was sie will. Zur Zeit will sie sich offensichtlich eine blutige Nase holen. Fragen: Thomas Schumacher
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