Nachgefragt: Konzept stimmt nicht
■ Was würden die Bündnis-Grünen mit dem Getreidespeicher machen?
Noch ein letztes Jahr, dann wird erneut eines der industriellen Wahrzeichen in Bremen-Gröpelingen stillgelegt. Die Bremer Lagerhaus Gesellschaft verläßt ihren Futtermittel-Umschlagshafen am Getreidespeicher. Was aber soll mit der riesigen achtzigjährigen Silo-Anlage passieren? Die Grünen besuchten vergangene Woche den Speicher – wir befragten ihre Bürgerschaftsabgeordnete Helga Trüpel zu Zukunftsaussichten des Gebäudes:
taz: Sie waren am Freitag am nördlichsten Zipfel des Bremer Hafengeländes beim Getreidespeicher der BLG und haben nach der Besichtigung für seinen Erhalt plädiert. Warum und zu welchen Zwecken?
Helga Trüpel, Abgeordnete von Bündnis90/Die Grünen: Der Getreidespeicher ist ein richtiges Industriedenkmal. Davon hat Bremen nicht mehr viele. Bei der Internationalen Bau-Ausstellung (IBA) Emscherpark im Ruhrgebiet habe ich gesehen, wie gut sich alte Industriebauten mit modernen Gebäuden kombinieren lassen.
Zu welchem Zweck?
Viel wurde bei der IBA-Emscherpark umgebaut zu modernen Bürogebäuden, sie haben Kindergärten reingebaut – das würde ich jetzt aber nicht für den Getreidespeicher vorschlagen – sie haben Museen, Gasttätten und Museen reingebracht.
Das hört sich toll an. Aber wer wollte schon ganz nach Gröpelingen rausfahren, um dort ins Museum zu gehen? Und bis auf das Panorama-Café, von dem Sie sprachen, kann man sich keines der Kultur-Konzepte wirklich für dieses doch sehr hermetische Bauwerk vorstellen.
Voraussetzung wären natürlich immer Investoren. Unser Konzept geht in Richtung Mischnutzung: Also Wohnen, Industrie, Dienstleistung und Kultur. Das Konzept der Grünen für die alten Hafengebiete ist ein neuer Stadtteil. Also Innenstadtverdichtung und Stadt am Fluß: Als ein neuer Stadtteil ist dieser Standort ja in der Stadt integriert, wenn man da mit Büros und Kultur und Entertainement reingeht. Und da gehört der Speicher in der Klammer von Lichthaus und Pier 2 mit rein.
Gibt es Beispiele für die von Ihnen präferierte Mischnutzung alter Hafenreviere?
Chicago ist ein Beispiel – ganz im Gegenteil zu Fishermans Wharf in San Francisco: Das ist nur Billig-Buden und Entertainement.
Umnutzung ist ja auch eine Kostenfrage.
In Bremen können das natürlich nur private Investoren. Die müssen erkennen, daß hier ein neuer Stadtteil gebaut wird, der erfolgversprechend sein kann. Man muß dazu Entwicklungsagenturen gründen, also gute Leute einkaufen, die sich mit Stadtentwicklern, Architekten, Ökonomen und den Investoren um eine solche Entwicklung kümmern.
Also das machen, was der Häfensenator gerade macht.
Für uns stimmt die Konzeption nicht, weil wir gegen die Großmarktverlagerung und die Zuschüttung des Überseehafens sind. Wir würden das größer und vielfältiger anlegen. Fragen: Fritz von Klinggräff
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